Rolls-Royce-SUV „Cullinan“: Was er kann und was er kostet
Eins vorweg: Mit seinen 5,34 Metern Länge und 2,14 Metern Breite übertrifft er den langen Range Rover LWB um satte 14 bzw. 7 Zentimeter.
Der Diamant unter den SUV
Dass sich Rolls-Royce als Diamant unter den nicht seltenen Edelsteinen der Autobranche versteht, ist kein Geheimnis. So schien es nur eine Frage der Zeit, bis eine der rollenden Preziosen eine entsprechende Bezeichnung tragen würde. Deshalb steht der Name des neuesten Produkts für einen Superlativ. Es ist der des größten Rohdiamanten, welcher jemals gefunden wurde: Cullinan heißt die gewichtige Luxuskarosse, ursprünglich ist es der Name einer Kleinstadt in Südafrika und des Eigentümers jener Mine, wo man den sagenumwobenen Stein nur neun Meter unter der Erdoberfläche ausgrub.
Er verweist den Bentley auf den dritten Platz
Bei einer wichtigen Kenngröße für die Beinfreiheit im Fond, dem Radstand, liegt der Diamant aus Goodwood erst recht vorne. Erstaunliche 17 Zentimeter mehr Platz zwischen den Achsen als der englische Konkurrent hat er aufzubieten. Für den Bentley Bentayga bleibt da nur ein enttäuschender dritter Platz.
Infantiles Ranglisten-Posing per Maßband ist für Rolls-Royce-Offizielle allerdings undenkbar. Ihre Motivation, das erste Allrad-Automobil der Marke in 114 Jahren zu entwickeln, sei allein von den Kundenwünschen inspiriert. „Sie haben darauf gewartet“, sagt CEO Torsten Müller-Ötvös, „dass Rolls-Royce ein Automobil herstellt, das kompromisslosen Luxus bietet, wohin auch immer sich sein Besitzer damit wagt“. Folgerichtig wurde die mühelose („effortless“) Fortbewegung, die seit Generation als Markenethos gilt, um die geografische Komponente erweitert: „Effortless, everywhere“.
Er ist – Rolls-Royce-typisch – ausreichend motorisiert
Der 6,75-Liter-Zwölfzylinder, der dank Biturbo-Aufladung 571 PS (420 kW) bereitstellt werden vor allem dann gebraucht, wenn sich der Trumm der abgeregelten Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h nähert. Durchzugskraft ist nicht minder wichtig, denn Rolls-Royce konnte es den Eigentümern ihrer Fahrzeuge unmöglich noch länger zumuten, ihre Boots- oder Pferdeanhänger von anderen Fabrikaten ziehen zu lassen. 850 Newtonmeter Drehmoment stehen zu Buche, verfügbar ab 1600 Umdrehungen.
Im Gegensatz zum Phantom ist das Cockpit eher konventionell gestaltet
Vielseitig, familientauglich und Fahrspaß – ungewohnte Attribute bei einem Rolls
Außer dem neu entwickelten Allradantrieb findet sich im Cullinan auch eine neu entwickelte Allradlenkung. Beides dient dem Ziel, den Insassen in einer Umgebung von ultimativem Luxus uneingeschränkten Zugang in unerschlossene Offroad-Bereiche zu gewährleisten. Der Sonderstatus der Neuschöpfung ist nicht zuletzt daran zu erkennen, dass Rolls Royce zur Beschreibung der Produkteigenschaften ungewohntes Vokabular anwendet. Von „Vielseitigkeit“ ist die Rede, von „Familientauglichkeit“ und von „Fahrspaß“. Dem Anspruch, jedweder Herausforderung im Gelände gewachsen zu sein, trägt das Fahrzeug dadurch Rechnung, dass die Luftfederung nach Betätigen des Startknopfes die Karosserie um 40 Millimeter anhebt.
Das Cockpit folgt herkömmlichen Prinizipien
Mit dem Erscheinen der aktuellen Phantom-Generation hat Rolls Royce die „Architektur des Luxus“ ausgerufen. Der ist auch der Cullinan verpflichtet, obwohl ein Detail der Spitzen-Limousine vorbehalten bleibt: „The Gallery“, die individuell gestaltbare Fläche vor dem Beifahrersitz, findet sich beim SUV nicht. Das Cockpit folgt eher herkömmlichen Gestaltungsprinzipien, außer den großen Bildschirmen deutet noch der Dreh-Drücksteller auf der Mittelkonsole die Verwandtschaft zu BMW-Limousinen an.
Trotzdem gibt es weniges, was so wichtig ist, wie die Tradition bei Rolls-Royce
Deshalb muss die mächtige Motorhaube zwischen den Kotflügeln spitz zulaufen, die polierten Lamellen des Grills aufrecht im Wind stehen und die hinteren Türen gegenläufig zur Fahrrichtung öffnen. Diese Merkmale mit echten Innovationen zu verknüpfen, ist die Herausforderung, der sich die Ingenieure stellen müssen. Zum Beispiel dann, wenn sie eine bewegliche Aussichtsplattform im Heck installieren wollen. Wie eine faltbare Campinggarnitur sind dort zwei Sessel und ein Tischchen untergebracht, wo man ein Glas Champagner zu sich nehmen kann, während man im Freien die Abendsonne genießt.
Ruhe wie in einer der Limousinen dank eines Tricks
Die Trennung von Passagier- und Gepäckabteil nach dem Muster klassischer „3-Box“-Pkw soll das „Schweben auf dem Zauberteppich“ sicherstellen. Dass handelsübliche Sicherheits-, Assistenz- und Kommunikationssyteme an Bord sind, versteht sich von selbst.
Auch der Motor fährt „everywhere“
Die 15 Liter je 100 Kilometer im Mittel sind, wie der Hersteller jetzt die Öffentlichkeit wissen lässt, bereits auf der Basis des neuen internationalen WLTP-Standards gemessen. Unzweifelhaft ist der 310 Kilogramm schwere Motor ein High-Tech-Produkt, aber gleichzeitig recht genügsam. Er gibt sich auch mit Sprit zufrieden, der weniger als die in Europa gängigen 95 Oktan aufweist. Das „everywhere“ gilt schließlich weltweit, und nicht überall wird Sprit mit der gleichen Klopffestigkeit verkauft.
Soviel Luxus hat seinen Preis
Geschätzt wird das SUV der Superlative ca. 350 000 Euro ohne Steuer kosten. Allerdings ist dieser Preis noch nicht festgelegt. In Österreich wird dieser Preis aufgrund der NoVa noch höher ausfallen. Aber diese Regionen sind Rolls-Royce Kunden ja von den Limousinen gewohnt.
Daten Rolls-Royce Cullinan
Länge x Breite x Höhe (m): 5,34 x 2,16 x 1,84
Radstand (m): 3,30
Motoren: V12-Turbobenziner, Direkteinspritzung, 6750 ccm
Leistung: 420 kW / 571 PS
Max. Drehmoment: 850 Nm bei 1600 U/min
Höchstgeschwindigkeit: 250 km/h (abgeregelt)
Beschleunigung 0 auf 100 km/h: k.A
ECE-Durchschnittsverbrauch: 15 Liter
CO2-Emissionen: 341 g/km (Euro 6)
Leergewicht / Zuladung: 2660 kg / k. A.
Kofferraumvolumen: 600 Liter
Wendekreis: 13,2 m
Preis (Schätzung): ca. 350 000 Euro ohne Steuer