Fiat 600e: Eine weitere Legende neu interpretiert
Der 4. Juli war ein historisches Datum. Während die USA an diesem Tag ihren Unabhängigkeitstag mit riesigen Feuerwerken feiern, rollte in Turin am 4. Juli 1957 ein Kleinwagen ganz ohne Feuerwerk zum ersten Mal vom Band. Mit dem Fiat 500 – der größere 600 war zwei Jahre zuvor auf den Markt gekommen – begann in Italien die Massen-Mobilität. Und nun folgt dem inzwischen wiederbelebten 500er auch der 600er als vollelektrisches Modell.
Der neue 600er beendet bei Fiat eine zehnjährige Durststrecke, die mit der Produktionseinstellung des Punto begann. Zwar arbeitete man damals bereits an einem Nachfolger, doch „wir mussten bald erkennen, dass wir keine geeignete Plattform und keine Mittel hatten, um eine spezielle Basis zu entwickeln“, erinnert sich ein Fiat-Verantwortlicher bei der Vorstellung des 600e. Inzwischen ist Fiat Teil des Stellantis-Konzerns und an geeigneten Plattformen herrscht kein Mangel. Der 600e nutzt die Basis des Jeep Avenger und steht am Anfang einer „Produktoffensive, die wir in den kommenden drei Jahren vorhaben, um das Potenzial der Marke zu zeigen“, so Fiat-Chef Olivier Francois.
Historischer Charme trifft auf moderne Technologie
Der neue 600e zitiert wie der kleinere 500 Elemente seines historischen Vorgängers, der damals in Italien vor allem bei Familien beliebt war. In seiner Ansprache betonte Francois, dass „der 600e in Italien entworfen und entwickelt wurde“. Produziert wird er im polnischen Werk in Tichy. Allerdings ist der neue 600e mit 4,17 Metern rund ein Meter länger als der Vorgänger und besitzt zudem vier Türen und eine Heckklappe für das 385 Liter fassende Kofferabteil.
Angetrieben wird der elektrische 600 von dem 115 kW (156 PS) starken Stellantis-E-Motor und erreicht in neun Sekunden aus dem Stand Tempo 100. Die 54 kWh starke Batterie soll eine Reichweite von 400 Kilometern ermöglichen. Im Stadtverkehr, das wird wohl das angestammte Biotop des 600e sein, sollen nach der Messmethode WLTP 600 Kilometer möglich sein. An einer Schnellladestation vergehen im besten Fall 30 Minuten, bis der Akku zu 80 Prozent aufgeladen ist.
Moderne Eleganz trifft auf Dolce Vita
Im Innenraum erwartet die 600er-Liebhaber ein Design, dass, so die Fiat-Marketing-Poeten, „italienische Coolness und die Philosophie des Dolce Vita“ verkörpern soll. Bei einer ersten Sitzprobe zeigt sich die Realität weniger in Richtung Dolce Vita, sondern vielmehr als „einfach gut gemacht“. Vier Erwachsene haben ausreichend Platz, und der Fahrer kann in der Topversion 600e La Prima die Massagefunktion genießen. Die Ambientebeleuchtung erreicht 64 Farbkombinationen, und die wichtigsten Informationshilfen sind übersichtlich platziert. Mit 15 Litern Gesamtvolumen besitzen die Ablagen eine familienfreundliche Dimension, und die Sitze sind aus elfenbeinfarbigem Kunstleder gefertigt.
Teilautonomes Fahren
La Prima ist zudem mit Assistenzsystemen ausgerüstet, die teilautomatisiertes Fahren ermöglichen. So passt zum Beispiel der adaptive Tempomat die Geschwindigkeit den Verkehrsverhältnissen an und mahnt zur Einhaltung der Geschwindigkeitsvorschriften. Außerdem kommt die Topversion unter anderem mit Totwinkel-Assistent, Notbremsfunktion und Parkautomat zu den Kunden. Das Infotainment kombiniert ein Radio mit Navigationssystem, das auf Sprachbefehle reagiert.
Kommende Premieren
Neben dem La Prima bietet Fiat die Variante Red an, bei der Fiat mit der Wohltätigkeitsorganisation Red zusammenarbeitet, die vom Musiker Bono von U2 und dem amerikanischen Aktivisten Bobby Shriver gegründet wurde. Zusätzlich soll künftig auch eine Verbrennervariante des 600 auf den Markt rollen. Der mit einem Mildhybrid-Antrieb ausgerüstete 600er soll zunächst in Italien, Spanien und Polen angeboten werden. Ob und wann diese Version auch nach Österreich kommt, ist noch nicht entschieden. Der Juli bleibt der Monat der Fiat-Premieren. Der nächste Termin auf dem Dach der Lingotto-Fabrik in Turin findet bereits am 11. Juli 2024 statt. Dann wird wahrscheinlich der Nachfolger des Tipo gezeigt werden. (cen/ww)