Henning Solberg/Ilka Minor bei der WRC Portugal

Eine abenteuerliche Besichtigung, schwierige, äußerst rutschige Prüfungen in Portugal. Henning Solberg und Ilka Minor konnten aber wie ein Fels in der Brandung bestehen und als beste Privatiers Platz fünf belegen. 

Die Portugal-Rallye wurde für Ilka Minor, Henning Solberg und alle anderen Teilnehmer diesmal schon vor dem Rallyestart zu einem Abenteuer, denn an den Besichtigungstagen gab es heftige Niederschläge. Ilka Minor: „So einen starken Regen habe ich noch nie gesehen – am Dienstag konnten wir SP 3 nicht mehr besichtigen, wir erhielten dann am Mittwoch die Gelegenheit, noch einmal über diese Prüfung zu fahren.“ 

Beim Shakedown am Mittwochnachmittag konnten Henning Solberg und Ilka Minor in ihrem privaten Ford Fiesta RS World Rally Car die zweitschnellste Zeit markieren. Am Donnerstag fuhr der gesamte WRC-Tross vom Servicepark im Algarve-Stadion rund 300 Kilometer nördlich über Lissabon nach Estoril, wo der zeremonielle Start abgehalten wurde. Von dort ging es wieder 20 Kilometer zurück nach Lissabon, wo in der Innenstadt eine Zuschauerprüfung absolviert wurde. Ilka Minor erzählt: „Wir sind an diesem Tag die meiste Zeit nur herumgefahren, das sind schon sehr viele Etappenkilometer, das ist für uns in den Autos recht ermüdend. Aber es hat den Zuschauern sehr gefallen, also haben wir die vielen Verbindungs-Kilometer nicht umsonst abgespult.“

Am Freitagmorgen, dem ersten echten Rallyetag, waren die Sonderprüfungen noch nass. Reifentechnisch eine schwierige Situation: „Jedes Team erhielt nur 16 Reifen von der weichen Mischung, die bei diesen Bedingungen jedoch ganz klar besser waren. Gebraucht hätte man 20 Stück, also musste man mit den weichen Reifen haushalten.“

So genehmigten sich Solberg und Minor, die als einziges Team mit Pirelli-Reifen unterwegs waren, einen Satz der weichen Mischung. Ilka: „Auf der ersten Prüfung des Tages, SP 2, lief es gut, wir fuhren die siebtschnellste Zeit. Auch auf der SP 3 waren wir gut unterwegs, doch dann hatten wir einen Reifenschaden, mit dem wir weitere acht Kilometer fahren mussten. Das hat uns zirka 30 Sekunden gekostet. Am Nachmittag sparten wir Reifen und fuhren mit der harten Mischung.“ Am Ende des Tages lagen Solberg/Minor auf Platz sieben. Samstagvormittag gab es wieder die weiche Gummimischung, am Nachmittag wieder die harte. Aufgrund von Ausfällen rückten Solberg/Minor vor auf den guten fünften Platz, doch der Volkswagen-Werkspilot Andreas Mikkelsen lag nur 14,9 Sekunden hinter dem norwegisch-österreichischen Duo auf Rang sechs.

So wurden für die letzten drei Prüfungen am Sonntagvormittag wieder weiche Reifen, die man eingespart hatte, verwendet. Ilka erzählt: „Henning wollte Mikkelsen unbedingt hinter sich halten, wir wollten es zumindest probieren.“

Zugleich jedoch wurde über Nacht auch das Differential getauscht, Ilka: „Das Diff war dann aber auf der ersten Prüfung zu sehr gesperrt, das hat Henning ziemlich irritiert.“ So konnte Mikkelsen bis auf 2,7 Sekunden näherkommen, aufgrund des Ausfalls von Sordo rutschten Solberg/Minor sogar vor auf Platz vier. Zwar konnte Solberg die Differential-Einstellung ändern, dennoch entschied man sich dafür, Mikkelsen ziehen zu lassen und Platz fünf zu halten.

Am Ende konnten sich Henning Solberg und Ilka Minor als bestes Privatteam über den guten fünften Platz freuen. In der Weltmeisterschaft liegt Henning Solberg mit 16 Punkten auf dem guten elften Platz, zumal er nur zwei von bislang vier Rallyes fahren konnte. 

Ilka Minors Bilanz: „Wir verlieren derzeit immer noch 0,7 Sekunden bis eine Sekunde am Kilometer – was aber klar ist, da Henning unregelmäßig fährt und zudem die Pirelli-Reifen noch ziemlich neu für ihn sind und er ihr Verhalten in engen Kurven noch schwer abschätzen kann. Diesen Rückstand kann man sicher noch weiter reduzieren auf 0,5 Sekunden pro Kilometer.“ Dazu werden Solberg/Minor hoffentlich bald schon die Gelegenheit haben: „Es gibt eine kleine Hoffnung, dass wir in Argentinien starten können, fix geplant wäre aber auf jeden Fall die Sardinien-Rallye.“