ARBÖ: Ganzjahresreifen im Winterreifentest

Der ARBÖ unterzog Ganzjahresreifen für Kompaktfahrzeuge und kleine SUVs einer Prüfung im Winterreifentest. Der Test in der Dimension 205/55 R 17 zeigt, dass die besseren Reifen im Test durchaus für mitteleuropäische Wetter- und Witterungsverhältnisse geeignet sind.

Gemeinsam mit seinen deutschen Partnern ACE, und der GTÜ, hat der ARBÖ neun Allrounder der Dimension 205/55R 17 sowohl im Winter als auch im Sommer durch ein gründliches Testszenario geschickt. Für Allwetterreifen sprechen viele Gründe. Allen voran praktische. Entfall der lästigen Reifenwechsel im Frühjahr und Herbst und damit von Wartezeiten und Kosten beim Händler. Die Einlagerung von Winter- oder Sommerreifen ist ebenfalls passé.

Ganzjahresreifen müssen beides schaffen

Dennoch müssen Ganzjahresreifen grundlegend das schaffen, was Winter- und Sommerreifen leisten.  Sicheres Fahren über verschneite, regennasse oder trockene Straßen. Deshalb unterzog der ARBÖ die Ganzjahresreifen einem Winterreifentest. Fest steht: Ganzjahresreifen sind aber immer ein Kompromiss. Da sie die unterschiedlichen Eigenschaften von Sommer- und Winterreifen vereinen. Ein Ganzjahresreifen muss sämtliche Witterungsverhältnisse abdecken. Daher wird der Winter- oder Sommerspezialist auf den spezifischen Fahrbahnuntergründen immer eine Spur besser sein als der Ganzjahresreifen.

Der ARBÖ-Ganzjahresreifentest

Die Fahreigenschaften erhalten die Reifen im Wesentlichen durch ihre Gummimischung und dem Profil auf ihrer Lauffläche. Beide beeinflussen die Haftung und damit auch das Fahr- und Bremsverhalten. Sommerreifen müssen mehr Wasser beiseite schaufeln. Sie haben deshalb mehr und breitere Längsrillen als Winterreifen sowie ein gröberes Profil und eine härtere Gummimischung. Winterreifen dagegen trumpfen mit weicherer Gummimischung und Zusatzstoffen wie Silica auf. Die machen die Reifen bei Kälte elastisch und lassen sie nicht spröde werden. Ein Profil mit ausgeprägter, feiner Lamellenstruktur sorgt für besseren Grip auf verschneitem Untergrund und Eis.

Die Eigenschaften von Ganzjahresreifen liegen irgendwo dazwischen, sie sind nicht so gut wie jeweils die von Winter- oder Sommerreifen. Je nach Materialmix und Profilstruktur haben manche Ganzjahresreifen Stärken im Sommer, andere im Winter. Tendenziell werden Allwetterreifen aber immer besser.

Der Wintertest im Schnee

Die Schneetests in Finnland zeigen, wie viel Winterreifen tatsächlich in Allwetterreifen steckt. Oder auch nicht. Die Reifen von Michelin, Nokian und Continental stechen da besonders hervor. Sie liefern in jeder Winterdisziplin ordentliche Ergebnisse: Der Michelin bietet mit 16,5 Metern aus 38 km/h den kürzesten Bremsweg. Dicht gefolgt vom Nokian (16,6 Meter) und vom Continental (17,0 Meter). Sie alle fahren sich außerdem griffig im Schnee, haben also eine gute Seitenführung. Souverän ist auch ihr Lenkverhalten und die Kontrollierbarkeit. Das reduziert bei Kurvenfahrten deutlich die Gefahr eines ausbrechenden Hecks (Übersteuern). Oder das die Vorderräder die Bodenhaftung verlieren (Untersteuern) und das Auto an den Kurvenrand drängt.

Schlusslicht auf Schneefahrbahn ist der Bridgestone. Er hat den mit Abstand längsten Bremsweg (19,0 Meter) und zeigt im subjektiven Handling gravierende Mankos. Unpräzise im Gesamten, schwache Seitenführung und der Testfahrer muss beim Beschleunigen gegen das ausgeprägte Untersteuern ankämpfen.

Der Test auf nasser Fahrbahn

Ein gänzlich anderes Ergebnis zeigt der Bridgestone auf nasser Fahrbahn. Beim Nassbremsen aus 80 km/h zeigt er mit 27,9 Metern die beste Leistung. Er ist damit nah an der Sommerreifenreferenz (27,4 Meter). Es folgen Vredestein (28,2 Meter) und Continental (29,5 Meter). Überhaupt ist das hier das Metier des Bridgestone, der im Gegensatz zum Wintertest die beste Performance abliefert. Ganz im Gegensatz zum Toyo, der beim Aquaplaning und beim Handling zusammen mit dem Berlin schwächelt. Sie legen ein unpräziseres Lenkverhalten als der Rest des Testfelds an den Tag. Und sie fahren sich viel unsicherer und neigen beim Beschleunigen zum Untersteuern.

Der Test auf trockener Piste

Bei den Trockentests liegen die Testreifen im Großen und Ganzen dichter beieinander. Beim Bremsen aus 80 km/h zeigte der Michelin den kürzesten Bremsweg (24,4 Meter). Er kann auch beim Handling überzeugen. So kann er sich den Punktesieg in der Kategorie vor dem Bridgestone sichern. Die meisten Reifen bieten auf trockener Fahrbahn eine gute Kurvenfestigkeit, präzises Lenkverhalten und sind gut kontrollierbar zu fahren. Einzig die Reifen der Marken Berlin und Cooper schwächeln etwas und haben noch Aufholbedarf.

Ergebnistabelle des ARBÖ Ganzjahresreifentest.

Fazit

Den perfekten Ganzjahresreifen gibt es noch nicht. Aber durchaus gute, die für durchschnittliche mitteleuropäische Wetter- und Witterungsverhältnisse geeignet sind. So die Bilanz der Ganzjahresreifen im Winterreifentest des ARBÖ. Der Michelin Crossclimate2 hat den Höllenritt über die Teststrecken am besten gemeistert. Er wird Testsieger. Er zeigte keinerlei gravierende Schwächen und war bei Schnee, Nässe und auf trockener Strecke souverän, ausgewogen und gut fahrbar.

Auf Platz zwei und drei landen der Continental AllSeasonContact und der Nokian Seasonproof. Der Bridgestone Weather Control hatte zwar die Nässe am besten im Griff und zeigte eine gute Performance auf trockener Fahrbahn. Aber im Bereich Winter war er der Schwächste. Daher bekommt er nur ein „bedingt empfehlenswert“. Für den richtigen Wintereinsatz ist er nach Einschätzung des Testteams nicht zu empfehlen.

Auch die Reifen von Cooper und Berlin sind in Summe nicht herausstechend und erreichen nur ein „bedingt empfehlenswert“. Der Testverlierer ist der Toyo Celsius. Er zeigte vor allem beim Handling nass zu viele Gefahrenquellen. Er bekommt als einziger Reifen im Test ein „nicht empfehlenswert“.