Maserati Gran Cabrio: Offener „Klassiker“ mit Platz für vier

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Das Maserati Gran Cabrio bietet die Möglichkeit ein offenes Fahrzeug mit Platz für vier zu fahren. Allerdings ist es fast schon fast ein Klassiker, denn seine Messe-Premiere hatte es 2009.

Maserati – mit diesem Namen verbindet man vor allem klanggewaltige V8 Benziner

Zwar hat die Marke mit dem Dreizack seit der Einführung der Modelle Ghibli und Levante auch in Österreich ein Diesel-Übergewicht bekommen (2017 waren es 58 Prozent der Neuzulassungen), für viele ist der großvolumige, frei atmende Ottomotor aber das einzig Wahre. Vor allem dann, wenn das Einkommen es erlaubt, den Preistafeln der Tankstellen mit Ignoranz zu begegnen.

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Macht auch aus dieser Perspektive eine gute Figur

Womit wir schon beim Thema Preis wären

Ein Gran Cabrio kauft man sich zum Vergnügen, nicht, weil man einen fahrbaren Untersatz braucht. Den gäbe es schließlich schon für einen Zehntel des Preises. 166 854 Euro nennt die Preisliste als Ausgangsbasis. Ein S-Klasse-Cabrio von Mercedes ist geringfügig günstiger, ein offener Bentley Continental GT erheblich teurer.

Pininfarina ist einer der Top-Adressem beim Thema Autodesign

Warum, das ist am Gran Cabrio eindrucksvoll zu sehen. Immerhin ist der Zweitürer fast fünf Meter lang und zwei Meter breit, doch nichts wirkt klobig oder in den Proportionen unbeholfen. Das Gran Cabrio ist ein Edelschlitten von zeitloser Eleganz. Gleichgültig, ob man ihn in geschlossenem oder offenem Zustand ansieht. Der tief angebrachte Frontgrill scheint die ankommende Luft verschlingen zu wollen, die sanft gewölbten vorderen Kotflügel könnten Erinnerungen an die legendären „Birdcage“-Rennboliden aus den 60er Jahren wecken.

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Egal ob geschlossen oder offen

Offen sieht fast jedes Cabrio gut aus – geschlossen nicht

Die Kunst des Designs liegt darin, eine ansprechende und harmonische Silhouette auch dann hinzubekommen, wenn die Stoffmütze aufgesetzt ist. Beim Gran Cabrio ist das perfekt gelungen. Die opernhafte Grazie des Testwagens wurde überdies von schwarzen Akzenten in der „Bianco“-Lackierung vervollkommnet, etwa durch die Spoilerlippen an Bug und Heck, die schwarzen Leichtmetallfelgen sowie an Lufteinlässen und Endrohreinfassungen.

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Den Innenrsum lässt sich individualisieren. Wirkt aber mittlerweile an manchen Stellen etwas angestaubt

Altersbedingt besitzt das Gran Cabrio einige Anachronismen

Heute käme das Auto vermutlich mit Türen auf den Markt, die ohne ein Schlüsselloch auskommen. Und wahrscheinlich mit einem Schlüssel, der mittels Öse irgendwo befestigt werden kann. In der alarmgesicherten Garage des heimischen Anwesens kann er ja eh gleich im Zündschloss bleiben, denn die angeblich so moderne Praxis des Druckknopf-Startens hat im Gran Cabrio noch nicht Einzug gehalten. Die schweren, weil sehr breiten Türen könnten zudem leichtergängige Lager vertragen, denn der übliche Stupser reicht oft nicht, um sie in dem fürs Aussteigen nötigen Winkel zu arretieren. Aber, Schwamm drüber! Die Qualität eines italienischen Sportwagens bemisst sich schließlich nicht daran, wie bequem man ein- oder aussteigen kann.

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Bei diesem Anblick wünscht man sich eine verglaste Motorhaube

Hier zählen andere Werte wie z.B. das Triebwerk

Wer gezwungen ist, seinen Freiluft-Viersitzer in Hörweite von Nachbarn zu starten, sollte vorher schon mal Entschuldigungs-Zettelchen in die Briefkästen werfen. Der Schlüsseldreh entfacht ein enormes Getöse, das zwar standesgemäß ist, aber von Unbeteiligten nicht immer goutiert wird. Einen Wimpernschlag später grummelt das 4,7-Liter-Triebwerk lässig vor sich hin, bereit zu neuen Fanfarenstößen aus armdicken Endrohren. 460 Pferde warten darauf, vom Zügel gelassen zu werden, je nach Wunsch im Normal- oder im Sportmodus. Die 520 Newtonmeter stehen bei 4750 Umdrehungen bereit. Los geht es aber schon viel früher. Dank dieser Kraft gehts in 5 Sekunden von 0 auf 100 km/h.

Für das volle Sounderlebnis kann man die Schaltpaddel nutzen

Die Sechsgang-Automatik (ja, so etwas gibt es noch in einem Neuwagen Anno 2018) wird dann mittels Schaltpaddel am Lenkrad kontrolliert. So werden nicht nur die Übersetzungen sondern auch die Klangfarben variiert. Die Paddel sind bei Maserati traditionell fest mit der Lenksäule verbunden, was in der Eingewöhnungsphase zu Fehlgriffen an den Lenkstockhebeln führen kann. Der Innenraum ist klassisch-edel eingerichtet. Wünsche nach umfangreicher Karbon-Möblierung können die Rechnung schnell um einen fünfstelligen Betrag erhöhen.

