Schneebergland Rallye: Technik versus Erfahrung
Die Schneebergland Rallye bietet heuer erstmals den Kampf der verschiedenen Fahrzeugkonzepte auf losen Untergrund: Raimund Baumschlager, der Titelverteidiger im Schneebergland und in der Österreichischen Rallyestaatsmeisterschaft bringt seinen Škoda Fabia R5 zum Einsatz – die starke Konkurrenz, namentlich Hermann Neubauer und Gerwald Grössing setzen auf Ford Fiesta WRC.
Doch was genau verbirgt sich hinter den Bezeichnungen WRC und R5? Die Fahrzeuge basieren beide auf dem „Super-2000“-Reglement, benötigen eine gültige FIA-Homologation, werden von Turbomotoren mit 1.6 Liter Hubraum angetrieben und dürfen 1820 mm breit sein.
Unterschiede finden sich erst im Detail: World Rally Cars (WRC) weisen als nominell stärkste
Fahrzeugkategorie eine höhere Motorleistung, sowie Vorteile bei Aerodynamik und Fahrwerk auf. Der R5 muss dagegen vor allem mit günstigeren Teilen auskommen. Waren WRCs anfangs ausschließlich für die Rallye-Weltmeisterschaft vorgesehen, dürfen sie heuer nach langer Abstinenz endlich wieder in Österreich starten. Mit Erfolg: Hermann Neubauer konnte zwei der drei vergangenen Rallyes für sich entscheiden, Raimund Baumschlager blieb nur der Sieg im Lavanttal. Aber die technische Überlegenheit ist praktisch geringer als in der Theorie. Zum Ausgleich trägt bei, dass der Škoda Fabia R5 erst 2015 präsentiert wurde, die Ford Fiesta WRC hingegen schon ein paar Jahre älter sind. Neubauer, der unmittelbar vor der Schneebergland
Rallye noch seinen 28. Geburtstag feiert, fährt im Schneebergland zum ersten Mal das WRC im Wettbewerb auf losem Untergrund (natürlich nicht ohne in den Vorwochen ausgiebig getestet zu haben). Der doppelt so alte Rekordmeister Baumschlager kann im R5 auf die Erfahrungen aus dem letzten Jahr zurückgreifen, wo der Fabia-Pilot beide Schotter-Rallyes im Schneebergland und Waldviertel gewinnen konnte.
Statistisch gesehen hat von bereits 40 gefahrenen Sonderprüfungen heuer der Salzburger Neubauer 25 mit Bestzeit absolviert, neun gingen an den Oberösterreicher Baumschlager sowie zwei an dessen fallweise startenden Teamkollegen Kreim und vier an Niederösterreichs Lokalmatador Grössing.
In der Punktetabelle fällt die Bilanz deutlich knapper aus: WRC und R5 trennen an der Spitze nur 10 Punkte, ein Ausfall Neubauers (momentan führend mit 77 Punkten) kann die Tabelle jederzeit auf den Kopf stellen. Und wo bleibt hier Gerwald Grössing? Der Hausherr im Schneebergland hatte Pech im Wechselland, ein minimaler Anprall an ein Brückengeländer
führte zur Nullnummer in der Punktetabelle und Platz drei in der Meisterschaft mit „nur“ 31 Punkten.
Warum dies das Publikum freut? Grössing ist bekannt für seinen Ehrgeiz – sein eigenes Können und die Stärke seines Ford Fiesta WRC stellen die vier bereits aufgestellten Sonderprüfungsbestzeiten unter Beweis – es fehlt nur noch die entsprechende Zielankunft, um auch ins Meisterschaftsduell eingreifen zu können. Die Schneeberglandrallye, buchstäblich vor dem eigenen Haus und Hof würde sich geradezu anbieten: Der Dreikampf um den Sieg ist eröffnet!