SEMA 2015 – Tunen, Pimpen und Stylen
SEMA 2015 – Tunen, Pimpen und Stylen. Wer hierzulande bei seinem Fahrzeug ungezügelte Träume verwirklichen will, den schickt der TÜV in die Wüste. Wer in den USA tunt, der bucht sich sein Ticket in die Wüste selbst. Von Mittwoch, 3. bis Freitag, 6. November 2015 verwandelt sich die Zocker Metropole Las Vegas wieder in das Mekka der Tuningfreaks. Die „SEMA 2015“ bereitet der größten Tuningmesse der Welt eine spektakuläre Bühne.
Über 2000 Aussteller präsentieren in Las Vegas alles, was Autos, schneller, stärker, schöner oder abgefahrener macht. Von der Hochleistungszündkerze bis zum Hot Rod ist alles im Angebot. Natürlich sind auch alle US-Hersteller und die wichtigsten Importeure in Las Vegas vertreten. Allein Ford und seine Partner zeigen mit 28 Fahrzeugen Flagge.
Die SEMA unterscheidet sich in einem wesentlichen Punkt von heimischen Tuningmessen. Für Fans heißt es nämlich: Wir müssen leider draußen bleiben. Die Show ist ausschließlich Fachbesuchern vorbehalten, von denen der Veranstalter rund 60 000 an den Messetagen erwartet. SEMA steht für „Specialty Equipment Market Association“. Der Verband der US-Tuner umfasst knapp 7000 Mitglieder, die auf dem größten Markt für Auto-Individualisierungen pro Jahr einen Umsatz von rund 31 Milliarden Dollar erzielen. Die erste SEMA-Tuning-Messe fand 1963 statt. Die Angebote von 98 Ausstellern lockten gerade einmal 3000 Besucher an, die lediglich fünf komplette Fahrzeuge bestaunen konnten.
Das Angebot der Aussteller umfasst ein breites Spektrum vom getunten Serienfahrzeug bis zum individuellen Hot Rod. Was hierzulande jeden Prüfer einer technischen Überwachungsorganisation in den Selbstmord treiben kann, gilt in den Vereinigten Staaten als „Fit for Fun“ und darf auf die Straße. Je extremer, desto besser.
In den USA Schwergewichte ihrer Branche sind Anbieter wie „Blood Type Racing“ aus Glenview im Bundesstaat Illinois oder „Vortech“ von der Westküste hierzulande allenfalls Insidern bekannt. „Blood Type Racing“ legt unter anderem gerne Hand an Modelle von Hyundai. Für die jüngste SEMA-Show darf es beispielsweise etwas mehr für das Coupé Veloster sein. Rennsportzutaten wie Überrollkäfig, Rennschalen und eine Mega-Audioanlage im Innenraum widersprechen sich für US-Boys nicht.
Schließlich lautet die Ansage im Karosseriebereich: extrem breiter Bodykit und 19-Zöller. Der 1,6-Liter-Vierzlinder erhält eine „Blutspende“ aus vergrößertem Lader, neuen Ladeluftkühlern, einer Methanol/Wasser-Einspritzung für über 500 PS. Auf die Pferdestärke genau wollen sich da weder Hersteller noch Veredler festlegen.
Auch der neue Tucson von Hyundai darf getunt werden. Mit sechs Zoll höherem Fahrwerk der Firma „Rockstar“ zum Beispiel. In Verbindung mit 32-Zoll-Reifen auf Spezialfelgen entsteht ein Geländewagen der Superlative. Mit zusätzlichen Schwellerrohren und Schürzen an Front und Heck. In einen 911-Turbo-Schreck verwandelt „Bisimoto“ aus Kalifornien den jüngsten SUV der Koreaner. Ihr aufgemotzter Vierzylinder mit 2,4 Liter Hubraum soll mehr als 700 PS mobilisieren. Und mit einem überarbeiteten V6 bringt Tuner „ARK Performance“ den Hyundai Genesis auf über 500 PS.
Bei Ford und seinen Partnern steht für die SEMA 2015 natürlich steht der Mustang im Mittelpunkt, in Leistungsstufen, die nicht einmal vor der Marke von 800 PS zurückschrecken. Neben den Pickups der F-150-Reihe, die als beliebteste US-Pkws seit jeher die Phantasie der Tuner beflügeln, hat Ford die Tuner-Elite aufgefordert, sich vor allem der SUV der Baureihen Explorer und Edge anzunehmen. Bei Tuner Tjin heißt das im Falle des Edge: Biturbo-V6 von Vortech, Luftfederung mit variabler Bodenfreiheit und dreiteilige 22-Zöller, die mit 265/45er Reifen bestückt sind. Einen technisch ähnlich modifizierten Edge namens „Ignition“ präsentiert Webasto, selbstverständlich mit fernbedienbarer Standheizung und Sonnendach.
Auch die wahren Exoten der Branche finden ihren Weg nach Las Vegas. „EVX Ventures“ bringt sein Sportwagenprojekt „Immortus“ von Australien nach Las Vegas. Mit einem Antrieb der auch Hardcore-Ökos in hemmungslose Raser verwandeln kann. Solarzellen auf dem Dach versorgen zwei Radnabenmotoren mit elektrischer Energie. Genug für einen Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 km/h in sieben Sekunden. Vorerst existieren von dem Auto erst ein Entwurf des Chassis und technische Komponenten. In Las Vegas wollen die Aussies den Markt für ihren ersten fahrbereiten Prototypen ab Ende 2016 vorbereiten.
20 modifizierte Modelle der Marken Jeep, Chrysler, Fiat und Dodge enthüllt Fiat-Chrysler Haustuner „Mopar“ in Vegas. Das reicht vom aufgemotzten Fiat 500 bis zum Dodge Challenger, der Muclecar-Ikone, die zu den am häufigsten Getunten Modellen überhaupt gehört.
GM-Tochter Chevrolet will das Veredlungsgeschäft nicht alleine den Tunern überlassen und stellt für die Baureihen Malibu, Camaro, und die SUVs Trax, Colorado und Silverado die sogenannten „Red Line“-Serie vor. Die Ausstattungslinie lässt die Antriebstechnik grundsätzlich unberührt und konzentriert sich auf spezielle Karosserieelemente, Innenausstattungen und Räder. Für den Camaro gibt es auch ein modifiziertes Fahrwerk. In Kooperation der Chevrolet-Designstudios in Amerika und Korea entstand die Studie eines sportlichen Kleinwagen Sparks. Die 17-Zöller sollen dem Spark einen Hauch Corvette Z07 verpassen. „Jeder Chevrolet trägt die DNA der Corvette in sich“, erklärt dazu Chefdesigner Todd Parker.“ – Das lassen wir jetzt einmal unkommentiert. Schließlich zeigt die SEMA, welche Möglichkeiten praktisch in jedem Auto stecken