Am Käufer vorbei: Mittelklasse-E-Autos kaum ein Thema
Elektromobilität bei Mittelklassefahrzeugen bewegt den normalen Internet-Nutzer nicht. Das Thema wird vorrangig von Unternehmen sowie über Online-Medien diskutiert und erreicht die Nutzer kaum. Dies ist das Ergebnis eines Social Web-Monitorings zu Mobilitätstrends im Mittelklassewagen-Segment, das Online-Forscher von Linkfluence Germany bis zum 14. März 2016 durchführten. Offenbar schauen Unternehmen beim Start von Online-Kampagnen zu stark durch die ‚Medienbrille‘ und treffen ihre Entscheidungen am Verbraucher und dessen Interessen vorbei. Das Kampagnenziel von Bundesregierung und Automobilherstellern, den Verkauf von Elektrofahrzeugen von derzeit etwa 30.000 bis zum Jahr 2020 (D) auf eine Million zu steigern, könnte so auch an den Verbrauchern vorbeilaufen.
„Themen, die Medien und Unternehmen beschäftigen, sind nicht zwingend dieselben, die für den Verbraucher interessant sind“, sagt Oliver M. Range, CEO von Linkfluence Germany. „Möglicherweise müssten Kampagnen die Nutzer anders ansprechen, damit diese bei potenziellen Käufern besser ankommen.“ Die E-Mobilität liegt mit insgesamt 42.000 Erwähnungen in den im Netz beobachteten Konversationen zu Automobilitätstrends im Mittelklassebereich vorn. Ebenso klar zeigt sich aber auch mit 39 Prozent der Nennungen auf Unternehmensseiten und mit 25 Prozent der Erwähnungen in Online-Medien, dass das Thema hauptsächlich in von Profis aufgesetzten sowie genutzten Kanälen vorangetrieben wird.
In den von Privatpersonen genutzten Kanälen wie Twitter wird E-Mobilität in 15 Prozent der Konversationen erwähnt, in Foren liegt die Zahl der Erwähnungen mit sieben Prozent und auf Facebook mit drei Prozent noch niedriger.
Insgesamt wurden in der Social-Web-Studie 77.200 öffentliche Erwähnungen zu Automobil-Trends im Netz auf Webseiten, in Online-Medien-Artikeln, Tweets, Blogs, Forumsbeiträgen und auf Facebook ausgewertet. Meldungen zum Emissionsskandal waren ausgeschlossen. Die geschätzte Reichweite der Studie lag bei 15,5 Millionen Nutzern. Deutsche Hersteller hätten zudem nach Ansicht der Medien den Anschluss im Bereich E-Mobilität verpasst, so Oliver Marco Range weiter: „Viele Hersteller und Experten sehen eine ernstzunehmende Konkurrenz in branchenfremden Produzenten wie Google, die an alternativen Antrieben und Mobilitätskonzepten arbeiten.“
Top-Marke im Themenfeld Mittelklasse-E-Mobilität ist VW mit 17.800 Erwähnungen vor der Konzerntochter Audi mit 11.600 Erwähnungen. Nissan, Renault und Opel folgen mit Erwähnungen im vierstelligen Bereich. Der Nissan Leaf liegt bei den E-Modellen mit 7600 Erwähnungen an vorderster Stelle. Der BMW i3 wiederum ist mit 6400 Nennungen das am stärksten im Netz wahrgenommene Modell eines deutschen Herstellers. Darüber hinaus im Gespräch sind der VW E-Golf, der Renault Zoë und das Kleinstvehikel Renault Twizy.
Weitere stark diskutierte automobile Mittelklasse-Trends im Netz sind laut Studie Digitalisierung, Car Sharing, Smart Cars und ‚Augmented Reality‘ (= erweiterte Realität). Die Digitalisierung, also die Vernetzung und Konnektivität einzelner Autoteile, die das Auto über Internet oder Mobilfunk in Teilen steuerbar macht, ist mit 12.600 Erwähnungen zweitwichtigstes Thema. Erst danach folgen mit 8.700 Erwähnungen Car Sharing und mit 8.500 Erwähnungen Smart Cars. Augmented Reality, also die Verknüpfung von virtueller Realität mit der Wirklichkeit (beispielsweise bei Projektionen von Routen auf die Frontscheibe) liegt mit 5300 Erwähnungen auf dem fünften Platz.
In all diesen Bereichen zeigt sich der Trend zur Themensetzung durch Unternehmen und Online-Medien durchgängig, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. „Car Sharing scheint für den privaten Nutzer eher ein Offline-Thema zu sein, dessen Neuigkeitswert vergleichsweise gering ist“, sagt Felix Scherrer, Research Director von Linkfluence Germany. Anders verhalte es sich bei einem sehr stark zukunftsgewandten Mittelklasse-Trend wie der Augmented Reality. „Produktneuerungen wie das erste holistische Navigationssystem von Orange Business und WayRay werden häufig im Zusammenhang mit Automobilmessen genannt“, so Felix Scherrer. „Wir können bei der Augmented Reality einem Automobilitätstrend im Entstehen zusehen. Sie ist schlichtweg für die Medien wie für die User noch Zukunftsmusik und derzeit nicht wirklich relevant.“