Ford Nugget
Verreisen mit dem eigenen Bett? Immer mehr Menschen reizt diese Art des Urlaubs, die Zahl der Wohnmobile und Wohnanhänger steigt. Das neueste Angebot dazu von Ford: das Modell Nugget.
Viele Hersteller von Nutzfahrzeugen bedienen sich beim Auf- und Ausbau der Fahrgestelle einer Spezialfirma, auch Ford. Das Unternehmen Westfalia hat mehr als 50 Jahre Erfahrung mit der Ausrüstung von Wohnmobilen und hat schon den Vorgänger des aktuellen Nuggets für Ford gebaut.
Ausgangsmodell des Nugget ist ein Transit Custom Kombi mit 2,2-Liter-Dieselmotor und 155 PS. Der Innenausbau mit Kühlschrank, Gasherd, Tisch und Schränken hebt das Gesamtgewicht auf 2580 Kilo. Vergleicht man den aktuellen Nugget mit dem Vorgänger, fällt in erster Linie das geänderte Konzept des Dachaufbaus an dem 2,85 Meter hohen Fahrzeug auf. Der Alkoven sieht jetzt aus wie eine überdimensionierte Dachbox. Optisch gliedert sich die Karosserie in einen Fahr- und einen Schlafteil.
Laut Datenblatt soll der Transit Custom Kombi nur 6,4 Liter Diesel je 100 Kilometer verbrauchen, in der Realität sind zwischen 8.5 und 9 Liter auch ein ganz passabler Wert, bei um die drei Tonnen. Dank 385 Newtonmetern Drehmoment kann man auch auf die Überholspur wechseln und im Pkw-Verkehr mitschwimmen. Als Getriebe ist eine Sechs-Gang-Handschaltung verfügbar. Das Cockpit ist übersichtlich und funktionell. Die seitlichen Getränkehalter sind für 1,5-Liter-Flaschen geeignet. Um mittels Rückbank und den beiden vorderen Sitzen eine Sitzgruppe entstehen zu lassen, ist das vordere Gestühl um 180 Grad drehbar.
Zur Standard-Ausstattung gehören beim Nugget Klimaanlage, Nebelscheinwerfer, Start-Stopp-Automatik, Lederlenkrad, Tempomat, Abbiegelicht, Reifendruckkontrollsystem, Wärmeschutzverglasung, beheizbare Frontscheibe und Zentralverriegelung. Das Navigationsgerät mit dem etwas kleinen 5-Zoll-Bildschirm kostet extra.
Der Ausklapptisch könnte eine zweite Stütze vertragen. Die bewegliche Rückbank hat mehrere Funktionen: Sitzgelegenheit bei Tag zum Essen, Karten spielen, et cetera und als 1,90 mal 1,30 große Liegefläche in der Nacht. Unter dem Polster befindet sich ein großer Stauraum für Reiseutensilien. Dort lagern die Verdunkelungen für Front- und vordere Seitenscheiben. Die Liegefläche im Obergeschoß ist fast 2,30 m tief und 1,40 Meter breit. Beim Vorgänger betrug die Länge nur knapp zwei Meter. Der Liegekomfort ist sehr gut, neben einer dreiteiligen Kaltschaummatratze ist der Boden mit beweglichen Federelementen ausgestattet. Der Platz nach oben ist allerdings recht begrenzt. Nicht jeder schläft entspannt, wenn er über sich nicht einmal den Arm ausstrecken kann. Von den 60 cm Höhe gehen an der Oberlichte noch einmal vier Zentimeter ab, denn der Rahmen für Moskitonetz und Jalousie ragt in den Raum. Die Tür des hinteren Kleiderschranks hat im Innern einen großen Schminkspiegel, was weibliche Reisende sehr zu schätzen wissen. Der Tür fehlt aber eine Arretierungsfunktion. Ein paar Seitentaschen für Brille, Armbanduhr und anderes Kleinzeug in der Nähe der Liegeflächen könnten auch nicht schaden. Die Nutzer aller bisherigen Nugget-Ausführungen loben gern die große Stehhöhe im Innern. Sowohl im Küchen-, als auch im Funktionsbereich in der Mitte beträgt sie mehr als zwei Meter, wenn das obere Bett zusammen geschoben ist.
Wer lieber den Trubel der Campingplätze meidet wird aber auf Hygiene-Exzesse verzichten, denn der Frischwassertank fasst lediglich 42 Liter. Bei sparsamer Haushaltsführung reicht das für fünf Tage Katzenwäsche sowie Kaffee- und Instantsuppen-Zubereitung. Umso üppiger bemessen, weil fast genauso groß, ist der Toplader-Kühlschrank. Auch ohne permanenten Anschluss am 220-Volt-Netz hält er lange und zuverlässig seine Temperatur – dank eines zweiten Batteriekreislaufs. Der Butan-Gaskocher ist kinderleicht zu bedienen und narrensicher, an Steckdosen herrscht ebenso wenig Mangel wie an Ablage- und Verstauflächen.
Im Nugget könnte mancher Camping-Anfänger seinen Goldkiesel finden. Mit nicht einmal fünf Metern Länge ist er leicht zu fahren und rangieren. Manche Oberklasse-Limousine beansprucht größere Parkbuchten. Die Westfalia-Ausstattung ist vollständig und funktional, auch wenn es in Details noch Optimierungs-Potenzial gibt. Das Fahrgestell aus der Ford-Werkstatt bietet die in Millionen von Transit-Kilometern bewährte Solidität. A F.B