Digitale Spiegelsysteme unterstützen Blick zurück
Digitale Spiegelsysteme unterstützen Blick zurück. Denn neben der Voraussicht ist im Straßenverkehr auch das rückwärtige Geschehen relevant. Ob beim Spurwechsel, beim Rangieren oder beim Einparken. Rück- und Außenspiegel liefern neben anderen Assistenten wie Rundumkameras und akustischen Parkpiloten wesentliche Sicherheitsinformationen.
Das dichter werdende Verkehrsgeschehen machte die Erweiterung der Bespiegelung des Autos notwendig. Nach der Einführung der automatisch abblendenden Rückspiegel bauen nun immer mehr Hersteller kamerabasierte Systeme ein. Sie übertragen das Bild vom rückwärtigen Verkehrsgeschehen auf Monitore. Gentex etwa, einer der führenden Anbieter digitaler Systeme, liefert aktuell mehr als 40 Millionen Spiegel an die Hersteller. Seit 1974 ist das Unternehmen im Norden der USA aktiv. Heute spielen Digital-Spiegel die wichtigste Rolle im Unternehmens-Portfolio.
Viermal größerer Bereich
Der Vorteil liegt im deutlich größeren Überwachungsbereich. Er wächst etwa um den Faktor vier. Aber auch die Aerodynamik lässt sich verbessern. Denn die Kameras brauchen deutlich weniger Bauraum und lassen sich geschickt in der A-Säule oder an der hinteren Dachkante verstecken. Große Spiegelgehäuse sind nicht mehr notwendig. So war auch das Forschungsauto XL1 von VW das erste Fahrzeug mit dieser Technik bestückt. Speziell bei Lkws oder Bussen mit ihren übergroßen Spiegelgehäusen lässt sich so auch der Treibstoffkonsum reduzieren. Bei einem Mercedes Actros gehen die Entwickler von bis zu 1,5 Prozent aus.
Unter anderem unterstützen heute bei Audi, Cadillac, Jaguar Land Rover, Lexus und Honda digitale Spiegelsysteme den Blick zurück. Die Hersteller begegnen damit auch der bauartbedingten Verschlechterung der Sicht nach hinten. Denn flache Heckscheiben und ausladende Dachspoiler schränken die Sicht nach hinten mit herkömmlichen Spiegeln ein. Und die meisten Autofahrer gewöhnen sich rasch an die neue Ansicht. Nur Chauffeure, die auf eine Sehhilfe angewiesen sind, klagen bisweilen über die Anstrengung der Augen, ständig neu fokussieren zu müssen. Denn ein analoger Spiegel bewahrt die Dreidimensionalität, der digitale mit seinem Monitor kann nur zweidimensional darstellen.
Stufenlose automatische Scheibentönung
Die Technik des automatischen Abblendens beherrschen die elektronischen Systeme aber perfekt. So setzt man die Funktionsweise beim früheren analogen Spiegel mittlerweile für andere Möglichkeiten ein. Dazu verpressen die Hersteller eine organische Chemikalie zwischen zwei Glasscheiben. Durch das Anlegen einer niedrigen Spannung lässt sich die Tönung des Glases stufenlos bis zu vollständigen Undurchsichtigkeit steigern. Dabei ergeben sich neue Anwendungsmöglichkeiten. Gläserne Sonnenblenden oder Panoramadächer etwa können so einen großen Komfort- und Sicherheitsgewinn bieten. Auch die gerne als Extra bestellte Privacy-Verglasung im Fond muss dann nicht immer dunkel bleiben.
Gentex erleichtert nicht nur die Überwachung des Umfelds ums Auto, auch der Fahrer kann beobachtet werden. Anders als die üblichen Müdigkeits-Assistenten, die anhand der Lenkbewegung auf die Ermattung des Chauffeurs schließen, stellen Monitoring-Systeme zweifelsfrei fest, wenn dem Menschen am Steuer die Augen zufallen. So können sie Gegenmaßnahmen einleiten. Ein weiterer wichtiger Beitrag für das Erreichen der angestrebten Null bei der Zahl der Verkehrstoten. (mk/cen)