VW-Chef Winterkorn
Europas größter Autobauer Volkswagen ist in den vergangenen Wochen mehrfach in den Schlagzeilen gewesen, nach einigen Irrungen und Wirrungen offensichtlich jetzt aber wieder in ruhigerem Fahrwasser unterwegs. Bei der heutigen Hauptversammlung in Hannover betonte Konzern-Chef Prof. Dr. Martin Winterkorn, dass man jetzt Klarheit über den weiteren Kurs habe und man sich – vor allem – voll auf das Geschäft konzentrieren könne.
Gleichzeitig bedankte sich Martin Winterkorn ausdrücklich im Namen aller fast 600.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch persönlich beim zurückgetretenen Aufsichtsratschef Prof. Dr. Ferdinand Piëch und zollte dessen Engagement für den Volkswagen-Konzern Respekt:
"Ferdinand Piëch hat die Automobilindustrie in den vergangenen fünf Jahrzehnten geprägt wie kein Zweiter – als Unternehmer, als Ingenieur, als mutiger Visionär. Dieser Konzern und seine Menschen haben Herrn Professor Dr. Piëch sehr viel zu verdanken. Das bleibt. Und vor dieser Lebensleistung haben wir und habe ich großen Respekt."
Weiter verwies Winterkorn darauf, dass die Aktionärinnen und Aktionäre sich sicher sein könnten, in einem Unternehmen mit sehr guten Geschäftsergebnissen und mit mindestens genauso guten Zukunftsperspektiven investiert zu haben. Im vergangenen Jahr habe die Autoindustrie zwar stark unter den kräftig schwächelnden Märkten in Russland und Brasilien leiden müssen. Auch schwankende Wechselkurse und Zukunftsangst über den weiteren Kurs der Weltwirtschaft waren nicht gerade geschäftsfördernd, was auch VW spürte. Allerdings nicht in der Stärke, wie das Gros der Hersteller. Es zeige sich, dass der Volkswagen-Konzern mit all seinen Marken noch am souveränsten durch die Krisenzeiten gesteuert ist.
Der Grund dafür ist die Ausrichtung auf qualitatives Wachstum. Mit 10 Millionen Autos hat der VW Konzern das selbst gesteckte Ziel vier Jahre früher als geplant erreicht. Außerdem wurden erstmals 200 Milliarden Euro Umsatz erreicht. Auch beim Operativen Ergebnis mit 12,7 Milliarden Euro wurde das Rekordvorjahr noch einmal übertroffen. Die Rendite vor Steuern stieg um einen Prozentpunkt auf 7,3 Prozent an. Damit ist VW auf dem Kurs ab 2018 dauerhaften 8 Prozent und mehr zu erwirtschaften.
In den vergangenen Tagen, so Winterkorn, gab es oft Kritik an der Rendite der Kernmarke VW, wobei vergessen werde, dass das nach wie vor sehr erfolgreiche China-Geschäft mit seinen 2,7 Millionen verkauften Fahrzeugen sich nicht im Operativen Ergebnis der Marke Volkswagenenthalten sei. Unabhängig davon werde man durch ein intelligentes Sparprogramm die Marge zusätzlich steigern. Allerdings lassen die Verantwortlichen hier Augenmaß walten. Der Wegfall kaum nachgefragter Modelle und Motoren, sowie die bessere Nutzung der jeweiligen Werke sind die grundlegenden Punkte.
Auch in der Kritik stand das Amerika-Geschäft, das weit hinter den Erwartungen zurückblieb. Eine große Offensive aus neuen SUV-Modellen soll in den kommenden Jahren für eine Belebung sorgen. Ebenfalls nicht in Vergessenheit geraten ist die Idee eines günstigen Einsteiger-Autos. Dieses soll aber nicht "auf Teufel komm raus" gebaut werden. Derzeit wird an einem Konzept gearbeitet, das betriebswirtschaftlich Sinn macht und verspricht, eine angemessene Rendite abzuwerfen. Und last but not least werde man sich mit den Nutzfahrzeug-Marken stärker einbringen. Diese sollen weltweit noch viel Potenzial bieten.
Ein erster Ausblick auf das Jahr 2015 verspricht eine moderate Steigerung bei den Auslieferungen. Außerdem soll sich die Rendite im Pkw-Bereich zwischen 6 und 7 Prozent einpendeln. Dass sich VW von der allgegenwärtigen Krisenstimmung nicht anstecken lässt, zeigt sich darin, dass der Konzern in den nächsten fünf Jahren mehr als 100 Milliarden Euro in Produkte, Technologien und Werke investiert. Dies, so Winterkorn, soll sicher stellen, dass wie in diesem Jahr der Passat auch das „Car of he Year 2025" aus dem Volkswagen-Konzern kommen wird.
H. Grassmann/dpp