Angefangen hat alles am 20. August 1965. Der Amerikaner George Barris trifft sich mit den Produzenten der TV-Serie Batman aus dem Hause Twentieth Century-Fox Television und Greenway Productions und bespricht erste Ideen über ein mögliches Superhelden-Fahrzeug. Fünf Tage später reicht George Barris einen ersten Vorschlag ein, der am 1. September in Form eines Vertrages in Zement gegossen wird. Der einzige Haken an der Sache: Für den Auftrag ein Batmobil zu bauen werden ihm genau drei Wochen gegeben. Sollte bis zum 11. Oktober kein Batmobil da sein, müssen die vorgeschossenen 5.000 US-Dollar unverzüglich zurückgezahlt werden. Um genau zu sein, ist dieser kurze Zeitraum jedoch der pure Glücksfall für George Barris. Denn nur aus diesem Grund bekommt er überhaupt den Auftrag. Sein großer Konkurrent und Schaffer von Fahrzeuge wie dem Monkeemobile und der Black Beauty von Green Hornet, Dean Jeffries, hat eigentlich den Vertrag in der Tasche. Aber: Angesichts einer Terminverschiebung um ein ganzes Jahr nach vorn, sieht er sich nicht in der Lage, sein auf einem 1959er Cadillac basierendes Batmobil fertig zu stellen. Er wird kurzerhand ausbezahlt und George Barris sitzt stattdessen nun im Batman-Boot. Nachdem ihm von Eddie Graves gezeichnete Skizzen präsentiert werden, ist schnell klar, welches Fahrzeug als Basis für den rollenden Verbrecherschrecken genutzt werden soll: Die Wahl fällt auf das Konzeptfahrzeug Lincoln Futura von 1955.
Dieses seltsame Vehikel, welches 1954 von William M. Schmidt entworfen wurde, ruft nicht ohne Grund Erinnerungen an Bekanntes hervor. Der Lincoln-Designchef griff nach Vorbildern aus der Tierwelt – genauer gesagt einen Manta Rochen und einen Mako Hai. 250.000 US-Dollar später war das 335 PS starke und 5,77 Meter lange Fahrzeug mit der Seriennummer X-1500-7365G fertig. Am 8. Januar 1955 feierte es in Chicago auf der Autoshow seine Premiere. Besonders die beiden getrennten Fahrgastraumhauben und die ungewöhnlich großen Heckflossen weckten das Interesse der Besucher. Und die Tatsache, dass es keine zu öffnenden oder schließenden Fenster gab, war auch nicht weiter schlimm. Dafür existiert eine gute Klimaanlage und ein System, das per Mikrofon auf dem Heck Geräusche eines sich von hinten nähernden Fahrzeugs in die Cockpitkanzeln leitet. Dass als Fahrgestell ein Lincoln Mark II herhalten musste, störte niemanden. Und so kam es, dass noch vor dem ersten Gedanken an ein Batmobil, der seltsame Amerikaner in dem Kinofilm „It Started with a Kiss“, der in Deutschland unter dem Titel „Eine tolle Nummer“ zu sehen war, zum Einsatz kam. Doch zurück zum Rächer der Nacht.
