Ferrari Purosangue – Vollblut aus Maranello
Mit dem Vollblut aus Maranello, dem Purosangue, bringt Ferrari ein echtes Rennpferd. „Das ist kein SUV, das ist ein Supercar mit mehr Bodenfreiheit“, betont man bei Ferrari. Und es ist der erste Ferrari mit vier Türen. Tatsächlich kommen beim Purosangue wohl nur wenige Menschen auf die Idee, damit ins Gelände zu fahren.
Dennoch wollte sich Ferrari dem Trend nicht ganz verschließen. Aber, angemessen motorisiert, mit zwölf Zylindern. Mit 725 PS und einer Beschleunigung in 3,3 Sekunden auf 100.
Purosangue – nur 20 Prozent Anteil
Anders als Porsche, will Ferrari den Anteil der Vollblüter auf höchstens 20 Prozent begrenzen. Der CO2-Bilanz des Herstellers dürfte das gut tun. Denn mit 393 Gramm pro Kilometer (WLTP), was einem Verbrauch von 17,3 Litern entspricht, stößt der Purosangue so viel Kohlendioxyd aus wie zwei Ferrari SF90. Für die weltweite Klimabilanz wird der Viersitzer aber keine große Rolle spielen. Zu klein sind die Stückzahlen, die Ferrari vom Purosangue bauen will. Keine 3.000 pro Jahr sollen in Maranello entstehen.
Die ersten anderthalb Produktionsjahre sind auch schon verkauft. Da der Zwölfzylinder nicht mehr ewig im Programm bleibt, kaufen die Ferraristi jedes neue Modell mit der ikonischen Zylinderzahl blind. Und zahlen fast jeden Preis dafür. Im Fall des Purosangue sind das stolze 380.000 Euro.
Standesgemäßes Fahren
Der frei atmende 65-Grad-Motor mit 6,5 Litern Hubraum klingt heiser fauchend. Wie man es erwartet. Bis 8.250 U/min dreht die Maschine. Dann erscheint die nahende Drehzahlgrenze per LEDs am oberen Lenkrad – wie in der Formel 1. Das Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe an der Hinterachse schaltet im Sportmodus schnell hoch. Und mit Zwischengas wieder herunter. Nur im Komfort-Modus sind Gasannahme und Schaltzeiten etwas zögerlich.
Standesgemäß ist die Straßenlage: Die ausgeglichene Gewichtsverteilung Vorder-/Hinterachse (49/51) und die sehr direkte Lenkung machen kurvige Passstraßen zum Genuss auf hohem Niveau. In engen Kehren lenkt die Hinterachse mit. Das für einen Ferrari hohe Gewicht von 2.170 Kilogramm glaubt man kaum. Auch wenn Spurwechsel nicht ganz so digital funktionieren wie bei den Mittelmotor-Sportwagen aus dem Vollblüter-Stall.
Das aktive Fahrwerk ist höhenverstellbar. Falls es doch einmal über einen Feldweg oder durch eine Schneewächte geht. Traktion ist auch dann reichlich vorhanden. Denn der Motor versorgt – wenn nötig – die Vorderachse über ein separates Dreiganggetriebe direkt mit Drehmoment. Auch der Rückwärtsgang ist hier untergebracht.
Wäre der Ferrari Purosangue, das Vollblut aus Maranello ein SUV, er wäre nicht nur das stärkste, sondern auch das am aufwendigsten konstruierte. Mit hinteren Türen, die sich elektrisch nach vorne öffnen. Ähnlich anspruchsvoll ist die Aerodynamik konzipiert. Ein Teil der Kühlluft wird neben der Motorhaube abgeleitet, um zusätzlichen Anpressdruck zu erzeugen. Vergessen ist Enzo Ferraris berühmte Maxime, Aerodynamik sei von Leuten erfunden, die nichts von Motoren verstehen.
Die Zeiten ändern sich. Heute fragen Kunden selbst bei Ferrari nach, wie es denn um dem Umweltschutz bestellt sei. Auch da hat Ferrari eine Antwort. Das im Innenraum üppig verarbeitete Alcantara besteht zu 68 Prozent aus recyceltem Polyester. Wenigstens was. (cen/gr)
Daten Ferrari Purosangue
Länge/Breite/Höhe (m) 4,97 x 2,03 x 1,56
Radstand (m) 3,02
Antrieb V12-Ottomotor, 6496 ccm
RWD, 8-Gang-Automatik
Leistung 533 kW/725 PS bei 7.750 U/min
Drehmoment 716 Nm bei 1.400-3.000 U/min
V-max > 310 km/h
0-100 km/h 3,3 s
Ø WLTP-Verbrauch 17,3 l/100 km
CO2-Emissionen 393 g/km
Leergewicht min. 2.033 kg (trocken)
Preis ab 380.000 Euro