Mobilitätsstudie hinterfragt autonomes Fahren
Mobilitätsstudie hinterfragt autonomes Fahren. Die Entwicklung autonom fahrender Autos schreitet zwar mit viel PR-Getöse voran, wird aber von vielen Verkehrsteilnehmern zurückhaltend bewertet. Der Frage, wie der Mensch die Interaktion mit selbstfahrenden Fahrzeugen einschätzt, geht die ‚ThinkGoodMobility‘-Studie nach. Goodyear hatte die Studie gemeinsam mit der London School of Economics (LSE) erhoben; sie beinhaltet die Befragung von Fokusgruppen aus vier europäischen Ländern mit insgesamt 48 Teilnehmern und einer Online-Studie, an der sich insgesamt 12.000 Befragte aus elf Ländern beteiligt hatten.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Akzeptanz für autonomes Fahren sehr verhalten ist, was möglicherweise den besonderen kulturellen und emotionalen Stellenwert des Autos widerspiegelt. Wer will schon das Lenkrad aus der Hand geben und warum soll man auf die Fahrfreude verzichten? Allerdings legt die Studie die Vermutung nahe, dass der Zuspruch für die neuartige Technologie steigen könnte, sobald ein Nutzen erkennbar ist. „Dann kann man sein Auto zum Bäcker schicken am Samstagmorgen. Zettel reinlegen, anrufen, Zettel liegt drin, Geld auch“, so eine weibliche der befragten Personen. Auch die steigende Sicherheit wird als möglicher rationaler Nutzen vermutet. „Wenn ich von einer Fete nach Hause komme, ist mir jedes autonome Auto lieber, als dass ich selber fahren müsste“, so die Befragte weiter – in Verkennung der Tatsache, dass sie auch dann fast Nichts trinken darf.
Sind Einflussfaktoren im Spiel, welche die bisherige Verwendung des Autos verändern, sehen die Interviewten die neuen Entwicklungen eher skeptisch. So zeigt die Studie, dass laut 79 Prozent der Befragten ein Fahrer prinzipiell jederzeit die Kontrolle über sein Auto haben sollte. 72 Prozent stimmen damit überein, dass ein Fahrer in der Lage sein muss, bei Bedarf mit anderen Autofahrern kommunizieren zu können, während 57 Prozent bestätigen, dass autonome Fahrzeuge mangels nötigem Menschenverstand nicht in der Lage sind, mit menschlichen Fahrern zu interagieren.
Geht es um zusätzliche Komponenten, welche die Befragten auf jeden Fall in autonomen Fahrzeugen vorfinden möchten, so sind die Top drei das Lenkrad, welches 75 Prozent der Befragten wichtig ist, fortschrittliche Sicherheitstechnik zum Schutz von Fußgängern, die sich 66 Prozent wünschen, und smarte Reifen, welche 58 Prozent nicht missen möchten. Da den Reifen als einzige physische Verbindung zwischen Fahrzeug und Straße auch künftig eine wichtige Rolle zukommt, beschäftigt Goodyear sich bereits seit vielen Jahren mit ‚smarten Reifen‘. Sie sollen stärker mit dem Fahrzeug, anderen Straßenteilnehmern oder der Infrastruktur vernetzt sein und situativ auf Straßenverhältnisse reagieren können.
Dass es bei vernünftigen Autofahrern Vorbehalte gegen autonome Fahrzeuge gibt, geht aus der Studie zweifelsfrei hervor. Dabei veranschaulicht sie deutlich, welchen Einfluss der Faktor Mensch neben Hard- und Software auf die Bewertung künftiger Mobilitätskonzepte hat und unterstreicht gleichsam die Relevanz der Straße als sozialer Raum. Sie legt außerdem nahe, dass die Fahrer, sobald sie einen klaren Nutzen für Verkehrssicherheit und die eigene individuelle Mobilität erkennen, eher bereit sind, sich gedanklich auf die neue Technologie einzulassen. Dies ist nicht nur eine wichtige Grundlage dafür, bestehende Vorbehalte zu überkommen, sondern auch ein erster Schritt dahin, künftig das Lenkrad aus der Hand zu geben. wpr/ar