Aprilia Tuareg 660: Adventure-Bike
Mit der Tuareg 660 liefert Aprilia ein Adventure-Bike der Mittelklasse. Denn jedes dritte neue Motorrad fällt ins Segment Enduro. Fünf der zehn meistverkauften Motorräder entstammen der Mittelklasse. Was lag also für Aprilia näher, als mit der Tuareg 660 ein Adventure-Bike der Mittelklasse zu bauen? Es kommt im Dezember 2021 auf den Markt.
Aprilia belebt damit eine Legende der Achtziger und Neunziger Jahre wieder. Ab 1985 war die Enduromaschine Tuareg lange Zeit das Pin-up-Bike ungezählter Heranwachsender. Vier Hubraumgrößen hatten die Italiener seinerzeit im Angebot: 50, 125, 350 und 600 ccm. Die Neuauflage begnügt sich vorerst mit einer Größe und 659 ccm.
Weitgehend baugleich kommt der Parallel-Twin auch in der verkleideten RS 660 und in der sportlichen Tuono 660 zum Einsatz. In der neuen Adventure-Variante leistet der Zweizylinder mit 270-Grad-Kurbelwelle 59 kW/80 PS bei 9.250 Touren und 70 Nm bei 6.500 Touren. Damit gönnt Aprilia dem erfolgreichen Asphalt-Duo ein Leistungsplus von 20 PS (RS) beziehungsweise 15 PS. Im Gegenzug kommt die Tuareg deutlich früher in die Gänge. 75 Prozent des maximalen Drehmoments liegen bereits ab 3.000 U/min an, 85 Prozent sind es ab 4.500 U/min.
Aufsteigen: 860 mm Sitzhöhe, 240 mm Bodenfreiheit, dazu 240 mm Federweg vorne/hinten und ein schmales 21-Zoll-Vorderrad. Die hochbeinige Tuareg 660 ist bestens gerüstet für Ausflüge ins Gelände. Hervorragende Traktion auch auf der Straße versprechen die werksseitig aufgezogenen Pirelli-Pneus. 187 Kilogramm gibt Aprilia als Trockengewicht an. Fahrfertig mit Flüssigkeiten macht das 204 kg. Exakt das Gleiche wiegt ihre direkte Wettbewerberin. Die Yamaha Ténéré 700. Die Zuladung beträgt 210 kg.
Technisches
Der erste Gang der Tuareg ist im Vergleich zur RS 660 kürzer übersetzt. Dadurch geht es im Gelände zügiger voran. Geändert hat man neben Auspuffanlage und Motoreinbaulage auch den Ölkreislauf. Schnelle Gangwechsel ermöglicht die mechanische Mehrscheiben-Antihopping-Kupplung. Der aufpreispflichtige „Blipper“ an Bord: Eine klare Kaufempfehlung. Das Wechseln der Gänge ohne Kupplung gelingt mit dem rauf und runter funktionierenden Quickshifter perfekt.
A2-konform kann man die Tuareg 660 alternativ mit 35 kW/48 PS ordern. Das Standgeräusch beträgt hier 86 dB(A), üblicherweise sind es 90 dB(A). Beim Beschleunigen schwillt der Soundpegel deutlich an. Als Spitzengeschwindigkeit gibt Aprilia 190 km/h an. Für eine adäquate, überzeugende Verzögerung sorgt die großzügig dimensionierte Brembo-Bremsanlage. Das Handling überzeugt auf ganzer Linie. Die Tuareg setzt bereits leichten Druck auf die Fußrasten direkt um, im Sitzen wie im Stehen. Die Fahrposition ist top. Aufrechte Sitzhaltung, guter Knieschluss trotz der schmalen, weit auf den Tank reichenden Sitzbank. Schön breiter Lenker, gute Sicht durch das transparente, leider nicht verstellbare Windschild. Alternativ gibt es eine größere Touren-Variante.
Details
Vier Fahrprogramme hat Aprilia für die Tuareg komponiert. Aktiviert per Tastendruck an der rechten Lenkerarmatur. Urban (farblich blau), Off-Road (schlammfarben), Explore (grün) und Individual (petrol) heißen sie im englischsprachigen Menü. Im Urban-Modus ist werksseitig die vierfach regelbare Traktionskontrolle abgeschaltet. Im Off-Road-Modus das zweistufige ABS am Hinterrad. Über die Menütasten links lassen sich unter anderem Leistungsentfaltung und Motorbremse jeweils dreistufig konfigurieren. Alles sehr entspannt und intuitiv. Auch die Kopplung des Smartphones gelingt per App problemlos.
Die Verkleidung des Voll-LED-Scheinwerfers hat rechts und links eine integrierte Luftführung. Ähnlich wie die Winglets von Rennmaschinen sollen die beiden großen Öffnungen die Umströmung der Maschine verbessern. Ein Novum in diesem Segment. Das LED-Tagfahrlicht erstrahlt im typischen Aprilia-Look. Gut ablesbar präsentiert sich das überdachte 5-Zoll-TFT-Farbdisplay mit Lichtsensor. Schönes Leichtbau-Gimmick: Der runde Kunststoff-Tankdeckel erinnert ans Original von 1985. Die „billige“ Lösung spart 200 Gramm Gewicht im Vergleich zu einem Metalldeckel.
18 Liter fasst der Tank mit seinen stilprägenden, planen Flanken. Den Normverbrauch gibt Aprilia mit 4,0 Liter an. Macht bis zu 450 Kilometer Reichweite. Das Testbike hatte sich moderate 4,4 Liter genehmigt. Ergibt rechnerisch immer noch 400 Kilometer ohne Tankstopp. Ein Topwert für ein Motorrad dieser Leistungsklasse. Der Rahmen ist eine Neukonstruktion aus hochfestem Stahlrohr und Aluminiumprofilen. Das Kayaba Monofederbein und die Kayaba Upside-down-Gabel (43 mm) sind voll einstellbar. Im Handel soll der fahrdynamische Allrounder noch vor Weihnachten sein.