VW Tiguan Allspace – Ein Raum-Schiff?
VW Tiguan Allspace – Ein Raum-Schiff? Wer den Volkswagen Tiguan Allspace zum ersten Mal vor sich sieht und den aktuellen Tiguan kennt, fragt sich, ob dieser Beiname wirklich verdient ist. Stehen dann beide einmal nebeneinander, entstehen beim Vergleich im Kopf auf einmal Begriffe wie „Schiff“, die wir sonst nur übergroßen Fahrzeugen zudenken. Bei 4,71 Meter gegen 4,49 Meter ist das eine Bild so falsch wie das andere richtig.
Der Datenvergleich bringt weiter: 109 Millimeter mehr Radstand stehen für mehr Platz für Passagiere und Gepäck zwischen den Rädern. Das Kofferraumvolumen wächst bei den Fünfsitzern um 145 Liter auf 760 Liter, das maximale Laderaumvolumen wächst sogar um 265 Liter auf 1.920 Liter. Das schlägt die meisten Kombis und SUV, aber auch viele Vans. Wer sich für die beiden Einzelsitze in der dritten Sitzreihe entscheidet und die auch benutzt, muss natürlich mit weniger Raum auskommen. Es bleiben ihm 230 Liter.
Wir fuhren den Fünfsitzer in der Version Tiguan Allspace 4Motion 2.0 TSI mit dem Siebengang-DSG. Der Allspace mit fünf Sitzen dürfte die in unseren Breiten erfolgreichste Konfiguration für alle darstellen, die Raum im Überfluss vor der zweiten Sitzreihe zu schätzen wissen. Die lässt sich beim Allspace um 180 Millimeter verschieben. Dann bleiben dahinter natürlich nicht mehr 760 Liter Laderaum, aber immer noch weit mehr als klassenüblich. So viel Sitzraumlänge zwischen B- und C-Säule haben die Designer mit einer breiteren Tür veredelt, was das Zusteigen im Vergleich zum normalen Tiguan erleichtert.
Dem längeren Tiguan gaben die Designer noch ein paar Merkmale mit wie eine höher angesetzte Motorhaube, einen neuen Grill und Sicken auf dem Dach als Merkmale für den Allspace. Die unterstreichen seine Größe, ohne ihm ein eigenständiges Aussehen zu verpassen. Der Allspace ist ein Tiguan.
Das gilt erst recht für alles unter dem Blech: Was der „Kleine“ kann, kann auch der „Große“. Und unser Großer legte mit dem 2.0 TSI-Motor von 132 kW/180 PS und einem maximalen Drehmoment von 320 Newtonmetern eine ordentliche Vorstellung hin. Ab 180 Benzin- oder Diesel-PS kommt der Allspace mit einem DSG und dem automatisch zuschaltendem Allradantrieb 4Motion. Diese Kombination aus Leistung und deren Zügelung verschafft dem Lang-Tiguan eine angenehme Gelassenheit. Auf winterlich glatter Fahrbahn ebenso wie bei schnellen Kurvenwechseln vermittelt dieser Antrieb dem Fahrer das Gefühl, für alle Herausforderungen gerüstet zu sein.
Ein Gutteil dieser Gelassenheit kommt aus der Möglichkeit, zwischen vier Fahrprogrammen zu entscheiden, wobei wir angesichts des Sauwetters es vorgezogen haben, die beiden Offroad-Programme nicht auszuprobieren. Wir haben lieber die Straßenprogramme ausprobiert und uns für eine individuelle Einstellung entschieden: vorwiegend Sport aber mit mehr Federungskomfort – ein Widerspruch, der sich ertragen lässt. Mit diesen Einstellungen des Autos und unserer Einstellung zur angemessenen Art, einen 1,7-Tonner mit 180 PS zu bewegen, lagen wir am Ende unserer Bekanntschaft mit dem Allspace bei knapp neun Litern auf 100 km. Der Normverbrauch (NEFZ) liegt bei 7,7 Litern. Theorie und Praxis klaffen auch hier nicht weiter auseinander, als zu erwarten war.
Der Allspace bekommt nun auch die beiden Bildschirme mit den Anzeigen im Blickfeld des Fahrers und im oberen Teil der Mittelkonsole wie der Tiguan. Bei dem großen Touchscreen oben in der Konsole werden die bisherigen Tasten durch virtuelle ersetzt. Dieser Bildschirm und der zwischen den klassischen Rundinstrumenten auf dem flachen vor den Augen des Fahrers können nun beide die Navi-Karten darstellen. Die hatte Volkswagen beim letzten Tiguan-Jahrgang den meisten Kunden unwillentlich verbaut und sie damit verärgert.
Aber diese Lücke ist nun geschlossen, das Angebot an Fahrer-Assistenzsystemen und anderen Helferlein so komplett, wie der Käufer es haben oder finanzieren will. Dem Fahrer kann es also einerlei sein, ob er am Steuer eines Tiguan oder eines Tiguan Allspace sitzt. Sein persönliches Erlebnis bleibt gleich. Es sei denn, er braucht sieben Sitzplätze oder den großen Laderaum mit immerhin rund 600 Kilogramm Zuladung. Oder er möchte Menschen, an denen ihm besonders viel liegt, mit der großen Freiheit in der zweiten Reihe verwöhnen.
sm/amp