ADAC F4: Sophia Flörsch gibt Gas
Sophia Flörsch (15) brauchte keine Anlaufzeit, um in der ADAC Formel 4 Fuß zu fassen. Gleich in den ersten Rennen zum Saisonauftakt in Oschersleben verpasste die von der ADAC Stiftung Sport geförderte Pilotin das Podium nur knapp, nun will sie am Lausitzring erneut angreifen. Im Interview spricht die 15-jährige Flörsch über ihre bisherigen Erfahrungen in der „Highspeedschule des ADAC“, ihre Erwartungen an die Rennen auf dem Lausitzring und ihre Träume von der Formel 1.
Sophia, Du absolvierst Deine erste Saison in der ADAC Formel 4. Parallel bereitest Du Dich mittelfristig auf das Abitur vor – und träumst von der Formel 1. Wie sieht Dein Alltag aus?
Sophia Flörsch: Ich besuche das Gymnasium und will das Abitur machen. Meine Eltern legen großen Wert darauf, dass ich neben dem Motorsport auch eine gute schulische Ausbildung erhalte. Es kann ja immer etwas passieren, und dann will ich nicht mit leeren Händen dastehen. Solange die Noten passen, darf ich fahren. Da unterstützt mich auch die Schule, großes Lob und Dank dafür. Die meisten Mitschüler sind stolz auf mich, schauen meine Rennen an und wollen in der Schule dann immer wissen, wie es denn gelaufen ist.
Bleibt bei diesem Pensum noch Platz für Freizeit?
Sophia Flörsch: Wir fahren Rennen an acht Wochenenden im Jahr. Dazwischen ist immer Zeit, in der man auch zu Hause ist. In der Freizeit treffe ich dann gerne meine Freunde, unternehme etwas mit der Familie. Aber ich mache auch täglich Sport. Dann trainiere ich Kraft oder Ausdauer, das ist dann so etwas wie mein Ausgleich.
Welche Rolle spielt Dein privates Umfeld?
Sophia Flörsch: Meine Freunde und die Familie unterstützen mich immer und in jeder Lebenslage. Meine kleine Schwester ist mein größter Fan. Ich bin ein positiver Mensch und selbstbewusst. Aber bei allem Rummel versuche ich dennoch, immer ich selbst zu bleiben. Das ist mir wichtig!
Motorsport ist ja doch eher eine Männerdomäne. Was begeistert Dich so sehr daran?
Sophia Flörsch: Dass ich im Motorsport aktiv sein kann, ist wie ein Traum. Es hat immer schon Spaß gemacht, und die Begeisterung hat sich vom ersten Tag an nicht verändert. Es ist einfach super, Rennen zu fahren.
Und wie ist es, als Frau gegen Männer zu fahren – und auch zu gewinnen?
Sophia Flörsch: Eins vorweg: Ich will eine gute Fahrerin sein und für meine sportlichen Leistungen beurteilt werden – unabhängig von meinem Geschlecht. Ich will immer Rennen gewinnen, da ist es ganz egal, ob gegen Männer oder Frauen. Wenn ich die Schnellste sein will, muss ich beide schlagen. Aber natürlich ist es etwas Besonderes, wenn man gegen Jungs gewinnt und nicht nur mitfährt. Bei den Jungs ist das Niveau schon höher, es ist also schwerer, sie zu schlagen.
Bislang verläuft Deine Premierensaison gut. Wie lautet Dein Fazit nach den Rennen in Oschersleben und auf dem Sachsenring?
Sophia Flörsch: Mit dem Saisonstart in Oschersleben war ich sehr zufrieden, mit ein wenig mehr Glück wäre auch eine Platzierung auf dem Podium möglich gewesen. Aber in einigen Situationen sind die Dinge nicht so gelaufen, wie ich mir das vorgestellt habe. Mit dem Wochenende am Sachsenring war ich dagegen insgesamt nicht so zufrieden. Ich habe das Qualifying etwas verhauen, und das ist am Sachsenring noch einmal wichtiger als auf anderen Strecken. Es gibt eigentlich nur eine Stelle, an der man gut überholen kann. Die Rennen waren in Ordnung, ich habe gezeigt, dass ich fahren kann. Mehr war leider von meinem Startplatz aus nicht drin.
Nun geht’s zum Lausitzring. Mit welchem Gefühl startest Du dort?
Sophia Flörsch: Ich freue mich sehr auf die Rennen am Lausitzring. Dort war ich auch schon testen, man kann definitiv öfter und an mehr Stellen überholen als am Sachsenring. Die Strecke macht Spaß, sie hat viele Kurven, die total unterschiedlich sind. Schnelle Kurven, langsame Kurven, Schikanen – die Strecke ist komplett anders als der Sachsenring.
Und mit welchen Zielen gehst Du in das Wochenende?
Sophia Flörsch: Ich mache mir keinen Druck. Aber klar ist es unser Ziel, auf dem Lausitzring aufs Podium zu kommen. Wir hatten schon am Sachsenring die Pace dafür, da hat uns halt das Qualifying einen Strich durch die Rechnung gemacht. Wir sind schnell genug, um das zu erreichen.
Wer wird aus Deiner Sicht vorne mitfahren?
Sophia Flörsch: Mike David Ortmann ist ein sehr starker Fahrer, zudem kennt er die Strecke hervorragend. Ansonsten erwarte ich, dass auch Mick Schumacher und Joey Mawson schnell sein werden. Vielleicht gibt es aber auch die eine oder andere Überraschung.
Auf welche Rennen im Kalender freust Du Dich am meisten?
Sophia Flörsch: Der Red Bull Ring in Österreich ist meine Lieblingsstrecke, die ganze Anlage ist super schön. Ich bin wirklich gespannt, wie es ist, dort Rennen zu fahren.
Du wirst von der ADAC Stiftung Sport gefördert. Wie zufrieden bist Du damit?
Sophia Flörsch: Die Förderung der ADAC Stiftung Sport ist eine gute Sache. Ich bin schon aufgenommen worden, als ich noch im Kartsport aktiv war. Es gibt viele Seminare und Fitnesstests. Das ist immer gut, um zu sehen, wo man steht.
Was ist Dein Ziel im Motorsport?
Sophia Flörsch: Es ist mein Ziel, in die Formel 1 zu kommen und als erste Frau Weltmeisterin zu werden. Auch da mache ich mir keinen Zeitdruck, aber man hat natürlich immer so seine Pläne. In drei, vier Jahren wäre es schon cool, in der Formel 1 zu landen – aber da gehört auch eine gute Portion Glück dazu.