Dacia Duster – Bulliger, breiter und offroadiger
Dacia Duster – Bulliger, breiter und offroadiger. Angetreten ist der Dacia Duster vor sieben Jahren als müde ausgestatteter Billig-SUV. Die zweite Generation ist nun immer noch preiswert – aber deutlich aufgewertet.
Es gibt wenig Autos, die unverwechselbar und auf Anhieb erkennbar sind. Und noch weniger schaffen das vom Start weg. Der Renault Twingo zum Beispiel war so ein Auto. Und der Dacia Duster ist so eines. Neben den vielen optisch leicht verwechselbaren SUV sticht er seit seinem Start vor sieben Jahren mit eigenständigem Design hervor. Ein Duster ist ein Duster ist ein Duster. Doch während Renault es beim Twingo nicht gepackt hat, diese Originalität wenigstens in die zweite Generation hinüber zu retten, schafft es die Renault-Tochter Dacia sehr wohl beim neuen Duster. Dabei, so versichern die Designer, haben sie kein einziges Karosserieteil vom Duster der ersten Generation übernommen.
Der neue Duster kommt vor allem bulliger, breiter und offroadiger daher. Die Frontscheinwerfer sind weiter nach außen gerückt. Das LED-Tagfahrlicht ist dreigeteilt, der Grill neu geformt, der Unterfahrschutz in Alu-Optik breiter und höher gezogen, die Fronthaube stärker profiliert.
Auch die Seitenansicht streckt den neuen Duster optisch. Die Windschutzscheibe wurde um zehn Zentimeter nach vorne verlegt und ist stärker geneigt, die Fensterlinie steigt nach hinten an. In den breit ausgestellten Radhäusern laufen 17 Zoll-Felgen. Hinter den vorderen Radläufen sorgen Pseudo-Lüftungskiemen für einen kernigen Eindruck. Im Heck wurden die quadratischen Rückleuchten ebenfalls weiter nach außen platziert. Auch der Unterfahrschutz im Heck des Duster fällt deutlich breiter aus und ist höher gezogen als beim Vorgänger. Die Außenmaße des Duster sind mit 4.341 mm Länge, 1.804 mm Breite und 1.693 mm Höhe fast gleich geblieben.
Bei den Motoren alles wie gehabt
Auch innen hat sich einiges geändert. Zwar dominiert am Armaturenbrett nach wie vor Hartplastik. Das aber wirkt etwas wertiger, denn „die Körnung wurde verbessert“, wie Dacia versichert. Komplett neu sind die Sitze: stärker konturiert, mit längeren Auflageflächen, besserem Seitenhalt, festeren Schaumstoffen. Negativ: Die Sicherheitsgurte sind an der B-Säule nicht verstell-, sprich an unterschiedliche Körpergrößen anpassbar. Und die Mittelkonsole ist im Fußraum so knapp geschnitten, dass bei längeren Fahrten der rechte Unterschenkel schmerzhaft anliegt. Die Platzverhältnisse sind für ein kompaktes SUV vorne wie hinten sehr ordentlich. So übersichtlich und leicht erreichbar die Bedieninstrumente angeordnet sind, so unverständlich ist zum Beispiel, das diverse Knöpfe zwischen den Sitzen hinter dem Ganghebel versteckt sind. Auch nahezu identisch zum Vorgänger: Das Laderaumvolumen von 445 bis 1.623 Liter.
Unter der Motorhaube dagegen hat sich nicht so viel getan: Dacia bietet für den Duster zwei Benzin- und ein Dieselaggregat in zwei Leistungsstufen an. Dazu kommt eine LPG-Variante. Der Turbobenziner liefert 92 kW/125 PS aus 1.197 ccm und ein maximales Drehmoment von 205 Nm. Dass die erst bei 2.300 U/min. anliegen, zeigt das hauptsächliche Problem des Benziners an: Aus niedriger Drehzahl kommt der 1,2 Tonnen schwere Dacia nur mühsam in die Puschen, er will eifrig geschaltet werden. Und das nervt gelegentlich, weil die 6-Gang-Handschaltung immer wieder zum Hakeln neigt. Den Normverbrauch gibt Dacia für den Fronttriebler mit 6,2 Litern auf 100 Kilometern an. Real sind deutlich mehr fällig: Bei moderater Fahrweise, aber auch einigen Kilometern querfeldein addierte der Bordcomputer nach der Testfahrt 8,8 Liter. Immerhin ist der Turbobenziner sehr laufruhig unterwegs und hält sich akustisch im Hintergrund – durch diverse Dämmmaßnahmen und dickere Scheiben vorne habe man den Geräuschpegel im Innenraum um die Hälfte reduziert, versichert Dacia.
Fit auch fürs Gelände
Das Fahrwerk des neuen Duster liefert guten Komfort. Auch auf schlechten Straßen federt es die Schläge von der Fahrbahn gut aus. In Kurven allerdings sollte man es nicht zu flott angehen lassen. Bei zu viel Tempo und schlechter Fahrbahn versetzt der Duster schon mal und neigt zu Seitenneigung.
Für eine Durchquerung der Sahara reicht es zwar nicht gerade – aber der Duster ist in der zweiten Generation noch mal geländetauglicher geworden. Die Bodenfreiheit beträgt 210 mm, der Unterfahrschutz ist nicht nur Zierde, sondern hilft auch gegen Kratzer. Schon der Fronttriebler hat keinerlei Probleme mit leichtem Gelände, der Allradler auch mit mittlerem. Steile Steigungen, Schieflagen, Wasserdurchfahrten, Geröllstrecken – kein Problem. Ein Downhill-Assistent hilft bergab auf rutschig- staubigen Feldwegen. Die Lenkung hinterlässt einen zwiespältigen Eindruck: gelegentlich etwas rüttelig, leichtgängig, präzise, passable Rückmeldung.
Nach wie vor schickt Dacia den Duster als Billig-SUV in den Markt – preiswerter lässt es sich bei uns kaum SUVen. Doch die richtig puristischen Zeiten sind mit der zweiten Generation dann doch vorbei. So hat Dacia den Duster vor allem in Sachen Sicherheit und Assistenzsysteme aufgerüstet. So gibt es eine Rundumkamera mit Vogelperspektive, die nicht nur im Gelände sehr hilfreich ist, Klimaautomatik, Keyless-Funktion, Rückfahrkamera, Toter-Winkel-Assistent, Window-Airbags, Berganfahrhilfe, automatisch schaltbares Abblendlicht. Upsizing also statt Downsizing.
jw/ap