Jaguar F-Type P 300 – Nachzieher mit vier Zylindern
Jaguar F-Type P 300 – Nachzieher mit vier Zylindern. Anfangs pochte Jaguar darauf, dass das scharfe Sportcoupé mit Namen F-Type nur von sonor klingenden Sechs- und Achtzylindern zu Bestleistungen getrieben wird. Jetzt werden die Briten schwach und legen einen Vierzylinder nach.
Dabei braucht den aufgeladenen Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum an sich ebenso niemand wie die nachgelegte F-Type-Variante mit Handschaltung. Das Leistungsspektrum des F-Type ist mit zwei 340 und 380 PS starken V6-Kompressormotoren sowie potenten Achtzylindern bis hin zum 575 PS starken SVR inklusiv Allradantrieb vorbildlich.
Fragt sich, wieso ein 300 PS starker Vierzylinder nachgelegt werden muss, der vom Image zu einer britischen Luxusmarke passt wie Käsefondue zum Fünf-Uhr-Tee. Es ist allein der Flottenverbrauch, der Jaguar Land Rover kurz vor Weihnachten wie schon der Rest des Jahres im Magen liegt, wie mehrere Packungen schmackhafter Nürnberger Lebkuchen. Wer zu einem Jaguar, einem Land Rover oder besser gleich zu einem elitären Range Rover greift, der beschäftigt sich nur höchst ungern mit Grundausstattungen und Basismotorisierungen. Wenn schon, denn schon sind es zumeist bärig brummende oder lasziv grollende Sechszylinder mit Komplettausstattungen, die Kontinent auf und Kontinent ab über die Ladentische gehen.
Doch die strengen Vorschriften über Abgase und Flottenverbrauch mögen so gar nicht zu den Kundengebaren passen. Da Strafzahlungen für JLR drohen und wohl kaum noch vermieden werden können, holen die Briten nunmehr ihre neu entwickelten Vierzylinder-Triebwerke aus den Regalen und implantieren wo es nur geht. Sie sollen die kleinen Modelle antreiben und zudem eine zweifelhafte Lust an Modellen wie dem Range Rover PHEV wecken, der alles andere als standesgemäß ebenfalls nur von einem alles andere als standesgemäßen Vierzylinder bewegt wird. So wenig diese Kunden bisher danach verlangten und so entbehrlich er bei den prächtigen V6-Versionen auch erscheint: ein zwei Liter großer Vierzylinder mit 221 kW / 300 PS in dem knapp 1,6 Tonnen schweren F-Type Coupé – das kann man schon machen. Der Klang wirkt nicht nur unter Last etwas angestrengt und von einer Idealbesetzung unter der Motorhaube möchte man schon gar nicht reden.
Doch man täte den vier Brennkammern Unrecht, würde man diese vollends mit Missachtung strafen. Der aufgeladene Vierzylinder hat Lust und Dampf – er braucht dabei nicht viel Drehzahl, um bei der Musik zu sein. Ab niedrigen 1.500 U/min steht das maximale Drehmoment von 400 Nm zur Verfügung. So erledigt der Brite den Spurt 0 auf Tempo 100 in 5,7 Sekunden und ist 250 km/h schnell. Die Achtgangautomatik arbeitet gut mit dem drehfreudigen Vierzylinder zusammen. Doch ob der um 1,2 Liter reduzierte Normverbrauch im Vergleich (Normverbrauch: 7,2 Liter Super) zum V6-Kompressor die Einbuße von 40 bis 80 PS, zwei Zylindern weniger und einen deutlichen Imageverlust wert ist, muss jeder Kunde für sich entscheiden. Letztlich entscheidet das nicht zuletzt der Preis. So ist der vierzylindrige Jaguar F-Type P300 2.0 T ab 59.200 Euro zu bekommen.
Mit dem neuen Modelljahr gibt es für alle Versionen des F-Type ein unverändertes Design, jedoch neue Ausstattungsmerkmale wie Assistenten für Spurhalten, Aufmerksamkeit, Totwinkel und Verkehrszeichenerkennung. Der Touchscreen wuchs auf eine Diagonale von zehn Zoll. Leider lassen Bedienung und Funktionen nach wie vor viele Wünsche offen.
sg/ap