Audi Q4 e-Tron: E-Baukasten edel interpretiert
Technisch eine Variation vom Modularen E-Baukasten (MEB), gibt sich der Audi Q4 e-Tron edel interpretiert. Hat er doch technisch und in der Gesamterscheinung gar nichts mit seinen Konzernbrüdern VW ID 4 und Škoda Enyaq gemein.
Der kompakte SUV-Stromer kommt gleich zum Start in zwei Karosseriearten. Als klassisches SUV und als Sportback in der trendigen Coupéform. Und vor allem aber als erster Audi-Vollelektriker, mit einem Einstiegspreis ab 43.400 Euro, der auch für breitere Kreise erschwinglich scheint. Wenn man nicht nach mehr Leistung und Ausstattung verlangt.
Drei Leistungsstufen bestellbar
Der neue Audi Q4 e-tron ist bereits in drei Leistungsstufen bestellbar. Das Basismodell Q4 35 e-Tron mit 125 kW/170 PS, der Q4 40 e-Tron mit 150 kW/204 PS (49.500,-) und der Q4 50 e-Tron quattro mit 220 kW/299 PS (56.000,-). Die Markteinführung ist für die zweite Juni-Woche geplant. Die Sportback-Variante folgt rund zwei Monate später Ende September.
Wir wählten für eine erste Proberunde den Q4 40 e-Tron mit 150 kW/204 PS mit Hinterradantrieb. Und natürlich greift die Bezeichnung E-Baukasten edel interpretiert viel zu kurz für den Audi Q4 e-Tron. Er wirkt mit seinen stimmigen Proportionen wie aus einem Guß gefräst.
Kurze vordere Überhänge, hoher Bug mit geschlossenem Singleframe-Grill und vollflächigen Ringen. Bis zu 21 Zoll große Räder, muskulös geformte Flanken. Und ein breit gezogenes Heck mit markantem Dachspoiler und durchgehendem Leuchtenband am Heck. Das sind die Merkmale, die hängen bleiben. Außerdem noch die digitalen Tagfahrlichtsignaturen der optionalen Matrix-LED-Scheinwerfer. Die kann man über das MMI touch jederzeit in vier verschiedenen Mustern variieren.
Innen – hochwertig, viel Platz
Was innen sofort auffällt, ist das klassische Cockpit-Layout mit integriertem 10,25-Zoll-Kombiinstrument. Mit leicht zum Fahrer geneigtem Armaturenträger und 10,1 bis 11,6 Zoll großem Touchscreen. Und mit Tastenfeld für die Klimasteuerung darunter. Aber Audi will den Fahrer offensichtlich nicht mit neuer Instrumentierung und Bedienung überfrachten. Deshalb erstrahlen Armaturenträger und Oberflächen wie gewohnt und vielfach geschätzt in matter Alu- und glänzender Klavierlack-Optik. Und mit qualitativ hochwertigen Leder- und Holztexturen. Ein wenig futuristisch wirkt immerhin das erstmals unten und oben abgeflachte optional erhältliche Lenkrad.
Überhaupt wirkt der Q4 e-Tron innen größer als seine kompakten 4,59 Meter Länge vermuten lassen. Aber 2,76 Meter Radstand schaffen jede Menge Platz. In erster Linie für die Fondpassagiere. Bei umgeklappter Rückbank wächst der Kofferraum von 520 auf 1490 Liter. Im Sportback sind es in der Normalstellung sogar 535 Liter. Der Fahrer genießt einen vorauseilenden Fernblick, wenn das optionale Augmented Reality Head-up-Display an Bord ist. Es projiziert blau animierte Navigationspfeile auf die Fahrbahn. Und es warnt mit gelb-roten Begrenzungsstreifen vor Verlassen der Spur, zeigt außerdem mit grünem Balken den Abstand zum Vorausfahrenden.
Mittleres Modell mit höchster Reichweite
Bei einer ersten Testrunde im Q4 40 e-Tron wirkte das mehr als zwei Tonnen schwere SUV auch mit „nur“ 150 kW/204 PS nicht untermotorisiert. Was wohl vor allem an den 310 Nm Drehmoment liegt, die in jeder Situation für den nötigen Druck sorgen. Die klassische Tempo-100-Marke ist nach 8,5 Sekunden erreicht. Mehr interessiert aber die maximale Reichweite. Zugunsten derer ist das Höchsttempo auf 160 km/h elektronisch begrenzt. Die mittlere Motorisierung hat als Energiespeicher serienmäßig die größere 82-kWh-Batterie an Bord. Nach WLTP-Messung soll sie 520 Kilometer Reichweite sichern. Die Sportback-Version soll aufgrund der besseren Aerodynamik sogar noch 14 Kilometer weiter kommen. Das Basismodell 35 e-Tron mit dem 55 kWh-Akku macht schon nach 341 bzw. 349 (Sportback) Kilometern schlapp. das Allrad-Topmodell 50 e-Tron quattro mit der großen Batterie bringt es auch nur auf 488 bzw. 497 Kilometer.
Moderater Verbrauch
Nach der ersten Ausfahrt zeigte der Bordcomputer nach 97 Kilometern etwas mehr als 20 kWh Verbrauch an. Das liegt knapp über der angegebenen Höchstgrenze von 19,6 kWh. Dabei ging es überwiegend über Stadt- und Landstraßen mit kurzen Full-Speed-Etappen auf der Autobahn. Motorsteuerung und Fahrwerk wirkten fein justiert. Egal ob im Komfort- oder Dynamikfahrmodus, Das SUV macht keine Zicken und überzeugt mit kontrolliertem Handling. Dank des niedrigen Schwerpunkts liegt es extrem gut auf dem Asphalt. Und vor allem in engen Kurven. Die Lenkung regelt bei normaler Fahrt sehr präzise auf den Punkt. Beeindruckend ist die Rangierfähigkeit des Q4 e-Tron. Mit einem Wendekreis von 10,2 Metern(!) dreht die massige Fuhre auf der Straße wie ein Kleinwagen in einem Zug. Man merkt: Der Audi Q4 e-Tron ist viel, viel mehr als der E-Baukasten edel interpretiert…