DS3 Cabrio – Freilufterlebnis
DS3 Cabrio – Freilufterlebnis. Das DS3 Cabrio polarisiert. Während die einen es belächeln, lachen die, die drin sitzen. Es gibt Automobile, die fallen entweder durch ihre Leistung oder ihr Design auf. Dann wären da noch die Praktischen, die Innovativen oder auch die Alternativen. Es gibt aber auch Fahrzeuge, die in überhaupt keine Schublade passen. Zum einen, weil eine Schublade allein für ein Modell zu groß wäre. Und zum anderen, weil es eigentlich niemand braucht. Das DS3 Cabrio ist genau solch ein Modell.
Das fahrende Freilufterlebnis schaut auf den ersten Blick gefällig aus, auf den zweiten fallen sogar kleine Spielereien, wie das in die 3D-Heckleuchten integrierte DS-Logo auf. Die seit kurzem eigenständige Marke DS will als moderner und sportlicher Ableger der Mutterpflanze Citroen daher kommen. Eine Marke, die sich der zwei berühmtesten Buchstaben in der Citroen-Historie bedient. Im Oktober 1955 feierte die Deesse mit ihrer hydropneumatischen Federung ihre Weltpremiere. Das DS3 Cabrio ist nun eines der aktuellsten Abkömmlinge dieses einstigen, automobilen Weltwunders. Aber was für einer?
Ein echtes Cabriolet ist es nicht wirklich. Wer sich traut, kann die Stoffmütze zwar ganz bis zum Kofferraum heruntergleiten lassen, doch die Seitenteile bleiben stehen. Fiat 500 Cabrio-Besitzer kennen das von ihrem Cityflitzer. Und trauen aus dem Grund, da in dieser Verdeckposition die Sicht nach hinten gleich Null ist. Nicht Nullkommairgendwas, sondern Nullkommanix. Es mag Autofahrer geben, die ohnehin den Innenspiegeln ausschließlich zum Schminken nutzen, aber für alle anderen ist dies ein äußerst ungutes Gefühl.
Ungut wird einem auch, wenn es heißt „Bringst Du diesmal eine Kiste Getränke mit?“ Dann heißt es wieder: Handtuch auf das gute Leder auf der Rückbank und die Kiste da drauf wuchten. Warum? Ganz einfach. Das 245 Liter fassende, dunkle, kleine Loch im Heck des Franzosen ist zu eng geschnitten für eine Getränkekiste. Einziger Vorteil der Dach-Kofferraum-Kombination: dass, unabhängig von der Verdeckstellung, das Volumen in keinster Weise betroffen ist. Gar nicht klein wirken hingegen die beiden Türen des DS in der 110 PS-Benziner-Version mit Sechsgangautomatikgetriebe. Sie fallen so groß aus, dass im Parkhaus nahe einer Säule immer erst der Tür-Auf-Check gemacht werden sollte. Ebenfalls großzügig bemessen: der restliche Innenraum. Aber mit einer Körpergröße von über 1.85 Meter sollte hinten nicht unbedingt bei geschlossenem Dach gesessen werden. Doch bei welchem Mehr-als-Zweisitze-Cabrio geht das schon? Allerdings fällt dort hinten die Beinfreiheit überraschend, weil ausreichend, groß aus. Außerdem können drei Sitzerhöhungen nebeneinander positioniert und die Kinder darauf auch fixiert werden. An sich also ein perfektes Auto für sogenannte Soccer-Moms – wenn da nicht die Sporttaschen der Kleinen wären, die wahrscheinlich nicht alle gleichzeitig ins Heck passen.
Was wiederum für einen SM-Boliden spricht, ist, dass das Handschuh- oder besser gesagt Handtaschenfach gefühlt fast so groß ist wie der Kofferraum. Auf den beiden sehr gut geformten und komfortablen Plätzen der ersten Reihe fühlen sich auch Sitzriesen bis zwei Metern Länge wohl. Zumindest solange, bis das Getriebe zum ersten Mal das Arbeiten beginnt. An dieser Stelle würde sich so manch Autofahrer Schaltwippen am Lenkrad wünschen und das Schalten selbst in die Hand nehmen. Dass es dadurch aber auch nicht besser werden würde, zeigt das Getriebe dann, wird der Schalthebel nach links gelegt und die Gangwechsel manuell vorgenommen. Zäh wie Kaugummi und zögerlich wie eine alte Jungfer wird der Befehl zum Gangwechsel ans Getriebe übermittelt. Vor allem das Ein- und Ausparken mit ständigem Wechsel zwischen Rückwärts- und erstem Gang wird zum schweißtreibenden Geduldspiel. Nur gut, dass Abstandssensoren rund um das Fahrzeug verteilt sind.
Ist der Weg raus aus der Stadt erst einmal gefunden, kann es ja losgehen,oder? Vom erhofft sportlichen DS-Habitus ist während der Fahrt aber nur wenig zu merken. Das ändert sich ein wenig auf der Autobahn, doch bis dorthin macht der 1.2 Liter große Dreizylinder-Benziner seine Sache ganz ordentlich. Ganz ordentlich mutet dann auch das Fahrwerk an, das in der Stadt schon fast zu hart wirkt. Ein Schwachpunkt des 3.95 Meter langen DS3 Cabrios ist sein Verbrauch. Nach knapp 1.300 normal gefahrenen Kilometern und einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 74 km/h stehen 8.4 Liter auf 100 Kilometer auf der Anzeige. Der Normverbrauch beträgt 4.9 Liter. Einzig die Tatsache, dass sein Treibstofftank 50 Liter fasst, lässt darüber hinwegsehen. Das DS3 Cabrio ist ein wahres Nischenfahrzeug, das entweder geliebt oder völlig missachtet wird.
MS/AP