Drive Home – Drei Ami-Oldtimer auf dem Weg nach Detroit
Drive Home – Drei Ami-Oldtimer auf dem Weg nach Detroit. Zur vergangenen Jahreswende 2015/2016 machten sich in Tacoma bei Seattle drei betagte Ami-Oldtimer auf einen 3860 Kilometer langen Weg quer durch neun Bundesstaaten nach Detroit. „Drive Home“ lautete der Titel der Fahrt, weil die drei auf eigenen Pneus in die Stadt ihrer Geburt zurückkehrten. Nun gibt es eine Neuauflage.
„Zum Ruhm der amerikanischen Automobilindustrie, deren Einfallsreichtum sowie zur Ehre der tiefen Verbundenheit der Amerikaner zu ihren Fahrzeugen“, hieß es damals salbungsvoll zu der Fahrt. Hauptsächlich aber sollte das Spektakel wohl dabei helfen, die North American International Autoshow (NAIAS) in Detroit, die ein Wenig an ihrem Glanz verloren hatte, wieder aufzupolieren. Da die Aktion großes positives Echo fand, wird es zum kommenden Jahreswechsel eine Wiederholung geben – unter noch härteren Bedingungen.
Als sich vor etwas mehr als einem Jahr drei rüstige Veteranen auf den Weg in das einst als amerikanische Autohauptstadt geltende Detroit machten, starteten sie in Tacoma im US-Bundesstaat Washington, eine knappe Autostunde südlich von Seattle. Hier befindet sich am Puget Sound, einem rund 150 Kilometer ins Landesinnere reichenden Arm des Pazifiks, mit dem LeMay – America’s Car Museum (ACM) eines der spektakulärsten Automuseen der an solchen Einrichtungen nicht gerade armen Gegend. Dort sind auch ein Chevrolet Nomad von 1957, ein Chrysler 300 G von 1961 und ein Ford Mustang von 1966 zuhause, allesamt Koryphäen aus glorreichen Zeiten der amerikanischen Automobilindustrie.
Der dreitürige Chevrolet Nomad galt zu seiner Zeit als Prestigemodell von General Motors und war mit seinem 4,3-Liter-V8 und 121 kW / 165 PS für damals 2800 Dollar das teuerste Auto, das Chevrolet im Angebot hatte. Der fünf Jahre ältere Chrysler 300 G war eine Weiterentwicklung des Chrysler 300 von 1954 und als Zugpferd in der Chrysler-Modellpalette gedacht. Sein 6,8-Liter-V8 leistete 298 kW / 405 PS, verbrauchte 20 Liter Super auf 100 Kilometer und beschleunigte das Auto auf bis zu 217 km/h. Der Ford Mustang schließlich begründete, als er 1964 auf den Markt kam, die nach ihm benannte Klasse der Pony-Cars und kostete 2500 Dollar, damals so viel wert wie heute rund 17 500 Euro. Die in dreieinhalb Jahren fast 1,3 Millionen gebauten Exemplare der ersten Baureihe verfügten zumeist über einem 4,7 Liter großen V8-Motor mit 140 kW / 190 PS.
David Madeira, Chef des im vergangenen Juni gegründeten America’s Automotive Trust (AAT), einem gemeinnützigen Verein, der sich „den Erhalt des Erbes der amerikanischen Automobilindustrie für zukünftige Generationen“ auf die Fahnen geschrieben hat, erklärt: „Der erste Drive Home war so erfolgreich, dass wir beschlossen haben, die drei Veteranen technisch zu überholen und erneut los zu schicken. Dass die NAIAS wieder mit an Bord ist und so wie wir das Vermächtnis unserer Automobilindustrie ehren will, motiviert uns besonders.“
Wenn Coming Home II am 28. Dezember in Boston zur elf Tage währenden Reise nach Detroit startet, steht dem Oldie-Konvoi ein harter Trip bevor. Normalerweise beträgt die Entfernung zwischen den beiden Städten etwas mehr als 1100 Kilometer via Interstate 90 über Buffalo an den Niagara-Fällen und den kanadischen Highways 403 und 401 über London und Windsor. Doch die Fahrer von Nomad, 300 G und Mustang wählen eine andere Route. Die wird sie aus dem winterlichen und zu dieser Jahreszeit oftmals tief verschneiten Boston nach Süden über New York, Philadelphia und Washington D.C. führen, von wo aus es wieder Richtung Norden bis Harrisburg geht. Die Hauptstadt des Bundesstaats Pennsylvania erlangte 1979 durch die weltweit erste große Katastrophe in einem Kernkraftwerk traurige Berühmtheit.
Pittsburgh und Indianapolis lauten die weiteren Stationen im Westen bis es dann in den hohen Norden des Bundesstaats Michigan über Traverse City und schließlich wieder südlich an Lansing und Birmingham vorbei nach Detroit geht. Insgesamt beträgt der Umweg über wahrscheinlich meist vereiste und schneebedeckte Straßen 3460 Kilometer. Entlang der gesamten Strecke soll kräftig gefeiert werden, es soll Partys, Kaffe-Stopps und für die Fans und Automobilclubs Besichtigungsmöglichkeiten der Veteranen geben.
Am Ende der langen Reise erwartet die drei Oldies – so wie bei der ersten Tour – eine ganz besondere Ehre in Detroit: Sie werden am 7. Januar 2017 die Parade auf der berühmten und geschichtsträchtigen Woodward Avenue zur Eröffnung der North American International Autoshow 2017 anführen. „Die Woodward Avenue steht als Symbol für die Tradition der amerikanischen Automobilindustrie“, weiß Sam Slaughter, Chef der NAIAS 2017. „Als Autofan kann ich es kaum erwarten, im Januar während der Parade am Steuer eines diese wunderschönen Klassiker zu sitzen.“ Auto-Enthusiasten – nicht nur in den USA – dürften ihn beneiden.
hrr/amp