Porsche siegt bei LMGT3-Premiere in Le Mans
Die 24 Stunden von Le Mans 2024 endeten am Sonntag um 16 Uhr mit dem 111. Klassensieg für einen Rennwagen von Porsche. Werksfahrer Richard Lietz, Morris Schuring sowie Yasser Shahin gewannen am Steuer eines Porsche 911 GT3 R von Manthey EMA die neue LMGT3-Kategorie. Bei den Hypercars fuhr die Startnummer 6 von Porsche Penske Motorsport als bestplatzierter 963 auf Rang vier der Gesamtwertung. Auch das Schwesterauto mit der Nummer 5 sowie die beiden ebenfalls 511 kW (695 PS) starken Hybridprototypen der Kundenmannschaft Hertz Team Jota kamen in den Top 10 ins Ziel.
Starke Wetterkapriolen prägten die 92. Auflage der 24 Stunden von Le Mans. Der Langstreckenklassiker fand vor einer neuen Rekordkulisse von 329.000 Zuschauern statt. Aufgrund intensiver Regenfälle neutralisierte die Rennleitung den Wettbewerb phasenweise per Safety-Car-Einsatz. Weitere Schauer rund zwei Stunden vor dem Ende sowie in den finalen Minuten trieben die Spannung im Kampf um den Sieg auf die Spitze. Ohne nennenswerte Zwischenfälle, mit perfekter Strategie und dank fahrerisch starker Vorstellungen erreichten Richard Lietz aus Österreich, der Niederländer Morris Schuring und Yasser Shahin aus Australien den Zielstrich als Erste in der LMGT3-Klasse. Der 911 GT3 R von Manthey EMA hatte nach 24 Stunden einen Vorsprung von einer Runde auf die nächsten Verfolger. Das Schwesterfahrzeug von Manthey PureRxcing kam nach einem technischen Defekt auf Platz 14 in die Wertung. Es hatte in der ersten Hälfte des Rennens an der Spitze der neuen GT3-Klasse gelegen.
Premierensieg in der LMGT3 Klasse
„Als erster Hersteller mit einem GT3-Rennwagen in Le Mans zu gewinnen, das ist eine einmalige Geschichte, die uns niemand mehr nehmen kann“, freut sich Sebastian Golz, Projektleiter Porsche 911 GT3 R. „Wir haben sie in Zusammenarbeit mit allen Kollegen in Weissach geschrieben. Das war eine neue Herausforderung für uns. Gratulation auch an das Team Manthey EMA, das Zusammenspiel hat großartig funktioniert. Auch in den Wertungen der Weltmeisterschaft sieht es für uns jetzt sehr gut aus, wir konnten viele Punkte sammeln. Schade für den 911 GT3 R mit der Startnummer 92, der technische Probleme hatte. Das werden wir uns im Nachgang natürlich genau anschauen. Jetzt nehmen wir die WM-Titel in Angriff.“
„Ich freue mich sehr über den Klassensieg von Manthey EMA in der LMGT3-Klasse“, fasst Thomas Laudenbach zusammen. Der Leiter Porsche Motorsport ergänzt: „Mit diesem Triumph liegt Porsche nun noch deutlicher an der Spitze der GT3-Wertungen der WEC. Großes Kompliment an die Mannschaft aus der Eifel. Das ist ein Sieg für Porsche! Beim Blick auf das Gesamtklassement möchte ich zunächst Ferrari zum zweiten Le-Mans-Sieg in Folge gratulieren. Es ging in der Topklasse extrem eng zu. Wir haben zahlreiche Rad-an-Rad-Duelle erlebt, hinzu kam das wechselhafte Wetter. Für die Fans war es sicherlich ein Genuss, für uns als Werksmannschaft nicht ganz so. Wir hatten uns mehr als Platz vier erhofft. Die Erlebnisse müssen wir erst einmal etwas sacken lassen und dann in die Analyse gehen. Denn eines ist klar: Porsche tritt in Le Mans an, um zu gewinnen.“
Hypercars – Pole & P6 für Porsche
