Citroën H – Transporter für alle Fälle
Der vor 75 Jahren auf dem Pariser Salon zum ersten Mal gezeigte Transporter Citroën H entwickelte sich in Frankreich schnell zum Transporter für alle Fälle. Er gehört(e) zu Frankreich wie Baguette, Croissant und Vin rouge. Seine charakteristische Wellblech-Karosserie, mit der seine Entwickler die großen Karosserieflächen versteiften, machten den Typ H bald zu einer unverwechselbaren Erscheinung.
Bei der Entwicklung verfolgte Citroën eine Strategie, die man später auch beim 2 CV praktizierte. Einfache Technik, verpackt in eine auf das Wesentliche reduzierte Karosserie brachten den Erfolg. Der „H“ war Nachfolger des während der Kriegsjahre in geringen Stückzahlen gebauten TUB. Die Kundschaft erkannte schnell die Vorteile des Neuen, den Citroën weitgehend unverändert bis 1981 baute. Der abgesenkte Laderaum ließ sich einfach beladen und die Händler hatten keine Probleme auf der Ladefläche zu stehen und ihre Waren zu verkaufen. Auch Polizei, Post und Feuerwehr und andere Dienstleister erkannten die Werte des Transporters und setzten den H ein.
Das Nachfolgmodell C 25 machte dann eine internationale Karriere. Der H blieb seiner Heimat treu – nur wenige Exemplare gingen in den Export. Daher auch die überschaubare Stückzahl. Insgesamt hat man 475.000 Exemplare gebaut.
Beim Antrieb transplantierte man den bewährten Vierzylinder aus dem Traction Avant vor die Vorderachse. Später kamen auch DS-Antriebe zum Einsatz, und auch Diesel-Motoren, die dem Wellblech-Transporter aber das Temperament einer Wanderdüne verliehen. Auch die Benzin-Varianten gehörten nicht zu den wirklich schwungvollen Antrieben. Die maximal 48 PS starken Motoren hatten schließlich viel zu schleppen.
Einfacher Komfort
Dafür genossen die Insassen dank der Drehstabfederung einen für dieses Segment überraschenden Komfort. Noch heute gehört der H auf französischen Wochenmärkten zu einem vertrauten Anblick. Der Citroën H ist noch immer ein Transporter für alle Fälle. Und – er ist inzwischen eine gesuchte Rarität bei Oldtimerfreunden.
Dank der Kreativität der Karosseriebauer kam der H in allen erdenklichen Formen – auch als Reisemobil – auf den Markt. Die Ladekapazität lag dabei zwischen 7,3 und 16,4 Kubikmetern. Der niederländische Karosseriebauer Akkermans schuf eine Variante mit der hydropneumatisch gefederten Hinterachse aus dem DS, die als Krankenwagen zum Einsatz kamen.
Reduktion auf das Wesentliche
Im Innenraum setzte sich die bewusste Reduktion auf das Wesentliche fort. Nacktes Blech, überschaubare Instrumentensammlung. Konzentration auf das absolut notwendige, zwei Sitze (später gab es auch eine Doppelkabine), und fertig war der Raum für Fahrer und Passagier. In der ersten Nachkriegszeit war das vollkommen ausreichend. Später hatten sich die Kunden offensichtlich an die spartanische Ausstattung gewöhnt.
War das Design des H schon gewöhnungsbedürftig, so hatte Citroën noch eine weitere stilistische Überraschung auf Lager. Zwei Jahre später feierte der 2 CV auf dem Pariser Salon seine Premiere. (ww/cen)