Seat Arona 1.5 TSI – Zweiter SUV-Streich der Spanier
Seat Arona 1.5 TSI – Zweiter SUV-Streich der Spanier. Seat rüstet nach und nach sein Angebot an SUV auf. Dafür legen die Spanier nach dem erfolgreichen mittelgroßen Ateca nun den kompakten Arona auf. Die Basis liefert der Seat Ibiza.
SUV, das weiß jeder Grünen-Stammtisch zwischen Flensburg und Salzburg, sind des Teufels. Und es werden trotzdem immer mehr. SUV, nicht Stammtische: „Die Zahl der Zulassungen von Fahrzeugen dieser Klasse hat sich seit 2015 vervierfacht,“ konstatieren denn auch Autohersteller wie Seat: „Dieses Marktsegment liegt eindeutig im Trend.“ Allerdings wird dieses „Marktsegment“ keineswegs von dem geprägt, was da über den Stammtischen an Vorstellungen wabert: „Dicke“ SUV sind eher die Ausnahme. Dieses Jahr etwa wurden bis August gerade mal 3.191 Range Rover neu zugelassen. Was vor allem neu auf die Straße kam, waren kompakte SUV wie der VW Tiguan (46.705 Zulassungen) oder der Opel Mokka (25.603). Und die sind nicht gerade Hexenwerk: Mit ihrer Grundfläche nutzen sie nicht mehr Parkraum als ein ordinärer VW Golf und weniger als ein Opel Astra. Auch beim Verbrauch nehmen sich „die“ SUV und die kompakten Brot-und-Butter-Autos kaum etwas. Dafür sind die SUV geräumiger, robuster, praktischer und komfortabler als die meisten Kompaktklasseautos. Kein Wunder also, dass die Käufer auf die großen Kleinen stehen. Und für Seat ein Hauptgrund, nach dem Ateca nun auch mit dem Arona in den wachsenden Markt einzusteigen.
Der Arona basiert auf der gleichen Plattform wie der Ibiza. Entsprechend kompakt sind die Maße: Er ist 4.138 mm lang, 1.780 mm breit und 1.543 mm hoch. Dennoch reicht es innen zu ordentlichen Platzverhältnissen. Vorne ist genug Raum auch für große Fahrer, Schultern und Ellenbogen kommen sich nicht ins Gehege. Der Einstieg ist etwas komfortabler als beim Ibiza, weil die Sitze höher liegen. SUV-Feeling kommt dennoch nur bedingt auf: Die Sitzposition in einem kompakten SUV ist nun mal – eher kompakt. Hinten ist das Platzangebot nicht wirklich üppig – auch da: eher kompakt. Anders beim Laderaum. 400 Liter stehen zur Verfügung, deutlich mehr als durchweg bei den Mittbewerbern. Wer die Lehnen der Rückbank umklappt, der hat bis zu 1.280 Liter zur Verfügung.
Erkennbar viel Mühe hat sich Seat mit den verbauten Materialien und der Qualität gegeben – bis hinein in die Details. In den höheren Ausstattungsstufen sorgen Ziernähte, Leder und hochwertige Plastikkomponenten für Wohlfühlatmosphäre. Die Instrumente sind gut einsehbar, alle Schalter gut zu erreichen. Ab kommendem Jahr soll es auch ein virtuelles Cockpit geben. Ein Lob für das Navigationssystem: klar, deutlich, schnell in der Ansage. Nur das mit den spanischen Straßennamen sollte die deutsche Sprecherin noch mal üben. Individualisierung ist auch so ein Zauberwort der Branche: Beim Arona lassen sich unterschiedliche Dach- und Karosseriefarben mischen – knapp 70 Kombinationen sind möglich.
Wahlweise Handschalter oder DSG
Die Ausstattungsliste führt eine ganze Reihe von Assistenzsystemen. Serienmäßig ist das, was Seat „Umfeldbeobachtungssystem“ nennt, Front Assist mit Fußgängererkennung und City-Notbremsfunktion, Berganfahrassistent und Multikollisionsbremse. Wer will, der ordert einen Ausparkassistenten, einen Parklenkassistenten für Längs- und Querparken, einen Warner für Objekte im toten Winkel oder eine automatische Distanzregelung. Apple CarPlay, Android Auto und MirrorLink vernetzen das Auto, das Smartphone lässt sich drahtlos aufladen und nebenher wird das GSM-Signal noch verstärkt. Ein Soundsystem sorgt für einen Klang, für den man in vordigitalen Zeiten das Taschengeld eines halben Jahres opfern musste. Und ab Mitte 2018 macht Amazons Alexa – auf Wunsch – auch vor dem Innenraum des Arona nicht Halt.