Die Startnummer 6 von Polesetter Kévin Estre aus Frankreich, André Lotterer aus Deutschland und Laurens Vanthoor aus Belgien kämpfte bis zum Schluss um einen Platz auf dem Podest. Am Ende fehlten dem bestplatzierten Werks-Porsche 963 nur 1,167 Sekunden auf den dritten Rang. Das Schwesterauto des Australiers Matt Campbell, des Dänen Michael Christensen und Frédéric Makowiecki aus Frankreich verlor den direkten Anschluss zur Spitze in der Nacht. Der Hybridprototyp mit der Nummer 5 überquerte den Zielstrich auf Position sechs. Für die Startnummer 4 war der Traum vom Le-Mans-Sieg spätestens am Sonntagmorgen um 9:15 Uhr beendet. Der Brasilianer Felipe Nasr rutschte im Bereich der Indianapolis-Kurven seitlich in die Barrieren. Das Fahrzeug musste das Rennen anschließend beenden. Zuvor waren Nasr und seine Teamkollegen Mathieu Jaminet aus Frankreich und Nick Tandy aus Großbritannien nach mehreren Strafen und einem Reparaturstopp aufgrund eines Fremdkontakts in Rundenrückstand geraten.
„Gratulation an Ferrari, aber auch an unser Team: Der große Erfolg hätte in Reichweite gelegen“, betont Urs Kuratle, Leiter Werksmotorsport LMDh. „Wir müssen jedoch eingestehen, dass wir heute nicht ganz fehlerfrei waren. Wir haben das Podium nur um wenige Meter verpasst. Unser Porsche 963 besaß das Potenzial und unsere Fahrer haben ebenso wie die ganze Mannschaft auf außergewöhnlich hohem Niveau agiert. Dafür möchte ich mich bedanken. Im nächsten Jahr kommen wir wieder.“
„Eine sehr verregnete Auflage der 24 Stunden von Le Mans ist zu Ende gegangen“, blickt Jonathan Diuguid zurück, der Leitende Direktor Porsche Penske Motorsport. „Unsere Startnummern 6 und 5 haben in den letzten vier Stunden wirklich alles versucht. Unsere Crew agierte auch im Hinblick auf die Reifenwahl am strategischen Limit. Wir wollten unbedingt mit den Ferrari und den Toyota um den Sieg kämpfen. Als beste Position steht nun Platz vier für unsere Nummer 6. Wir hatten uns mehr vorgenommen. Immerhin lief es deutlich besser als im vergangenen Jahr. Und noch etwas Positives: Unsere Mannschaft konnte recht viele Punkte in der Langstrecken-Weltmeisterschaft sammeln und unsere Spitzenposition festigen.“
In der Herstellerwertung der FIA WEC hat Porsche den ersten Platz verteidigt. Die Fahrercrews der Startnummern 6 und 5 belegen vor dem fünften Saisonrennen am 14. Juli in São Paulo (Brasilien) die Positionen eins und fünf. In der LMGT3-Meisterschaft haben die Le-Mans-Klassensieger Lietz, Schuring und Shahin den ersten Platz übernommen. Ihre Marken- und Teamkollegen Klaus Bachler aus Österreich, Joel Sturm aus Deutschland und Alex Malykhin aus Großbritannien belegen mit nur drei Punkten Rückstand die dritte Position.
Die beiden Kundenmannschaften Hertz Team Jota und Proton Competition hatten bei ihren Einsätzen mit dem Porsche 963 wenig Glück. Die Startnummer 12 des britischen Teams erreichte nach einem beeindruckenden Kampf den achten Gesamtrang. Das Fahrzeug war nach einem Unfall in der letzten Trainingssession am Mittwoch komplett neu aufgebaut worden. Das Schwesterauto (Nummer 38) mit dem ehemaligen Formel-1-Weltmeister Jenson Button fuhr nach zahlreichen Strafen auf Platz neun. Die Nummer 99 von Proton Competition beendete das Rennen nach mehreren Defekten auf Position 16.