Trump: „Niedrigere Verbrauchswerte kosten Menschenleben“
Dass der amerikanische Präsident Donald Trump auf alles, was sein Vorgänger auf den Weg gebracht hat, wie ein spanischer Kampfstier auf das rote Tuch des Toreros reagiert, ist nicht neu. Und dass er Berichte über den Klimawandel für „Fake News“ hält, auch nicht. Neu aber ist die hanebüchene Begründung, mit der seine Regierung jetzt die Obama-Ära-Regeln für den zukünftigen Treibstoffverbrauch von Pkws und leichten Nutzfahrzeugen kippen will. Danach würde – glaubt man dem Verkehrsministerium (U.S. Departmen of Transportation) sowie der Umweltschutzbehörde EPA (Environmental Protection Agency) – eine Rücknahme, die alles beim Alten belässt, bis 2029 mindestens 12 700 Verkehrstote weniger bedeuten.
Die Flottenverbräuche sollen bis 2030 eingefroren werden
Geht es nach Trump, werden die Flottenverbrauchs-Standards im kommenden Jahrzehnt auf 7,8 Liter auf 100 Kilometer eingefroren. Nach der bislang geltenden Verordnung hätten sie zwischen 2020 und 2025 nur 5,6 Liter und danach 4,3 Liter auf 100 Kilometer erlaubt. Diese Regeln, die darauf abzielten, die Kohlendioxid-Emissionen zu reduzieren, stellten eine der wichtigsten Maßnahmen Obamas im Kampf gegen den Klimawandel dar. Die jetzige Regierung führt dagegen einen erheblichen Verlust an Verkehrssicherheit mit drei Hauptargumenten ins Feld.
- Leute, die sich ein sparsames Auto zulegten, würden wegen des geringeren Verbrauchs Geld sparen und deshalb mehr fahren, was die Wahrscheinlichkeit eines schweren Unfalls erhöhe.
- Die sparsamen Fahrzeuge seien wesentlich teurer, was die Kunden dazu bringe, weniger neue Fahrzeuge mit fortgeschrittenen Sicherheitsmerkmalen zu kaufen.
- Die Hersteller müssten ihre Autos als Reaktion auf steigende Standards kleiner und leichter machen, was die Sicherheit beeinträchtige.
Die Argumente sind aber offenbar nicht wirklich stichhaltig
Die Obama-Regierung war zu dem Schluss gelangt, dass die Amerikaner für jedes Prozent weniger Benzinverbrauch etwa 0,1 Prozent mehr fahren würden. Eine Schätzung, die inzwischen von Untersuchungen der renommierten Universitäten Yale und Harvard als weitaus zu hoch widerlegt worden ist und die Zunahme der Unfallzahlen dadurch weniger wahrscheinlich macht. Auch das Argument, dass ältere Autos viel öfters in schwere Unfälle verwickelt sind, haben Wissenschaftler als zu simpel bezeichnet, weil Schlüsselfaktoren wie Alter, Geschlecht der Menschen am Steuer und andere Ursachen nicht berücksichtigt worden waren. Das leichte Autos unsicher seien, ist ebenfalls einseitig. Es stimmt zwar, dass kleinere, leichtere Fahrzeuge ihre Insassen bei einem Unfall schlechter schützen., doch sie veruarsachen auch weniger Schaden an anderen Autos. Experten, die dieser Frage nachgingen, sind fest davon überzeugt, dass vor allem das Gewicht von SUVs und Pickup-Trucks reduziert werden müsste. Dadurch würden die Straßen insgesamt sicherer. Auch für Fußgänger.
Die USA würde ins Hintertreffen geraten
Susan Helper, eine ehemalige Chef-Ökonomin des Handelsministeriums zu Zeiten der Obama-Regierung, sagt, dass die negativen Auswirkungen wahrscheinlich sogar untertrieben sind. Autos könnten für Verbraucher zwar billiger werden, würden aber mehr Kraftstoff verbrennen. Auf mittlere Sicht würden die USA gegenüber China und Europa, die mit härteren Standards voranschreiten, ins Hintertreffen geraten. „Das ist wirklich gefährlich in Bezug auf die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit und macht Amerika alles andere als ‚great again‘.“
Für Trump könnte es noch eng werden
Noch ist die Schlacht nicht geschlagen. Kalifornien und 16 weitere US-Bundesstaaten haben bereits Widerstand angekündigt und wollen vor Gericht ziehen. Denn zur Trump-Initiative gehört ganz nebenbei, die Entscheidung allen 50 Staaten zwischen Alabama und Wyoming verbindlich aufs Auge zu drücken. Und das wird für Ärger sorgen. Spätestens bei den Halbzeitwahlen, den „Midterm elections“ am 6. November 2018. (ampnet/hrr)