Reisemobile in Zukunft elektrisch?
Sind die Reisemobile der Zukunft elektrisch? Was in unseren Breiten Mercedes, Knaus und Dethleffs zu realisieren beginnen, wird auch bei amerikanischen Reisemobilmarken zum Thema. Etwa bei Thor Industries, der Mutterkonzern der Erwin Hymer Group, und der Traditionshersteller Winnebago. Die zeigten auf der Recreational Vehicles Supershow in Florida ihre Sichtweise der zukünftigen Camper-Mobilität. Nämlich elektrische Konzeptfahrzeuge. In Zukunft sind Reisemobile wohl auch elektrisch unterwegs. Winnebago nutzt dazu die Plattform des Ford Transit. Thor baut ein eigenes Chassis unter den Hochdach-Aufbau.
Beim Antrieb setzt Winnebago aber nicht auf die von Ford vorgestellte E-Maschine für den Transit. Der Antriebsstrang stammt von Lightning eMotors. Die Energiequelle in Form einer 86 kWh-Lithium-Batterie, versorgt nicht nur den Motor mit Strom, sondern auch alle elektrischen Verbraucher an Bord. Mit der Spannung von 350 Volt Gleichstrom betreibt man den Warmwasserboiler und die Klimaanlage. Das Induktionskochfeld und der Kühlschrank bekommen die in Amerika üblichen 110 Volt Wechselstrom.
Begrenzte Reichweite
Die Reichweite des Konzept-Campers ist allerdings arg eingeschränkt. Denn viel mehr als 200 Kilometer schafft das Wohnmobil nicht. Dann geht’s zur nächsten Ladesäule, wo der Akku nach Werksangaben in rund 45 Minuten wieder voll einsatzbereit ist. Die Reichweite sei angemessen, nach einer Kundenbefragung wären 54 Prozent der Kauflustigen mit dieser Distanz zufrieden.
Innen verarbeitet man hauptsächlich nachhaltige Materialien wie Bambus und Holz. Zwei Längssitzbänke hinter den Sitzen für Fahrer und Beifahrer bilden eine Face-to-Face-Sitzgruppe. Die Rückenlehnen der Bänke sind klappbar. So lässt sich in Verbindung mit dem Tisch eine relativ große Liegefläche errichten. Küche und Bad sind im Heck angeordnet.
E-Wohnmobil mit Range Extender
Neben einem elektrifizierten Airstream Caravan, dessen Antriebstechnik einer Kooperation von Dethleffs und ZF entspringt, zeigte Thor auch ein elektrisches Wohnmobil. Da setzt man aber auf einen Range-Extender zur Erweiterung der Reichweite. Als Chassis nutzt das Thor Vision Vehicle (TVV) eine Plattform des Elektrospezialisten Roush Electrical Company. Das wurde speziell für das E-Mobil entwickelt. Bei den Leistungsangaben wird Thor noch nicht konkret. Man verspricht aber Reichweiten bis zu 483 Kilometer. Außerdem sei der Range-Extender ein Vielstoffmotor, der mit unterschiedlichen Treibstoffen arbeiten könne. Möglich sei auch eine Brennstoffzelle zur Energieerzeugung.
Im TVV hat das Bad hinter dem Fahrersitz seinen Platz, die Bordküche ist auf der rechten Fahrzeugseite angeordnet. Zukunftsträchtig ist die Verdunkelung, das Fensterglas wird durch das Anlegen einer Niederspannung undurchsichtig. Die längs eingebaute Couch ist nachts ein Bett für zwei.
Eine Markteinführung beider Elektro-Camper könnte 2023 erfolgen. Bei uns sind elektrische Spezialausbauten bereits erhältlich. Reimo bietet für den eVito Ausbausätze an, Mercedes lässt den EQV, das batterie-elektrisch angetriebene Pendant des Midsize-Vans V-Klasse, beim Schweizer Spezialisten Sortimo Walter Rüegg AG umbauen. Die Kooperationspartner haften allerdings nicht gemeinsam. Mercedes übernimmt die Garantie für das Fahrzeug, Sortimo für den aus Aufstelldach, Küchenmodul und Schlafplatz bestehenden Ausbau. Der EQV ist mit zwei unterschiedlichen Batterievarianten (90 kWh und 60 kWh) zu haben. Der EQV 300 hat eine WLTP-Reichweite bis zu 363 Kilometer, der EQV 250 soll 236 Kilometer weit fahren. An einer Schnellladesäule lassen sie sich in etwa 45 Minuten wieder aufladen.