M2 Competition: 410PS, 280 Spitze. Er hat aber eine kleine Schwäche
Wie schon beim M4 spendiert BMW auch dem M2 eine Competition Variante. Er bekommt nicht nur 40 PS mehr Leistung sondern auch den S55 Motor, der in M3 (F80) und M4 (F82) seinen Dienst tut.
Der Vohrfahre des M2 ist der 2002 Turbo aus den Siebzigern
Als BMW Mitte der 60er Jahre den 02 lancierte, war die Sportlimousine schlechthin geboren. Gekrönt wurde die Baureihe 1973 vom 2002 Turbo, der aus zwei Litern Hubraum damals ungeheure 170 PS holte. Auf der IAA trat er mit spiegelverkehrter Modellbezeichnung auf dem Frontspoiler auf: Der Schriftzug sollte im Rückspiegel dazu auffordern, die Überholspur unverzüglich freizugeben. Eine Provokation.
Die Nische, die einst der 02 besetzte, wird heute durch die 2er-Reihe von BMW belegt – und das Spitzenmodell hört auf die Bezeichnung M2.
Statt „Normal 55“ heißt es nun „Sport 55“
Bisher wartete der M2 mit einem Drei-Liter-Sechszylinder namens N55 auf, der 370 PS leistete und auf dem regulären BMW-Motorenprogramm basiert. Jetzt legt die M GmbH in Garching noch einmal entscheidend nach: Unter der Haube des überarbeiteten Modells, steckt ab sofort der 410 PS starke Hochleistungsmotor S55. Er stammt direkt aus M3/M4 und wurde nur leicht gedrosselt.
Und wie fährt sich das Teil nun?
Da ein Turbo alleine meist eine Gedenkpause benötigt, gibt es jetzt zwei.
Damit reagiert die Maschine noch spontaner und ist drehfreudiger. Die 40PS Mehrleistung spürt man deutlich. Der S55 reißt brutal an und dreht sauber bis in den roten Bereich. Der Standardsprint ist nach 4,2 Sekunden erledigt. Das Spektakel wird von einem einzigartigen Klangbild untermalt welches den turbinenartigen Charakter mit einem Schuss Agressivität verbindet. Dank Gentlemens Agreement endet der Vortrieb bei 250 km/h. Gegen Aufpreis sind auch 280 km/h möglich. Vorher waren es 10 km/h weniger.
Die Grenzen der Haftung liegen extrem hoch
Doch sie lassen sich dank der hohen Motorleistung per Gaspedal locker durchbrechen, wobei der M2 einen gutmütigen Charakter aufweist. Dank zusätzlicher Verstrebungen ist er sehr steif und lenkt präzise in Kurven ein. BMW verwendet eine Mischbereifung – 245/35 ZR 19 vorn, 265/35 ZR 19 hinten. Die Hinterachse entspricht weitgehend dem M3. Für ernsthafte Sportfahrer gibt es eine großzügig dimensionierte Sportbremse, die brutal zupackt und sehr hohe Reserven bietet. Der neue M2 ist nicht zuletzt.
Puristisch oder Modern?
Zur Glaubensfrage wird die Entscheidung über die Kraftübertragung. Hier stehen sich zwei Lager gegenüber: Einerseits gibt es Puristen, die das serienmäßige Sechsgang-Getriebe gerne selbst schalten, den direkten Durchgriff aufs Fahrzeug schätzen und das um 25 Kilogramm geringere Gewicht ins Treffen führen. Auf der anderen Seite stehen die Modernisten, die es vorziehen, die sieben Gänge des 3900 Euro teuren Doppelkupplungsgetriebes per Lenkradpaddel durchschnalzen zu lassen und auf die wegen der nahtlosen Schaltvorgänge nochmals besseren Beschleunigungswerte verweisen.
Beides ist möglich, doch der Schalter hat leider eine kleine Schwäche
Es ist gut, dass BMW beides anbietet; um so ärgerlicher, dass beim manuellen Getriebe die Anschlussdrehzahlregelung, die laut Pressetext den „Schaltkomfort“ verbessert, nicht abgeschaltet werden kann, ohne gleichzeitig auf die Stabilitätskontrolle zu verzichten. Die Regelung verleidet dem Experten die Freude am selbständigen Zwischengasgeben und der bloße „Wow“-Effekt ist bei einem Sportgerät wie dem M2 gewiss deplaziert. Während sich das aufdringliche Gimmick nicht so einfach abschalten lässt, kann man immerhin eine Reihe anderer, durchaus unwichtigerer Fahrzeugcharakteristika, anpassen und die Knöpfe „M1“ und „M2“ im Sportlenkrad entsprechend belegen.
Innen ist es mehr modern als puristisch
Das Interieur profitiert von den perfekt passenden Sportsitzen und dem griffigen Lenkrad. Allerdings ist den Designern und Ingenieuren teilweise der Spieltrieb durchgegangen: Die beleuchteten „M2“-Logos in den Sitzlehnen der optionalen Sportsitze sind nicht geeignet, den puristischen Charakter dieses Zweitürers zu unterstreichen. Das gilt auch für die etwas verspielten „Sportanzeigen“ des iDrive. Diese zeigen nur Leistung und Drehmoment an. Auch über die Ledersitze muss man sich nicht freuen; Stoffsitze, wie beim M4, würden die Passagiere bei schneller Kurvenfahrt besser fixieren.
Trotzdem ist er so gut wie ohne Konkurrenz in seinem Segment
Audi RS 3 und der kommende Mercedes-AMG A45 basieren auf profanen Fronttrieblern, der Porsche Cayman wiederum bietet weniger Raumkomfort und weniger Nutzwert. Und keiner von ihnen wird von einer Sechs-Zylinder-Maschine angetrieben. Und so ist der M2, auch ohne spiegelverkehrten Schriftzug am Frontspoiler, heute die Sportlimousine schlechthin.
Daten BMW M2 Competition
Länge x Breite x Höhe (m): 4,46 x 1,85 x 1,41
Radstand (m): 2,69
Motor: R6-Benziner, 2979 ccm, Biturbo, Direkteinspritzung
Leistung: 302 kW /410 PS bei 5250–7000 U/min
Max. Drehmoment: 550 Nm bei 2350–5200 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt, optional: 280 km/h)
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 4,4 Sek. (DKG: 4,2 Sek.)
ECE-Durchschnittsverbrauch: 9,8 Liter ((DKG: 9,0 l)
CO2-Emissionen: 224 (206) g/km (Euro 6)
Leergewicht / Zuladung: mind. 1550 kg / max 460 kg
Kofferraumvolumen: 390 Liter
Wendekreis: 11,7 m
Räder / Reifen: 9,0 J x 19 / 245/35 ZR 19 vorn, 10,0 J x 19 / 265/35 ZR 19 hinten
Luftwiderstandsbeiwert: 0,36
Preis: 76.700€ als Handschalter (79.852€ mit M-Doppelkupplung)