Polo G 40 versus Polo GTI
Als 1985 Volkswagen die zweite Generation seines Kleinwagens Polo mit dem G 40 um eine sportive Version ergänzte, ahnte wahrscheinlich niemand, welchen Erfolgsweg der sehr unauffällig gezeichnete Kompakte vor sich hatte. Heute, 29 Jahre später, ist er unter dem Kürzel „GTI" längst zur sportlichen Automobil-Ikone geworden und die kurz vor der Einführung stehende vierte Generation ist alles andere als ein graues Entlein.
Im Gegenteil. Mit seinem dominanten Stoßfänger, markant ausgestellten Seitenschwellern und dem GTI-spezifischen Heckspoiler zeigt er an, welche Kraft und Dynamik unterm Blech steckt. Und die Wolfsburger verweisen stolz darauf, dass der „junge Wilde" in punkto Fahrleistungen dicht an den bislang stärksten Serien-Polo aller Zeiten herangerückt ist – den „R WRC", die Straßenversion des Polo, mit dem man in den letzten beiden Jahren die Rallye-Weltmeisterschaft gewann.
Beim G 40 ist Kunststoff-Ausstattung Trumpf
Äußerlich unterscheiden sich das Coupé von 1985, bei dem nur zwei am Grill und am Heck dezent angebrachte G 40-Embleme auf die Variante hinweisen, und der Neue aus dem Jahr 2014 also gewaltig. Und das trifft auch auf den Innenraum zu. Einst magere Kunststoff-Ausstattung, lediglich durch Sportsitze im Karo-Design aufgepeppt. Heute ein sportlich gestyltes Interieur mit Wohlfühl-Atmosphäre, das zumindest für dieses Segment und diese Spezies keine Wünsche offen lässt.
Doch für den Kauf eines G 40 entschied man sich seinerzeit schließlich nicht wegen seines Aussehens oder seiner Ausstattung, sondern wegen seiner Fahrleistungen. Und die können sich noch heute sehen lassen. Aus einem 1,3-Liter-Vierzylinder kitzelte man 113 PS. Dank eines hinzugefügten, einem Kompressor ähnlich arbeitenden Spiralladers gibt es bereits bei niedrigen Umdrehungen genügend Schub und die Leistungsabgabe ist erstaunlich konstant. So absolviert der G 40 den Sprint von 0 auf 100 km/h unter acht Sekunden und erreicht mühelos die offizielle Höchstgeschwindigkeit von 199 km/h.
G 40 ist nur 850 Kilo schwer
Natürlich hilft dem G 40 dabei das geringe Gewicht von 850 Kilo, doch muss er sich nicht vor dem GTI verstecken, der 1,2 Tonnen auf die Waage bringt. Dafür arbeitet unter der Haube aber auch ein 1,8-Liter-TFSI-Motor, der es auf 192 Pferdestärken und ein maximales Drehmoment von 320 Newtonmeter bringt. 6,7 Sekunden und 236 km/h sind die Vergleichswerte, die beim Sprint also nicht so dramatisch weit wie gedacht auseinander liegen.
Ganz schwer fällt die Unterscheidung beim Fahrgefühl. Natürlich ist der GTI in technischer Hinsicht dem G 40 um Welten voraus. Fahrwerk, Getriebe – damals ein Fünfganggetriebe mit recht hakeliger Schaltung – und Lenkung sind nicht vergleichbar. Doch auch ohne ABS und natürlich ohne ESP sowie ohne Servolenkung ist der G 40 vor allem auf kurvigen Landstraßen äußerst agil und handlich – er vermittelt im Prinzip mit seinem Kart-ähnlichen Verhalten einen ebenso großen Fahrspaß. Nur eben anders und wegen seines arg straffen Fahrwerks auch nicht so lange. Positiv überrascht hat er auf jeden Fall.
Hans H. Grassmann/ar