Audi Q7 E-Tron: Stromer ahnt die Strecke
Es könnte als eine Art Trotzreaktion gewertet werden, wenn eine VW-Konzernmarke gerade jetzt mit dem Audi Q7 E-Tron ein innovatives Antriebskonzept mit Dieselmotor vorstellt. Aber natürlich haben Produktneuheiten eine dermaßen lange Vorlaufzeit, dass der Audi Q7 E-Tron nicht als Schnellschuss auf die in aktuelle Selbstzünder-Debatte gesehen werden sollte. Für den Hersteller ist das SUV weniger ein Technik-Statement als Teil einer umfangreichen Elektrifizierungs-Strategie.
Die europäischen Kunden des Q7 E-Tron werden voraussichtlich auf ihren täglichen Fahrten zur Arbeit oder zum Einkaufen, zum Sport oder in den Urlaub zwischen fünf und 6,5 Liter Kraftstoff in ihrem elektro-unterstützten V6-Diesel verbrennen. Dort lagen jedenfalls die Ergebnisse einer knapp 100 Kilometer langen Testfahrt über Landstraßen und Autobahnen, mit einigen Steigungs- und Gefällstrecken. Für ein Allradmobil der 2,5-Tonnen-Klasse ist das gar kein so schlechter Wert. Für Märkte außerhalb der EU soll das Stecker-SUV später mit einem Vierzylinder-Benziner ausgerüstet werden.
Außer Range-Rover, die ihren Diesel-Hybrid nicht an der Steckdose aufladen können, bietet nur Audi ein Allrad-SUV mit der Kombination aus E-Maschine und Selbstzünder an. Beide Aggregate zusammen bringen es auf eine Systemleistung von 275 kW/373 PS, was den Wagen nach der Einstellung von V8- und V12-Diesel als stärkstes Modell der Baureihe ausweist. Das maximale Drehmoment von 700 Newtonmetern macht ihn zu einem Sprinter, der es in sechs Sekunden von null auf 100 km/h bringt. Die Höchstgeschwindigkeit wird mit 225 km/h angegeben. Rein elektrisch, wenn der Wagen im Fahrmodus „EV“ bewegt wird, sind 125 km/h Spitzentempo möglich. Da der Kraftstofftank mit 75 Litern genauso groß ist wie bei den konventionell angetriebenen Varianten, sollen laut Hersteller bis zu 1.400 Kilometer Reichweite mit einer Füllung möglich sein.
Der elektrische und damit emissionsfreie Aktionsradius interessiert die Kunden aber oft mehr, denn auch sie wissen, dass mehr als drei Viertel aller Fahrten weniger als 50 Kilometer lang sind. Bei voller Batterieladung soll der Audi Q7 E-Tron 56 Kilometer ohne einen Tropfen Sprit fahren können. Dazu befähigt ihn ein Lithiumionen-Akku, der aus 168 Zellen besteht und unter dem Ladeboden über der Hinterachse sitzt. Er arbeitet mit einer Betriebsspannung von 308 Volt, hat eine Kapazität von 17,3 kWh und sein Thermo-Management übernimmt ein eigener Flüssigkeitskreislauf.
Da allein die Batterie 202 Kilogramm wiegt, bringt die gesamte elektrische Anlage inklusive Steuerungselektronik und Nebenaggregaten 375 Kilo Mehrgewicht ins Auto. Laut Zulassung drücken die Testwagen mit 2520 Kilogramm auf die Waage. Erstaunlich ist, dass dies hohe Gewicht im Fahrbetrieb nicht unangenehm auffällt.
Damit der Fahrer oder die Fahrerin jederzeit vollständig über die Betriebszustände informiert ist, hat Audi dem Q7 E-Tron das virtuelle Cockpit spendiert, das bei anderen Modellen nur als Sonderaustattung zu haben ist. Ladezustand, Energiefluss, elektrische Reichweite, Energie-Rückgewinnung und Navigationsdaten können wunschgemäß auf den Monitor hinter dem Lenkrad eingespielt werden. Wer das Kommando im Cockpit hat, kann außerdem den Stromvorrat einfrieren und auf reinen Dieselantrieb umschalten oder die permanente Nachladung der Batterie veranlassen.
Die serienmäßige MMI-Navigation Plus bietet eine weitere Innovation: Sie nutzt bei laufender Routenführung die Navigationsdaten für das Hybridmanagement, „kennt“ also das Streckenprofil, bevor der Fahrer es sieht und kann so Hinweise für das Fahrverhalten geben.
Nach und nach will Audi für jede Baureihe einen Plug-in-Hybriden ins Programm nehmen. Die Markteinführung des auf der IAA präsentierten und rein elektrischen E-Tron Quattro Concept ist für 2018 vorgesehen.
afb/amp