Fiat 600 Jubiläum

Der von Dante Giacosa konstruierte Fiat 600 läutet 1955 eine neue Ära bei Fiat ein. Der preiswerte Kleinwagen setzt mit technischen Innovationen wie wassergekühltem Heckmotor und Einzelradaufhängung Maßstäbe. Vier Sitze bieten der ganzen Familie Platz. Die sogar sechssitzige Version Fiat 600 Multipla wird nur ein Jahr später zum Urahn aller modernen Minivans.

Genfer Auto-Salon 1955. Fiat läutet die Zukunft ein. Das Modell 600 ist nicht nur der Nachfolger des seit 1936 gebauten Topolino. Mit wassergekühltem Vierzylinder im Heck und selbsttragender Karosserie markiert der Fiat 600 für das Turiner Unternehmen gleichzeitig ein vollkommen neues technisches Konzept. Ingenieur Dante Giacosa hat eine Limousine konstruiert, die durch relativ geringen Materialverbrauch und wirtschaftliche Fertigung im Fiat Stammwerk in Turin einen Listenpreis von 590.000 Lire ermöglicht – der neue Kleinwagen mit vier Sitzen ist damit auch für den durchschnittlich verdienenden Arbeiter erschwinglich.

Die moderne und robuste Technik trägt ihren Teil zum Erfolg des Fiat 600 bei. An der Vorderachse sind Einzelradaufhängungen an Dreiecksquerlenkern mit einer quer liegenden Blattfeder kombiniert, an der Hinterachse setzt Giacosa auf Einzelradaufhängungen mit Federbeinen und Längslenkern. Eine Zuladung von 310 Kilogramm ist erlaubt. Die hinten angeschlagenen Türen ermöglichen bequemes Einsteigen auch auf die beiden Sitzplätze im Fond.

Anfangs hat der Heckmotor einen Hubraum von 633 Kubikzentimeter und leistet 23 PS. Dank des geringen Gewichts – leer sind es weniger als 600 Kilogramm – erreicht der Fiat 600 damit knapp 100 km/h im vierten Gang. Anders als zum Beispiel bei einigen Konkurrenzmodellen ist der Vierzylinder wassergekühlt. Dadurch funktioniert die Heizung auch im Winter.

1956 präsentiert Fiat eine zweite Karosserievariante mit über das gesamte Dach reichendem Rollverdeck. Von der ersten Serie werden fast 900.000 Stück gebaut. 1960 kommt der Fiat 600D mit größerem Motor mit 767 Kubikzentimeter. Nun treiben 29 PS die Hinterachse an, die Höchstgeschwindigkeit steigt dadurch auf 110 km/h. Äußere Kennzeichen sind größere Rückleuchten und die unter die Hauptscheinwerfer verlegten Blinkleuchten. Mit der Modellpflege 1965 – und nach über zwei Millionen in Turin gefertigten Exemplaren der zweiten Baureihe – weichen hinten angeschlagenen Türen, der vorne angeschlagenen Version. Der auf 31 Liter vergrößerte Tank verbessert die Reichweite. Weitere Änderungen sind größere Scheinwerfer, der Wegfall der seitlichen Chromzierleisten und ein neues Markenlogo vorne.

Der weltweiten Nachfrage nach einem preiswerten Familienfahrzeug kommt Fiat mit zahlreichen Lizenzvergaben entgegen. In vielen Ländern spielen Fiat 600 Derivate eine entscheidende Rolle in der Motorisierung breiter Bevölkerungsschichten. Im damaligen Jugoslawien läuft der Seicento als Zastava 750 vom Band. Auf spanischen Straßen rollt er als SEAT 600. Knapp 800.000 Stück verlassen zwischen 1957 und 1973 das Werk in Barcelona, darunter auch eine einzigartige viertürige Variante mit verlängertem Radstand. In Österreich baut Steyr das Modell. Zwischen 1970 und 1982 fertigt Fiat Argentinien rund 160.000 Exemplare des mit dem Spitznamen Fitito versehenen Kleinwagens in zwei Varianten, in geringen Stückzahlen als Lizenz auch in Uruguay, Chile und Kolumbien. Sogar vier Karosserieversionen baut NSU-Fiat in Deutschland unter den Modellnamen Jagst 600 und Jagst 770. Insgesamt 170.000 Stück entstehen, darunter auch der extrem rare, von Giovanni Michelotti für Vignale entworfene Spider „Riviera".

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