50 Jahre Opel GT: „Nur Fliegen ist schöner…“

50 Jahre Jubiläum des Opel GT

Vor 50 Jahren rollt der erste Opel GT vom Band.

„Nur Fliegen ist schöner…“ – diese vier Worte reichen aus, um Sehnsüchte, Erinnerungen und Emotionen zu wecken. So wie der Slogan als Klassiker in die Werbegeschichte einging, so ist der Beworbene selbst zum Klassiker geworden: Vor 50 Jahren rollte der erste Opel GT – ein Sportcoupé mit Charme – vom Band. Damals wie heute ein echtes Traumauto und ein Meilenstein der Automobilgeschichte. Zum Auftakt des Jubiläumsjahres geht der Opel GT Anfang Mai bei der Bodensee-Klassik (3.-5. Mai) an den Start. Und auch auf weiteren Events können die Fans die automobile Stilikone in den kommenden Monaten live erleben. Zum Beispiel beim Klassikertreffen in Rüsselsheim im Juni.

Opel Gt Experimental GT
Der Experimental-GT war bei seiner Premiere auf der IAA 1965 das erste Konzeptfahrzeug eines deutschen Herstellers.

Am Anfang war das Experiment „GT“

Vor 53 Jahren wird auf der IAA 1956 in Frankfurt ein zweisitziger Sportwagen präsentiert. Er hat einen flachen Bug mit Klappscheinwerfern, bauchige Kotflügel und eine scharfe Abrisskante am Heck. Die Vorstellungskraft des europäischen Automobildesigns ist damit gesprengt. Die Außenform erinnert vielmehr an eine klassische Coca Cola Flasche. Deshalb auch „Coke Bottle Shape“ genannt. Die Corvette C3 ist ja ähnlich gezeichnet. Aber gut 10 Jahre später. Die Verantwortlichen weisen den Experimental GT als einzelne Hochleistungsstudie aus. Entworfen ist er von Designern um Erhard Schnell im damals neuen Rüsselsheimer „Styling-Studio“ – das erste Designcenter eines Autoherstellers in Europa.

Die Entwicklung des Experimental GT war geheim

Opel GT Stylingstudio
„Styling Studio“ von Opel

Erhard Schnell erinnert sich: „Am Anfang war sie ein Alleingang von uns im Styling. Mein Chef hatte den Vorstand nicht eingeweiht. Als die Studie dann fast fertig war und auf der IAA gezeigt werden konnte, kam er aber nicht drum herum, seine Vorgesetzten zu informieren. Wir hatten wirklich große Bedenken, als der Experimental GT zum ersten Mal intern vorgeführt wurde. Uns ist dann ein riesiger Stein vom Herzen gefallen, als die hohen Herren spontan applaudiert haben und völlig hingerissen waren.“

Das Publikum- und Medienecho ist überwältigend

Niemals hätte man von Opel einen derart extravaganten Sportwagen erwartet. Von dem mutigen Design sind Presse und Besucher mehr als beeindruckt. Und so kommt es, dass sechs Jahre nach den ersten Designskizzen und nur drei Jahre nach der Initialzündung auf der IAA der GT-Prototyp in Rekordzeit zum Serienauto reift.

Opel GT hinten
Auch aus dieser Perspektive schön

Deutsch-Französische Freundschaft anno 1968

Nicht erst seit der Übernahme von Opel durch PSA gibt es diese Freundschaft, sondern schon etwas früher.
1968 rollt der erste Opel GT vom Band. Zuvor wird er im neuen Opel-Testzentrum Dudenhofen auf Herz und Nieren geprüft.
Die französischen Karosseriebauer Chausson und Brissoneau & Lotz übernehmen die Press- und Schweißarbeiten der Blechteile sowie Lackierung und Innenausstattung. In Deutschland findet die Montage von Fahrwerk und Motor statt.

185 km/h Spitze und in 11,5 von 0 auf 100 sind eine Ansage

Es stehen zwei Triebwerke zur Wahl: Ein aus der Kadett-Familie bekannter 1,1-Liter-Vierzylinder mit 60 PS und ein 90 PS starkes 1,9-Liter-Aggregat aus der Rekord-Baureihe. Von Anfang an besonders gefragt ist der GT 1900: Bei 185 km/h Spitze und einer Beschleunigung von null auf Tempo 100 in 11,5 Sekunden schlagen die Herzen sportlicher Autofahrer höher. Serienmäßig gelangt die Motorkraft über ein manuelles Viergang-Getriebe zur Hinterachse. Die optionale Dreigang-Automatik wird von den europäischen Kunden selten bestellt, sie erfreut sich aber in Übersee großer Beliebtheit.

Opel GT 50 Jahre innen
Der Innenraum des GT

Außen und Innen revolutionär

Im Gegensatz zum „Ur-GT“ wirkt das Serienfahrzeug noch muskulöser. Die Frontpartie ist stärker und der vordere Überhang kürzer. Die „Nüstern“ ermöglichen eine flachere Motorhaube. Die eckigen Scheinwerfer sind runden „Schlafaugen“ gewichen, die dem Wagen ein emotionales Gesicht verleihen. Die Abrisskante bietet ausreichend Abtrieb, so das auch bei hoher Geschwindigkeit alle Räder auf der Straße bleiben. Der Werbespruch wird also nicht wörtlich zur Realität. Dafür kann das Modell nirgendwo unerkannt zu Testfahrten aufbrechen. Die aerodynamische Form lässt eine Tarnung durch Attrappen nicht zu. Innen sorgen Schalensitze, Dreispeichenlenkrad sowie moderne Rundinstrumente den Flair eines Sportlers. Die Sicherheit kam auch nicht zu kurz: Dreipunktgurte, Überroll- und Seitenaufprallschutz und vielem mehr setzte er Maßstäbe.

Sportliche Erfolge und Rekordversionen

Opel Gt Elektro
Opel GT als E-Auto
Opel GT Nagelfeile
Die „Nagelfeile“

Bei Langstreckenrennen und auf dem Nürbugring fuhren einige GTs Efolge ein. 1971 machte Dr. Georg von Opel, Enkel des Firmengründers den GT zu einem E-Auto. Er erzielte 189km/h und mehrere Weltrekorde. 1972 folgte ein weiterer Temporekord mit einem Opel GT mit Dieselmotor – genannt „Nagelfeile“. Dieser schaffte 197km/h über eine Distanz von 1000 Metern. Eine Sensation für einen Diesel. Eine Cabrioversion wurde zwar 1969 auf der IAA vorgestellt aber nie in Serie gebaut.

 

Beliebt bis zum Schluss

Bis zum Produktionsende begeistert seine Leistung, das Design so wie der günstige Einstiegspreis. In nur fünf Produktionsjahren wurden 103.463 Einheiten gebaut. Auch heute noch hat der GT in Europa in Übersee seine Fans. Oder wie Schauspieler und Opel GT-Fahrer Ken Duken bescheinigt: „Die Werbung lügt. Fliegen ist gar nicht schöner!“

Opel GT Werbung
Nur Fliegen ist schöner