Seat Ateca: So stark wie ein Tiguan?
Seat bringt im Sommer den Ateca auf den Markt. Der Tiguan-Bruder hat es mit starken Konkurrenten zu tun. Wie schlägt sich das in Tschechien produzierte SUV auf Asphalt und im Gelände?
Bei Seat blickt man im Moment in ungewohnt zufriedene Gesichter. Nach sechs Jahren ist der spanische Ableger des VW-Konzerns erstmals wieder in die Gewinnzone gefahren. Da kommt das neue Aushängeschild der Marke gerade Recht. Der Seat Ateca wird es aber nicht leicht haben. Die Konkurrenz ist stark. Der Ateca will den Markt nicht nur in Europa, sondern auch in anderen Regionen der Welt aufrollen. Produziert wird das SUV im tschechischen Skoda-Werk Kvasiny.
Ebenso wie der 4.50 Meter lange VW Tiguan, der etwas früher auf die internationalen Märkte fährt, basiert der 4.36 Meter lange Seat auch auf dem modularen Querbauksten. Mit dem Kompaktklassemodell Leon teilt er unter anderem den Radstand, um möglichst viele Gleichteile verwenden zu können. Je nach Motorisierung bringt das Serienmodell der 2011er-Studie IBX im Vergleich zum Leon rund 100 Kilogramm mehr auf die Waage. Das Design zeigt sich innen wie außen im sehenswerten, aber nicht mehr allzu überraschenden Seat-Look. Etwas mutiger hätte der Ateca durchaus sein dürfen. Die enge Verwandtschaft zum kompakten Leon wird nicht nur durch Sitze, Armaturenbrett und Bedienelemente deutlich.
Das Platzangebot ist so, wie man es von einem knapp 4.40 Meter langen SUV erwarten kann. Vorne sitzt man angenehm hoch und hat so eine gute Übersicht. Fünf Personen können in dem Spanier jedoch kaum ernsthaft längere Strecken zurücklegen. Dafür ist es im Fond schlicht zu eng und der Kardantunnel grenzt den Aufenthaltswert im Fond nochmals ein. Der 485 bis 510 Liter große Laderaum lässt sich über die elektrische Heckklappe , durch einen Tritt unter die Heckschürze auch ohne Berührung öffnen, einfach be- und entladen. Wer mehr Platz benötigt, legt die Rückbank im Verhältnis 1:2 um. Erst einmal eingestiegen und losgefahren unterstreicht der Ateca, wie klein die realen Unterschiede zu anderen Modellen mit dem Modularen Querbaukasten sind.
Abgesehen von der höheren Sitzposition könnte es auch ein Leon Kombi sein und real fährt sich auch der neue VW Tiguan kaum dynamischer. Die Fahrwerksabstimmung ist besonders mit den optionalen 19 Zoll Felgen stramm. 17- oder 18-Zöller bringen mehr Reisekomfort und zufriedenere Gesichter im Innern. Der 190 PS starke Topdiesel des Ateca 2.0 TDI 4Drive zieht ab 1.700 U/min mit seinen 400 Nm maximalen Drehmoment überaus kraftvoll durch und bietet mit 212 km/h Spitze und einem Normverbrauch von 5.0 Litern Diesel zumindest in höheren Tempi mehr Tatendrang als der 150-PS-Diesel. Wer mit weniger zufrieden ist, wird bei den anderen Dieselvierzylindern mit 115 und 150 PS oder dem 150 PS starken 1.4 TSI-Benziner fündig. Etwas wenig des Guten dürfte angesichts der Fahrzeugmasse der winzige 1.0 TSI-Dreizylindermotor mit 115 PS sein. Wahlweise gibt es je nach Motorvariante Sechsgang-Handschaltung, sowie sechs- und siebenstufiges Doppelkupplungsgetriebe.
Der Fahrer hat kann sich bei den Fronttrieblern zwischen vier Fahrprogrammen entscheiden, die sich über einen Drehschalter an Mitteltunnel bedienen lassen. Die sinnvollen Allradversionen bieten mit Offroad und Schnee zwei zusätzliche Fahrprogramme, in denen unter anderem Motorelektronik, Lenkung und DSG-Abstimmung angepasst werden.
Im leichten Gelände kann der Spanier durch seine Anstell- und Böschungswinkel allemal ausreichend punkten. Leichte Verschränkungen, Abstiege bis 60 Prozent und Abfahrten bis 70 Prozent erledigt der Allradler auch Dank der Haldex-Technik der fünften Generation ohne größere Mühen. Und auch wenn bei Bedarf und rutschenden Vorderrädern maximal 50 Prozent der Motorleistung an die Hinterachse gebrachten werden können – in größere Schwierigkeiten werden die Ateca-Fahrer ihren neuen Lieblings-SUV kaum bringen. Störend im sonst übersichtlichen Cockpit: der aktuell angewählte Fahrmodus wird nicht im Sichtfeld des Fahrers angezeigt. Auch schwierig, weil sich die einzelnen Fahrprogramme gefühlt kaum nennenswert voneinander unterscheiden.
Aktuell geht es mit dem Seat Ateca 1.0 TSI mit drei Zylindern und 115 PS los. Die Topversion Ateca 2.0 TDI 4Drive DSG bietet 190 PS, beheizte Alcantara-Sitze, LED-Scheinwerfer und Alufelgen. Sinnvolle Extras sind Details wie beheizte Windschutzscheibe, Navigationssystem, Soundsystem und Fahrerassistenzpaket V mit den Assistenten für Stau, Nothalt, Spurhalten, Verkehrszeichen sowie Abstandstempomat. Kauftipp dürfte für viele Kunden der 150 PS starke 1.4 TSI mit Allradantrieb und Doppelkupplungsgetriebe sein.