Autokonzerne: Meist ein gutes Jahr

Die Analyse der Unternehmens-Beratungsgesellschaft Arthur D. Little der Autokonzerne weltweit: Für 2015 überwiegend gute Nachrichten.

Audi-Standort IngolstadtNur Wolfsburg hat die Bilanz verhagelt. Hätten sich VW-Ingenieure nicht hinreißen lassen, mit zweifelhaften Methoden Abgaswerte zu beschönigen, hätten die Ergebnisse zusammengenommen noch besser ausgesehen. Hätte, hätte, hätte… Doch trotz dieser Krise sind die Umsatzzahlen der Autokonzerne nach wie vor sehr positiv. Im Vergleich zum Vorjahresquartal wiesen mit Ausnahme von Volkswagen (+5,1 Prozent) alle Konzerne zweistellige Umsatzzuwächse auf. Herausragend ist das Wachstum beim US-Hersteller Ford, der um 23,5 Prozent zulegen konnte.

Produktion der Mercedes-Benz C-KlasseNoch aussagekräftiger für die Produktivität eines Unternehmens sind die Angaben darüber, wie viele Autos in einem Zweijahreszeitraum umgerechnet auf einen Beschäftigten vom Band liefen. Dabei verbuchten Daimler (von 3,1 auf 3,9 Fahrzeuge pro Mitarbeiter) und BMW (von 4,8 auf 4,9) jeweils ein Wachstum. Primus Audi erlebte einen leichten Rückgang von 5,5 auf 5,3. Beim VW-Konzern war der Rückgang noch etwas stärker – von 4,2 Fahrzeugen auf 3,9.

Im weltweiten Vergleich haben die Absatzmärkte Nordamerika und Europa leicht zugenommen. Insbesondere die steigende Nachfrage in den südlichen Ländern Europas war ein wichtiger Wachstumstreiber. Gerade die deutschen Premiummarken Porsche, Mercedes-Benz und Audi profitierten von der Erholung der Märkte. Weniger Optimismus ist beim Blick auf die Zahlen aus China angebracht, wo lediglich Porsche und Daimler kräftiges Wachstum erlebten. Insgesamt schrumpfte dieser Markt um 1,9 Prozent. Schwächelnde Staaten wie Brasilien, Indien, Russland oder Südafrika, sind in naher Zukunft ein gewichtiger Unsicherheitsfaktor für die Branche.

ak4Den derzeit größten Trend der Branche, das autonome Fahren, betrachten die meisten Endkunden mit gemischten Gefühlen. In Deutschland würde nur etwa ein Viertel ein vollautonomes Fahrzeug nutzen. Hauptgrund für die Skepsis sind vor allem massive Bedenken hinsichtlich der Sicherheit privater Daten. Und auch die sonst in diesem Punkt weniger empfindlichen US-Bürger teilen die Datenschutzbedenken der Europäer. Chinesen sind diesbezüglich weniger sensibel, knapp 60 Prozent unterstützen die Technologie der selbstfahrenden Fahrzeuge. Was den Ausbau der Elektromobilität, angeht, wird es eng. Das Ziel von einer Million Elektrofahrzeugen in Deutschland bis zum Jahr 2020 ist nicht mehr erreichbar.

50 Jahre Volkswagen de MexicoEine der häufigen Vermutungen für die Nutzung alternativer Konzepte lautet, dass die Rolle des Autos als Prestigeobjekt abnehmen würde. Überraschenderweise ist für 53 Prozent der unter 30-Jährigen in Deutschland der Besitz eines Fahrzeugs aus Prestigegründen laut Arthur D. Little wichtig. Selbst wenn es aus Sicht der Kunden passendere Car Sharing- und Mobility-Geschäftsmodelle gäbe, würde es nur für eine Minderheit in Frage kommen, komplett auf das eigene Fahrzeug zu verzichten.
hrr/amp

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