Techno Classica: Bewegte Zeiten bei Skoda
Skoda zählt zu den weltweit ältesten noch produzierenden Automobilherstellern und blickt eine äußerst „Bewegte Geschichte“ zurück. Unter diesem Motto stellt die tschechische Marke auch ihre 16 Exponate auf der Techno Classica in Essen (–10.4.2016). Gleichzeitig feiert das Unternehmen 115 Jahre Motorsport, 50 Jahre Skoda 1000 MBX, 40 Jahre Baureihe 105/220 und 25 Jahre Zugehörigkeit zum Volkswagen-Konzern.
Der Motorsport gehörte von Anfang zur Unternehmensgeschichte. Es begann 1901 mit dem Sieg eines Ein-Zylinder-Motorrads der Vorläuferfirma Laurin & Klement beim anspruchsvollen Langstreckenrennen Paris-Berlin und findet ihren heutigen Höhepunkt in den Erfolgen des Skoda Fabia R5 in der WRC2-Kategorie der Rallye-Weltmeisterschaft. 1903 gewannen L & K-Maschinen 32 von 34 Langstreckenrennen, bei denen sie antraten. In Essen erinnern die Motorräder Typ TB, L 80 und CCR aus den Jahren 1902 bis 1905 an die frühen Erfolge.
Nach dem zweiten Weltkrieg sorgte der Skoda Supersport (Typ 966) für Furore. Ende der 1940er-Jahre entwickelten die Ingenieure zwei Rennwagen mit Vier-Zylinder-Reihenmotoren, die bis zu 180 PS leisteten und die Einsitzer auf über 200 km/h beschleunigten. Beide gebauten Exemplare galten jahrelang als verschollen, bis eines 2005 als buchstäblicher Scheunenfund in der Slowakei auftauchte. 2006 zeigte Skoda auf der Techno Classica diese Entdeckung in Einzelteilen, jetzt debütiert den komplett restaurierten 966.
1975 begann die Zeit des legendären Skoda 130 RS. Bereits zwei Jahre nach seiner Premiere fuhr er unter anderem zum Klassensieg bei der berühmten Rallye Monte Carlo und gewann 1981 die Markenwertung in der Tourenwagen-Europameisterschaft. Ausgestellt wird in Essen auch eine Replika des Skoda Favorit F 2 Rallye – mit einem solchen Fahrzeug holte die Marke 1994 den Rallye-Weltmeistertitel in der Fronttrieblerklasse.
Für die Vorkriegsproduktion des Automobilherstellers aus Mladá Boleslav stehen die Fahrzeuge L & K So/200, Typ 422 und 110 Phaeton, die zu den ersten Verkaufsschlagern der Marke zählen. Der Skoda Typ 110 Phaeton war zudem das erste Modell, das nach dem Zusammenschluss von Laurin & Klement mit dem Maschinenbaugiganten Skoda gefertigt wurde. Die komfortable Oberklasselimousine trug noch die Signets beider Firmen. Alle folgenden Automobile aus Mladá Boleslav trugen den jetzigen Markennamen mit dem mit dem geflügelten Pfeil zu erkennen. Der in Essen ausgestellte 110 Phaeton wurde 1928 produziert.
Mit einem modifizierten Skoda Rapid umrundeten im Jahr 1936 Jan Prochaska und Jindrich Kubias in 97 Tagen die Welt. Unter schwierigsten Bedingungen legte das Mittelklassemodell rund 27.000 Kilometer zurück. In Essen erinnert ein Cabrio an die Baureihe.
Die Zeitreise führt weiter in die Nachkriegsjahre, die der Sportwagen 1100 OHC einläutete. Seinen 50. Geburtstag feiert auf der Messe in Essen der Zweitürer 1000 MBX. Der geräumige Fünfsitzer mit Heckmotor und -antrieb kam im Oktober 1966 auf den Markt. Er stellte seinerzeit den Höhepunkt der 1,0-Liter-Klasse dar und war auch die Krönung der beliebten Viertürer-Baureihe 1000 MB.
Zehn Jahre später ging die Modellfamilie 105/120 in Serie. In 14 Jahren Bauzeit verkaufte sich das praktische und preiswerte Familienauto über zwei Millionen Mal, machte die damalige Tschechoslowakei mobil und wurde erfolgreich in viele weitere Länder exportiert. Ein 120 LS (M-Modell) erinnert ebenso an den Verkaufsschlager wie der Prototyp T 742, der erstmals vom Konzept „Heckmotor und Heckantrieb“ abwich – er trägt einen Vierzylinder unter der Fronthaube, der seine Kraft an die Vorderräder weiterleitet.
Den Höhepunkt und gleichzeitig das Ende der Heckmotorära begründete der Skoda 130 Rapid. In der Tschechoslowakei anfangs als Garde und später auch international als Rapid verkauft, profitierte das sportliche Coupé zunächst vom gleichen 1,2-Liter-Motor wie der Skoda 120. 1987 erhielt er mehr Leistung und ein deutliches Drehmomentplus von 13 Prozent – und mit dem neuen 5-Gang-Getriebe gelang ihm auch im Westen ein Achtungserfolg. Ein Jahr später baute Skoda einen Aluminiummotor und gab dem modifizierten Modell einen neuen Namen: Der 135 Rapid war der letzte Skoda mit Heckantrieb.
Ein wegweisendes Ereignis in der Geschichte der Marke jährt sich eine Woche nach der Techno Classica: Am 16. April 1991, also vor 25 Jahren, wurde Skoda Teil des VW-Konzerns. Das erste Modell unter dem gemeinsamen Dach war Felicia aus dem Jahr 1994, von dem auf der Oldtimer-Messe ebenfalls ein Exemplar steht.
Die Techno Classica in Essen gilt als die weltweit größte Oldtimermesse ihrer Art. Im vergangenen Jahr erlebten rund 190 000 Besucher mehr als 1250 Aussteller. Skoda präsentiert sich traditionell in Halle 7, wo auch weitere Marken der Volkswagen-Gruppe vertreten sind.