PSA muss langsam wieder auf die Beine kommen. Jahrelang wurden wichtige Trends verschlafen – Verkaufs- und Finanzzahlen waren entsprechend. Doch so langsam scheinen die Franzosen wieder zu Kräften zu kommen. Die Bilanzen sind die besten seit 15 Jahren und auch die gigantische Nachfrage nach SUV und Crossovern hat es mittlerweile in die Köpfe der Konzernlenker geschafft. „Der 3008 ist ein echter SUV, nicht nur ein Crossover wie bisher“, so Peugeot-Chef Jean-Phillipe Imparato, „und so wird er ein wichtiger Wettbewerber in dem C-SUV-Segment mit seinen 1.6 Millionen Autos in Europa werden.“ Klingt ein bisschen, wie das Pfeifen im Walde, denn PSA ist mit seinem frischen Peugeot 3008 spät dran. Die erste Generation polarisierte allzu sehr und hatte wegen Design, Lücken im Motorenportfolio und einem fehlenden Allradantrieb keine Chance gegen die übermächtige Konkurrenz aus Europa und Asien. Auch beim neuen 3008 haben die Franzosen den Allradantrieb wieder außen vorgelassen und stoßen damit eine Reihe von Kunden vor den Kopf.
Die zweite 3008-Generation präsentiert sich weitaus gefälliger als der Vorgänger. Er wuchs in der Länge um acht Zentimeter auf 4.45 Meter. Der Großteil davon kommt mit über sechs Zentimetern dem Radstand und somit direkt dem Platzangebot im Fond zugute, wo es sich angenehmer sitzt. Zudem wuchs der Laderaum auf gute 520 Liter, die sich durch Umlegen der Rückbank (1/3 – 2/3) auf bis zu 1.482 Liter vergrößern lassen. Klassenüblich gibt es je nach Ausstattungsvariante eine elektrische Heckklappe. Mehr eine Spielerei als ein echtes Fortbewegungsmittel ist der zusammenklappbare Elektroroller, der für 1.200 Euro im Laderaum untergebracht werden kann. Für weitere 370 Euro lässt sich dieser während der Fahrt aufladen, um die letzten Meter zum Ziel ohne anstrengende Fußmärsche absolvieren zu können. Wie schon der Peugeot 308 ist auch der SUV-Ableger auf der EMP2-Plattform unterwegs, die sich in Spurweite und Radstand variabel verändern lässt. Hochfeste Stähle sowie Kunststoffmodule und Aluminium im Unterboden, der Heckklappe, den Stoßstangen und bei den Aufhängungen sorgen dafür, dass der 3008 um rund 100 Kilogramm im Vergleich zu seinem Ahnen abspecken konnte. Wirklich leicht ist er jedoch nach wie vor nicht. Das spürt man bereits nach ein paar kurvigen Kilometern.
„Wir haben keine Ambitionen, ein direkter Wettbewerber der Premiummodelle in dieser Klasse zu sein“, räumt Jean-Philippe Imparato ein, „aber mit unserer GT Line und den GT Versionen werden wir einiges von deren üblichem Klientel erobern können.“ Das sollen gerade die Topausstattungen ermöglichen, die im Innenraum unter anderem mit Holz, exklusivem Leder und Alcantara ausgestattet sind. Und tatsächlich ist es in erster Linie das neue Niveau im Interieur, mit dem der Peugeot 3008 punkten kann. So gibt es erstmals ein animiertes 12.3 Zoll-Cockpit, dass sich oberhalb des winzigen Lenkrades über das Armaturenbrett spannt. Hier lassen sich per Tastendruck fünf verschiedene Ansichten der Instrumente ansteuern. Wirklich gefallen kann die Kombination aus kleinem Steuer und den bisweilen verdeckten Instrumenten jedoch nicht, obschon das kleine Lenkrad eine subjektive Handlichkeit vermittelt, die dem Fahrspaß allemal zuträglich ist.
Während Hersteller wie Volkswagen oder Audi dies als aufpreispflichtige Option anbieten, ist der Peugeot 3008 immer mit dem virtuellen Cockpit ausgestattet. In der Mitte des Armaturenbretts gibt es optisch stark an BMW angelehnt ein acht Zoll großes Infodisplay, über das sich Details wie Navigation, Soundsystem oder Klimaregelung bedienen lassen. Zudem bietet der Innenraum des SUV einen Duftausströmer, Massagesitze und eben ein besseres Platzangebot. Da lässt es sich schlechter reisen.
Kein Allradantrieb lieferbar
Beim Motorenangebot gibt es keine Überraschungen. Unverändert ist PSA auf die effizienten Dieseltriebwerke fokussiert, die mit 1.6 und 2.0 Litern Hubraum mit 120, 150 und 180 PS verfügbar sind. Bei den Benzinern sieht es mit einen 1.2 Liter großen 130-PS-Dreizylinder und einem 1.6 Liter-Vierzylinder mit 165 PS dünner aus. Bildet der 120 PS starke 1.6 HDI einen soliden Einstieg, so sind die stärkeren Selbstzünder nicht nur auf langen Autobahnfahrten das bessere, weil ausgewogenerePaket. Dabei bietet die 180 PS-Variante jedoch kaum bessere Fahrleistungen als der 150 PS-Diesel, der Dank 370 Nm maximalem Drehmoment ab 2.000 Touren in 9.6 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigt und 207 km/h Höchstgeschwindigkeit schafft. Dabei gefällt die leichtgängige und präzise Sechsgang-Handschaltung mehr als die Sechsstufen-Automatik, mit der die 180 PS-Variante obligatorisch ausgestattet ist. Der Normverbrauch der Zweiliter-Diesel liegt mit 4.4 bis 4.8 Litern kaum nennenswert über dem der schwächeren 1.6 Liter-Variante.
Leistungsstärkere Varianten fehlen ebenso wie der in dieser Klasse allgemein übliche Allradantrieb, der noch nicht einmal als Option angeboten wird. „Mit unserem Grip-Control-System ist der neue 3008 kein echter 4×4-Offroader, aber die Ansprüche von 85 Prozent unserer Kunden werden mehr als befriedigt“, weiß Chefentwickler Phillipe Blaise um den technischen Makel des 3008ers. Überaus gering ist die Zuladung des Peugeot 3008. Der 2.0 Blue HDI kann je nach Ausstattungsvariante gerade einmal 350 bis 550 Kilogramm zuladen.
Die verschiedenen Fahrprogramme haben keinerlei Auswirkungen auf die Dämpfereinstellung, die bei vielen Konkurrenten variabel ist. Überzeugen kann das komfortable Paket des 1.6 Tonnen langen Crossovers jedoch allemal. Im Sportmodus wird so die Lenkung etwas straffer, die Gasannahme direkter und das sechsstufige Automatikgetriebe wechselt schneller, gerade bei Bergfahrten jedoch auch nervöser die Fahrstufen. Das durch einen Verstärker intensivierte Motorengeräusch klingt künstlich und bleibt eine Geschmacksache.