Zum Marktstart liefert Seat den Arona mit drei Benzinmotoren zur Wahl aus, Diesel soll es erst im nächsten Jahr geben. Alle Motoren kommen aus dem VW-Konzernregal und laufen auch in anderen Modellreihen. Die Motoren verfügen über Direkteinspritzung, Turboaufladung und Start-Stopp-Aufladung. Es beginnt mit einem 70 kW/95 PS starken Ein-Liter-Motor, den es ausschließlich in Kombination mit einer 5-Gang-Handschaltung gibt. 20 PS mehr leistet der Motor in der nächst höheren Stufe: 85 kW/115 PS. Ihn gibt es wahlweise mit 6-Gang-Handschalter oder 7-Gang-DSG-Getriebe. Von Anfang an im Angebot ist auch die sportliche „FR“-Version des Arona. Dessen 1,5-Liter-Aggregat schafft 110 kW/150 PS und ist mit einer 6-Gang-Handschaltung unterwegs.
Volumenmodell dürfte der Arona mit 115 PS werden. Mit ihm ist man flott und angenehm leise unterwegs, hat eigentlich nie das Gefühl, untermotorisiert zu sein. Der Benziner reagiert prompt auf die Befehle des Gaspedals und wieselt flott vor allem durch den Stadtverkehr – dafür sorgt nicht zuletzt ein maximales Drehmoment von 200 Nm, das mit dem leer keine 1,2 Tonnen schweren Seat leichtes Spiel hat. Aber auch auf der Autobahn reichen die 182 km/h Spitze gut aus. Sonderlich schaltfaul ist man allerdings nicht unterwegs, das ideale Drehmoment liegt erst bei 2.000 U/min. an und ist bis 3.500 U/min. verfügbar. Abhilfe schafft da das sehr komfortable und nahezu unmerklich arbeitende DSG-Getriebe. Als Durchschnittsverbrauch gibt Seat 4,9 Liter auf 100 Kilometer an (DSG: 5,0 Liter) Mit mindestens einem, eher zwei Liter mehr muss man nicht zuletzt wegen der spritschluckenden Schalterei in der Realität allerdings eher rechnen.
Deutlich mehr Fahrspaß ist dann allerdings auch gleich teurer: Der Seat Arona 1.5 TSI FR schafft 110 kW/150 PS, vor allem aber ist sein maximales Drehmoment von 250 Nm bereits ab 1.500 U/min. verfügbar. Das reicht für ein entspannteres Fahren und eine Höchstgeschwindigkeit von 205 km/h. Auch sie Spurtstärke ist deutlich besser: Er schafft es in 8,0 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100. Der 115-PS-Arona braucht mit DSG-Getriebe dafür zehn Sekunden. Den Benzinverbrauch des FR gibt Seat mit 5,1 Liter auf 100 Kilometern an.
Das Fahren selbst ist durch alle Motorisierungen so kommod, wie es in einem so kleinen SUV nur sein kann. Die Lenkung ist präzise und ausreichend direkt, das Lenkrad lässt sich in Tiefe und Neigung gut einstellen, die Sitze bieten einen guten Kurvenhalt und sind zumindest für den Fahrer auch in der Höhe einstellbar. Allradantrieb gibt es nicht – der frontgetriebene Arona sieht zwar ein bisschen so aus, ist aber beileibe kein Offroader. Die gegenüber dem Ibiza etwas höhere Bodenfreiheit reicht zwar, um über nicht allzu tief gefurchte Feldwege zu rollen – aber ins wirkliche Gelände mag man mit ihm dann doch nicht. Auf normalen Straßen ist er durchaus komfortabel gefedert, rumpelt auch nicht bei größeren Bodenwellen und fährt sich ganz entspannt.
jw/ap