Kein Strom mehr auf den LKW E-Highways

Der Testbetrieb lief über fünf Jahre, nun ist erstmal Schluss mit dem Strom von oben für schwere Lastwagen auf den so genannten E-Highways. Seit Anfang des Jahres sind die Oberleitungen an der insgesamt 17 Kilometer langen Teststrecke auf der A 5 südlich des Frankfurter Kreuzes und auf der etwa fünf Kilometer langen Strecke auf der A 1 zwischen Reinfeld und Lübeck in Schleswig-Holstein abgeschaltet. Gleiches gilt für den dritten Feldversuch auf einem 3,4 Kilometer langen Stück der B 462 in Baden-Württemberg. Das Pilotprojekt für die Hybrid-Brummis wurde damit planmäßig beendet.

 Seit 2019 konnten entsprechend ausgerüsteten Lastwagen zunächst auf einer zunächst fünf Kilometer langen Strecke in Hessen auf den rechten Fahrtstreifen über einen Stromabnehmer auf dem Fahrerhaus Strom auf der eigens hierfür errichteten Oberleitung zapfen und wurden dann von einem zusätzlichen Elektromotor rein elektrisch angetrieben. Weitere Streckenkilometer und eine Bundestraße kamen dann im Lauf der Jahre dazu.

2023 zogen die Betreiber eine positive Zwischenbilanz. Dennoch ist nicht geklärt, ob der Stromversorgung für den fließenden Lkw-Verkehr eine Zukunftschance gegeben wird. Eine abschließende Beurteilung wird erst im Juni erwartet, hierfür hat man alle erhobenen Daten des Feldversuchs an die TU Darmstadt weitergeleitet, die eine Auswertung durchführt. Wie man auch erfahren hat, sind einige Spediteure, die am Testbetrieb beteiligt waren, in der Praxis nicht zufrieden mit den Ergebnissen. Der Betrieb an der Strecke habe zwar technisch gut funktioniert, die Reichweite der Hybrid-Lkw aber sei zu gering gewesen. Schon wenige Kilometer nach dem Ende der Oberleitung hätten die Fahrer wieder auf den Dieselmotor umschalten müssen.

Die Steuerung des Stromabnehmers übernehmen Sensoren, die auf dem Dach des Lastwagens platziert sind. Sie erkennen, wenn sich das Fahrzeug unter einer dafür vorgesehenen Stromleitung befindet. Wenn die so ist, fährt, ähnlich wie bei einer Straßenbahn, automatisch ein Abnehmer aus, der die Leitung berührt. Der Hybrid-Brummi nutzt den Strom aus der Oberleitung für den Vortrieb, während gleichzeitig seine Batterie geladen wird.

Bei Überholvorgängen fährt der Abnehmer wieder ein. Die Mehrkosten für die Hybridtechnik belastet die Spediteure mit etwa 30 Prozent des Kaufpreis eines herkömmlich motorisierten Lastwagen.25 Millionen Euro hat der Aufbau der Teststrecken das Bundeswirtschaftsministerium nach offiziellen Angaben gekostet. Die Gesamtkosten  betrugen einschließlich Wartung und Instandhaltung etwa das Doppelte. Sollte die Beurteilung des Feldversuchs durch die TU Darmstadt im Sommer negativ ausfallen, drohen weitere Kosten in Millionenhöhe für den Abbau.

Der Feldversuch Oberleitung sei einer von vielen Denkansätzen, die Schadstoffemissionen zu reduzieren, heißt im Verkehrsministerium. Nach Ansicht des Instituts für Energie- und Umweltforschung mit Sitz in Heidelberg ist die Umverteilung des Warenverkehrs auf andere Transportsysteme jedoch wenn überhaupt, dann nur sehr langfristig möglich. Und aktuell übernehmen vier Fünftel aller Gütertransport-Leistungen  Lastwagen, die ein Drittel aller Straßenverkehrsemissionen und fünf Prozent des gesamten CO2-Ausstosses verursachen. Jörg Jöhrens, Physiker und Projektleiter am  sieht in der Elektrifizierung der Lastzüge und Sattelschlepper und der Errichtung eines Oberleitungssystem daher eine vergleichsweise schnelle Möglichkeit, die Umwelt zu entlasten. Eine nationale Plattform Zukunft der Mobilität hatte vor einigen Jahren empfohlen, mit der Oberleitungstechnologie 4000 Kilometer bis 2030 zu elektrifizieren, um das Klimaziel im Verkehrssektor zu erreichen.                                                                                                                                             hak/aum