Schaeffler nutzt die Formel E für die Serie
Motorsport ohne lärmende Motoren ist für viele Zeitgenossen mindestens so reizvoll wie alkoholfreies Bier. Ausgerechnet Jean Todt, in einem seiner vielen Leben Formel-1-Chef bei Ferrari und heute als Chef der FIA weltweit oberster Motorsportchef, hat die Zeichen der Zeit früh erkannt und vor vier Jahren die Formel-E ins Leben gerufen, den Sport also weitgehend auf akustischen Entzug gesetzt und die Rennserie erfolgreich in die Straßen der Metropolen transplantiert.
Ein Gegenpol zu den Emiraten
In diesem Jahr beginnt die Saison am 15. Dezember ausgerechnet im saudi-arabischen Riad, wo man offensichtlich einen Gegenpol zu den benachbarten Emiraten setzen will, wo die Formel 1 von den Milliarden der Scheichs lebt.
Neue Technologien benötigen einen Wettbewerb
Zu den Pionieren der elektrischen Rennserie gehört der deutsche Zulieferer Schaeffler, der den elektrischen Antriebsstrang für das Team Audi Sport ABT Schaeffler liefert. Das Team gewann in der vergangenen Saison die Markenwertung. „Die E-Mobilität ist eines unserer Kernthemen. Eine neue Technologie wie die Elektromobilität benötigt Wettbewerb, Emotionalität und Vergleich unter Konkurrenten. Das war schon in Anfangszeiten des Automobils so. Deshalb haben wir früh beschlossen, uns in der Formel E zu engagieren. Außerdem haben wir erkannt, dass wir darüber viel für die Serienentwicklung lernen können,“ erklärt Professor Peter Grutzmer, Vorstand Technologie bei Schaeffler und zugleich stellvertretender Vorsitzender des Vorstands.
Erfahrungen für die Serie
Zusammen mit Audi und Abt ist Schaeffler nun auf den Rennstrecken unterwegs. Wie in den ersten Jahren des Automobils bietet die Entwicklung der Formel-E-Boliden noch viele Möglichkeiten, Erfahrungen für die Serie zu gewinnen. „Wir haben in diesen ersten Jahren viel gelernt, wenn es zum Beispiel um die Auslastung der Batterie geht oder das Ansprechverhalten der Energiespeicher beim Rekuperieren und bei der Kühlung“, so Professor Grutzmer.
Voll integriert
Und: „Auch von den Analysemethoden lässt sich viel auf die Serienanwendungen übertragen.“ Vor allem beim Kühlkonzept, bei Fragen der mechanischen Belastung und der Reduzierung der Reibung durch entsprechende Lager profitierten die Schaeffler-Entwickler von dem Einstieg in die Formel E. „Deshalb waren die ersten vier Jahre der Serie für uns sehr wertvoll. In dieser Zeit haben wir mehr gelernt als wir erwartet haben. Das Formel-E-Team ist heute voll in die Serienentwicklung integriert, und wir werden auch in den kommenden Jahren an den Start gehen.“
Mercedes und Porsche starten in der nächsten Saison
Die elektrische Rennserie ist schnell aus ihrer Nische herausgefahren. In der nächsten Saison werden auch Mercedes und Porsche in der Formel E starten und die Serie auf ein neues Niveau heben. „Wir wollen unseren Vorsprung zusammen mit Audi halten“, blickt Grutzmer in die Zukunft. In der aktuellen Saison geht das Team mit den beiden Fahrern Lucas di Grassi, dem bisher erfolgreichsten Formel-E-Piloten überhaupt und dem Deutschen Daniel Abt an den Start, der in der abgelaufenen Saison zweimal gewinnen konnte und seit dem ersten Renn der Serie zur Formel E gehört.
Strategisches Fahren ist wichtig
„Die Formel E hat sich innerhalb kürzester Zeit neben der Formel 1 als zweitwichtigste Rennserie etabliert und wird auf lange Sicht ein ähnlich hohes Niveau erreichen“, blickt Daniel Abt in die Zukunft der Rennserie. In der kommenden Saison müssen sich die Teams auf ein neues Reglement einstellen. Bisher wechselten die Piloten die Rennwagen, um mit der „zweiten Luft“ also frischer Batterieenergie ins Ziel zu kommen. Jetzt muss die Batterie ein komplettes Rennen (Dauer 45 Minuten) durchhalten. Auch die Optik hat sich deutlich geändert, sodass die Formel-E-Boliden nun ein eigenständigeres Design besitzen. Bei der Fahrweise stellt der Elektroantrieb den Piloten vor neue Aufgaben. „Am Ende des Tages ist der Formel E zwar ein ganz normaler Rennwagen mit Gas- und Bremspedal, doch im Rennen wird vor allem in der neuen Saison viel mehr strategisches Fahren verlangt, um erfolgreich ins Ziel zu kommen.“ Und „viel leiser sind die Fahrzeuge auch nicht,“ so Abt, „vor allem, wenn das gesamte Feld über die Strecke ballert.“
Die Rennen werden von der ARD und ZDF entweder live oder im Livestream übertragen. Eurosport wird voraussichtlich die Rennen und ausgewählte Qualifyings übertragen. (ampnet/ww)