150 Dollar pro Tag
Neben George Barris sind bei der Schaffung des ersten TV-Serien-Batmobils noch die Herren Lester E. Tompkins und Irvin Kuns beteiligt. Innerhalb des Unternehmens Barris Kustom City entsteht so innerhalb von 15 Tagen und zu einem Honorar von 15.000 US-Dollar das pünktlich am 11. Oktober 1965 ausgelieferte Batmobile I. Natürlich nicht ohne gewisse Auflagen seitens der Serien-Produzenten. So wird das Lenkrad zwischen zehn und zwei Uhr abgesägt, so dass es mehr wie ein Flugzeug-Steuerhorn ausschaut. Die beiden Fahrer, Adam West und sein Stuntdouble sind davon nicht begeistert und bemängeln das potenzielle Verletzungsrisiko. Sehr zu ihrer Freude wird es im April 1967 durch ein 1958er Edsel-Lenkrad ersetzt. Ebenfalls mussten verbaut werden eine Bing-Bong-Warnglocke, ein Fledermaus-Warnlicht, ein Mobiltelefon, das berühmte Batscope, ein Radar ähnliches Gerät das laut piept und wie wild blinkt sowie viele weitere blinkende und piepende Dinge. Raketen, zwei Fallschirme mit einem Durchmesser von je drei Metern und die gewaltige, aus einem 19 Liter fassenden Farbeimer entstandene Turbine am Heck dürfen nicht fehlen. Die Farbe, Velvet Bat-Fuzz Schwarz rundet das martialische Auftreten des 5,72 Meter langen, 2,13 Meter breiten und 2.495 Kilogramm schweren Ungetüms ab. Für den Antrieb sorgt ein 6,4 Liter großer V8 unter der langen Motorhaube, der seine Kraft per Drei-Gang-Automatik an die 15 Zoll kleinen aber 235 Millimeter breiten Hinterräder schickt.
Nach dem 30.000 US-Dollar teuren Umbau, der den Wert des Batmobile I auf rund 125.000 US-Dollar anhebt, bleibt seitens der Auftraggeber die große Frage zu klären, was nun? Kaufen oder mieten? Spannender Weise entscheiden sich die Produzenten gegen einen Kauf des Fahrzeugs. Sie mieten es viel lieber zu einem Preis von 150 US-Dollar pro Tag. Somit können die Dreharbeiten beginnen. Dass das Batmobile I nicht nur wie eine Diva ausschaut, sondern sich auch wie eine verhält, wird schon an den ersten Drehtagen deutlich. Am 18. Oktober gibt als erstes die Zündung den Geist auf. Es folgen ein Kurzschluss in den Frontscheinwerfern, ein defekter Reifen, ein abgefallener Auspuff und eine leere Batterie. Als Höhepunkt wird moniert, dass es bergauf nicht schneller als 72 Kilometer pro Stunde schafft. Insgesamt sorgen diese technischen Fehler für eine Verzögerung von rund drei Stunden. Die erste Folge wird jedoch ohne weitere, nennenswerte Ausfälle abgedreht.
Erst kurz vor dem TV-Debüt am 12. Januar 1966 kauft George Barris der Ford Company das Konzeptfahrzeug Futura am 21. Dezember 1965 ab. Auf dem von ihm und dem damaligen Special Vehicles Manager Jacque H. Passino unterschriebenen Vertrag ist klar und deutlich der Preis abzulesen: ein US-Dollar. Am 11. März 1966 lässt sich George Barris am 18. Oktober zudem das Patent auf das Batmobile I unter der Nummer 205998 eintragen. Der Grund wird nur wenige Monate später klar, da er drei Fiberglas-Kopien des Boliden anfertigt. Am 3. August 1966 feiert das Batmobile I im Kino sein Debüt. Am 14. März 1968 ist in den USA die letzte Batman-Episode im Fernsehen zu sehen. Von da an steht das Batmobile I in einem kalifornischen Showroom und reist zu zahllosen Shows und Events.
Am 19. Januar 2013 steht es zum ersten Mal offiziell zum Verkauf. Insgesamt 4,62 Millionen US-Dollar legt Käufer Rick Champagne nach der Auktion für den Jugendtraum auf den Tisch. Doch nur wenig später, im Juni 2015, steht er erneut zum Verkauf. Sein Schöpfer wird den Zeitpunkt des Weiterverkaufs nicht mehr erleben. George Barris verstirbt am 5. November 2015 im Alter von 89 Jahren. Per Facebook verkündet sein Sohn Brett: „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass mein Vater, der legendäre Kustom Car King, in eine größere Garage im Himmel umgezogen ist.“