Vorstellung Audi e-Tron – Stromer der Extreme
Das Elektroauto ist eine gewaltige Wette, in die Politik und Medien die Autoindustrie getrieben haben. Es könnte funktionieren, wenn alles aufs Beste zusammenfällt. Dazu muss bald eine umfassende Ladeinfrastruktur entstehen, mit der die Kunden ihr Fahrzeug aufladen können – zu günstigen Preisen und ohne Zusammenbrechen des lokalen Stromnetzes. Und wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, muss der Kunde auch noch gern zugreifen wollen.
Die Auswahl war sehr gering – bisher
Das ist keineswegs selbstverständlich, denn die Entscheidung für ein Elektroauto fiel bisher auch wegen der Produkteigenschaften nicht leicht. Abgesehen von den Premium E-Autos der Marke Tesla gibt es viele biedere Ökomobile vom Schlage eines Nissan Leaf zu kaufen. Diesem Missstand will Audi mit dem e-Tron abhelfen, einem Crossover-SUV, der gerade mit erheblichem Aufwand stufenweise enthüllt wird. Nach Mitfahrgelegenheiten an verschiedenen Standorten und einer statischen Enthüllung in San Francisco, vor der Haustür von Tesla, hat Audi jetzt erstmals die Fachpresse ans Steuer gelassen – und zwar in der ehemaligen deutschen Kolonie Namibia.
NIcht nur prestige – sondern auch Fahrspaß
Dort gab es Gelegenheit zu überprüfen, ob der e-Tron nicht nur das Prestigebedürfnis einer umweltbewegten Kundschaft befriedigt, sondern auch Fahrspaß vermitteln kann. Fernab der Zivilisation gibt es hier anspruchsvolles Gelände, freie Straßen und riesige Salzpfannen, auf denen sich wegen des niedrigen Reibwerts das Fahrverhalten im Grenzbereich gefahrlos ausloten lässt.
Tarnkappenmodus
Noch wird der e-Tron von reflektierenden Folien geziert, die Form entspricht allerdings bereits zu 100 Prozent dem Serienauto, das bereits unbeklebt zu sehen war. Kantige Linien, muskulöse Schultern und die große Bodenfreiheit dokumentieren den Dominanzanspruch des e-Tron, der ein wenig wie ein verlängerter, aggressiver Q5 wirkt. Das durchgehende Leuchtenband am Heck schlägt eine Brücke zu den Oberklasse-Modellen der Marke. A7, S8 und Q8 zeigen das gleiche Designelement.
Wie ein Raumschiff
Besonders futuristisch präsentiert sich das Cockpit des e-Tron. Die rechte Hand des Fahrers fällt auf eine Ablagefläche mit integriertem Wählhebel, vor ihm erstrecken sich eine horizontal geprägte Instrumentierung und großzügig verglaste Bedienflächen. Ungefähr so stellt man sich die Kommandozentrale eines Raumschiffs vor. Dieser Eindruck manifestiert sich, sobald das Auto per Knopfdruck zum Leben erwacht. Dann stehen stolze 408 PS und 664 Newtonmeter Drehmoment zur Verfügung. Der Elektroantrieb arbeitet so leise, dass nach kurzer Zeit die Abrollgeräusche dominieren. Doch im Innenraum bekommt man wegen der hervorragenden Dämmung selbst davon wenig mit.
Turboloch? Was soll das sein?
Bemerkenswert ist die Spontaneität, mit der dieses Elektroauto antritt. Denn die Beschleunigung erfolgt verzögerungsfrei – ganz im Gegensatz zu den modernen Dieselmotoren, bei denen dank Euro-6d-Temp-Regularien das längst verschwunden geglaubte „Turbo-Loch” fröhliche Urständ feiert. Die Beschleunigungswerte können sich in Anbetracht des hohen Leergewichts von 2,5 Tonnen sehen lassen: Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert 6,6 Sekunden, im „Boost”-Modus sind es 5,7 Sekunden. Die Spitze liegt bei abgeregelten 200 km/h.
Quer bist ebenfalls wer
Die eindrucksvolle Längsdynamik des e-Tron korrespondiert mit guten querdynamischen Fähigkeiten. Die Kraftverteilung wird blitzschnell justiert, das Auto reagiert perfekt auf Fahrzeugzustand und Fahrbahnbeschaffenheit, und zwar entsprechend dem vorgewählten Fahrmodus. Dabei haben uns zwei Eigenschaften besonders überrascht: Einerseits die Fähigkeit des e-Tron, kontrolliert und sicher zu übersteuern und anderseits seine Geländetauglichkeit: Mit fein dosierten Eingriffen kommt dieses Elektroauto abseits befestigter Straßen weiter, als es die Kundschaft je verlangen dürfte. Die Luftfederung erlaubt es dabei, das Fahrwerk um 7,6 Zentimeter in der Höhe zu verstellen.
Gut für die Safari – wenn es Strom gibt
Wer also etwa in Namibia zur Safari reist, dem sei der Audi e-Tron als nahezu ideales Expeditionsfahrzeug ans Herz gelegt. Auch, weil man so gut in ihm sitzt: Das Raumangebot ist großzügig, die Polsterung bequem. Und sie ist in einem eigenständigen Stil gestaltet, der den e-Tron von den anderen Audi-Modellen abhebt. Dem Spaß am Elektroauto steht dann fast nur noch der Preis im Wege: Knapp 80 000 Euro wird dieser Audi in der Basisversion kosten. Darauf lässt sich dann noch ein fünfstelliger Betrag an Extras draufsatteln. Und die Stromversorgung sollte gesichert sein. Zum Beispiel mit fossil betriebenen Generatoren wie in der Bitterwasser Lodge in Namibia.