Bentley Bentayga: Lizenz zum Kraxeln

Ob die Schön & Reich die Wildnis als neue Spielwiese entdecken, ist offen. Ab Januar 2016 haben sie mit dem Bentley Bentayga das richtige Gefährt dafür. Er soll keine Kompromisse eingehen, verspricht der Hersteller, weder beim Luxus, noch bei der Geländetauglichkeit. Die „First Edition“ ist längst ausverkauft. So müssen sich andere Feinschmecker bis Januar gedulden, wenn die Auslieferungen beginnen.

1a1bb3

Sportlichkeit war immer Kennzeichen der Bentley-Produkte und so überrascht es nicht, dass der Bentayga binnen drei Monaten noch einen erstaunlichen Zuwachs an Höchstgeschwindigkeit erlebte. Im Juli war in einem kleinen Kreis die Frage nach dem Maximal-Tempo mit 290 km/h beantwortet worden, kurz vor der IAA, wo die Öffentlichkeit das Auto erstmals zu Gesicht bekam, lautete der Wert plötzlich 301 km/h. Ein Wert, der laut Entwicklungschef Rolf Frech „noch besser zur Marke passt“.

1a1bb1

Seidig schnurren die Kolben durch die Halbliter-Brennräume, wenn der Gasfuß Zurückhaltung übt. Die akustische Abschottung des Luxus-Kosmos diesseits der Türen von den Zumutungen der Außenwelt gelingt nahezu perfekt. Das Abrollgeräusch von 22-Zoll-Reifen ist nicht wegzufiltern, schließlich sind sie die einzige Kontaktstelle der Insassen mit der sie umgebenden Realität. Spontan und willig befördern die 48 Einspritzdüsen bei Anforderung Gemisch in die Zylinder, die Acht-Gang-Automatik hat unterdessen zwei oder drei Stufen zurückgeschaltet, der 2,4-Tonner schießt mit einer Energie vorwärts, dass es eine wahre Freude ist.

1a1bb4

Den Sprint aus dem Stand auf 100 km/h erledigt er nicht langsamer als der neue Porsche 911. Einzig der von Motor und Abgassystem erzeugte helle und hohe Klang will nicht recht zu dem souveränen Auftritt passen. Tiefer, voller und sonorer sollte das Organ solch eines Schwerathleten sein, die souveräne Performance verlangt ein akustisches Pendant. Nur im Sport-Modus entwickelt der Auspuff eine tiefere Stimmlage.

Bentley Bentayga, Southern Spain, November 2015Photo: James Lipman

Die Lizenz zum Kraxeln liefert die serienmäßige Luftfederung. Sie kann die Karosse bis fast 300 Millimeter über Grund aufpumpen, was Sicherheit im Gelände verleiht, selbst die relativ großen Karosserieüberhänge fallen da nicht mehr störend ins Gewicht, wie die Testfahrt eindrucksvoll bewies. Neigungswinkel von mehr als 25 Grad in jede Richtung könnten höchstens für die Insassen zum Problem werden, der Bentayga wühlt sich zuverlässig aus manch misslich erscheinender Lage heraus. Bisherigen Range-Rover-Fahrern wird der Umstieg dadurch schmackhaft gemacht, dass die Regelung der Fahrmodi und die Anpassung an unterschiedlichen Bodenbeschaffenheiten im Offroad-Betrieb per Drehknopf an der Mittelkonsole funktioniert.

Bentley Bentayga, Southern Spain, November 2015Photo: James Lipman

Die Gewichtsverteilung von 56:44 zwischen Vorder- und Hinterachse erlaubt ein ausgewogenes und neutrales Fahrverhalten. Dass vom Head-up-Display bis zur Einpark-Automatik, von der Kameraüberwachung des Umfeldes bis zum WLAN-Hotspot alle aktuellen Sicherheits-, Assistenz- und Komfort-Features (teilweise gegen Aufpreis) verfügbar sind, darf als selbstverständlich angesehen werden. afb/amp

Bentley Bentayga, Southern Spain, November 2015Photo: James Lipman