Bei aller Euphorie sollte der Maserati-Pilot aber dennoch umsichtig sein

Eine niedrige Bauweise, die geringe Bodenfreiheit eines echten Sportwagens und 2,94 Meter Radstand vertragen sich nicht unbedingt mit Mulden und Rampen, wie sie Grundstückseinfahrten oder Parkhäuser mitunter aufweisen. Unbeabsichtigte Bodenberührungen können die Folge zu großer Vorfreude auf die erste Ausfahrt sein. Die korrekte Sitzeinstellung hat man am besten bei noch geöffneter Tür erledigt, denn der schmale Spalt, der nach ihren Schließen zwischen Verkleidung und Sitz bleibt, reicht nur noch für eine Kinderhand. Die Sicht nach hinten ist bauartbedingt mäßig. Beim Rangieren hilft die serienmäßige Rückfahrkamera.

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Für dieses Kunststück sollte man sich etwas Zeit nehmen können

Eher ein Cruiser als ein Heizer

Die möglichen Fahrleistungen lassen keinen Zweifel an der Sportlichkeit des Gran Cabrios zu. Die gute Gewichtsverteilung (Motor hinter der Vorderachse) und ein Sperrdifferenzial sorgen dafür, dass die Hinterräder die Kraft verlustfrei auf die Straße bringen. Trotzdem ist er im Wesen eher ein Cruiser. Dafür sprechen nicht nur die komfortable Fahrwerkabstimmung und eine Lenkung, die man sich zuweilen etwas direkter und rückmeldungsfreudiger wünschte, sondern auch die Tatsache, dass die Insassen auch ohne Windschott gut gegen Zugluft abgeschirmt sind.

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Für den Wochenend-Urlaub zu zweit reicht der Platz

Fürs öffnen und Schließen des Daches müssen die Bedingungen passen

Viele sportliche Cabriolets lassen dies bis 50 km/h zu, beim Gran Cabrio liegt das Limit bei 30 km/h. Luft und Sonne herein zu lassen, dauerte beim Testwagen 26,5 Sekunden, sie auszusperren eine Sekunde weniger. Sollen zusätzlich die Seitenfenster versenkt oder geschlossen werden, kommen noch mal fünf Sekunden obendrauf. Das kostbare Gefährt auch mal offen stehen zu lassen, ist zwar nicht empfehlenswert, aber möglich, denn es gibt eine gut funktionierende elektronische Innenraumüberwachung. Sie schlägt bereits an, wenn man nur mal eine Tasche auf den Rücksitz stellen will. Ist die Segeltuchhaube im Verdeckkasten verschwunden, bleiben 173 Liter Gepäckraum. Die 25 Zentimeter lichte Öffnung und die Tiefe des Staufachs von 43 cm reduzieren die verwendbaren Behältnisse. In Wochenendtrips für zwei Personen findet das große Cabrio folglich seine eigentliche Bestimmung.

Zum Abschluss noch etwas zum Thema Verbrauch

Im Mittel 14,5 Liter auf 100 Kilometer, sagt Maserati. Mindestens 16 Liter sagt unser Praxistest, bei dem der Sportmodus ebenso so selten zur Anwendung kam, wie das beeindruckende Spurtvermögen. Mit 20 Litern sollte rechnen, wer die dynamischen Qualitäten für persönlichen Lustgewinn einsetzen will. Eine Start-Stopp-Automatik ist nicht vorhanden. Verbrauchsfördernd ist allerdings nicht nur eine forsche Fahrweise, sondern auch das hohe Gewicht des Viersitzers. Statt der offiziellen 1980 Kilogramm brachte der Testwagen derer 2090 auf die Waage.

Fazit

So kurzweilig und angenehm das Fahren in Maseratis großem Cabrio ist, so sehr wünschte man sich in einigen Details zeitgemäße Lösungen. Das gilt nicht zuletzt für die Ausstattung mit Assistenzsystemen. Wer nicht auf den Euro achten muss und auf Exklusivität Wert legt, ist mit dem Wagen gut bedient. Dass man unterwegs ein zweites Fahrzeug dieses Typs trifft, ist nämlich extrem unwahrscheinlich. (ampnet/afb)

Daten Maserati Gran Cabrio

Länge x Breite x Höhe (in m): 4,91 x 1,92 x 1,38
Radstand (m): 2,94
Motor: V8-Ottomotor, 4691 ccm, Direkteinspritzung
Leistung: 460 PS (338 kW) bei 7000 U/min
Max. Drehmoment: 520 Nm bei 4750 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 288 km/h
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 5,0 Sek.
ECE-Durchschnittsverbrauch: 14,5 Liter
Testverbrauch: 16,1 Liter
CO2-Emissionen(Normverbrauch): 337 g/km (Euro 6)
Tankinhalt: 75 Liter
Leergewicht Testwagen: 2090 kg
Kofferraumvolumen: 173 Liter
Basispreis: 166 854 Euro