Was Elon Musk die ganze Woche so macht
Die Frage war, lässt sich recherchieren, wie der Tagesablauf eines Topmanagers aussieht? Und zwar möglichst genau. Es geht um Tesla-Chef Elon Musk. Naheliegend wäre eine Anfrage an sein Büro, ob ein Blick in seinen Kalender machbar ist. Die Antwort kann man sich denken. Doch vielleicht fällt sie bei der amerikanischen Börsenaufsicht SEC nun positiver aus, wenn er und sein Vorstand die Twitter-Botschaft erklären sollen, Musk wolle Tesla von der Börse nehmen.
Musk selbst gab Einblick in seinen Tagesablauf
Das amerikanische Online-Wirtschaftsmagazin „Quartz“ wertete jetzt etliche Interviews der vergangenen Jahre aus, in denen Elon Musk über sein Arbeitspensum sprach. Darunter finden sich Statements zu seiner 90-Stunden-Woche, zu seinen Schlafzeiten wie auch zu seiner Freizeit. Auf der letzten Tesla-Aktionärsversammlung gab der gebürtige Südafrikaner einen interessanten, aber von weiten Teilen der Öffentlichkeit unbemerkten Einblick in seine Arbeitswoche. Das Ergebnis der Recherche kann jeder hier nachlesen.
Der Getriebene: Ein Wunder, dass er überhaupt schläft
Musks, dem unter anderem Tesla und auch das Raumfahrt-Unternehmen SpaceX gehört, ist nicht nur der Liebling der Börsianer und ein legendärer Sprücheklopfer, er träumt auch von der Besiedelung des Mars, baut Tunnel für den Verkehr von Morgen und will Menschen in einer Art Reise-Container mit 1000 km/h durch eine Röhre schießen, um sie unterirdisch ohne Wetter- und Verkehrsbehinderungen an ihr Ziel zu transportieren. Offenbar arbeitet der Milliardär und Multi-Unternehmer ohne Pause. Wie bleibt da noch Zeit für Privatleben und fünf Söhne, seine Ehefrau und eine Ex-Frau? Laut „Quartz“ muss man sich darüber wundern, dass er überhaupt zum Schlafen kommt.
So verläuft ein typischer Tag für Elon Musk
Um sieben Uhr klingelt der Wecker. Vergleichsweise spät zu Apple-Chef Tim Cook, der angeblich schon um 3:45 Uhr seinen Tag beginnt. Musk schafft es immerhin, rund sechs Stunden zu schlafen.
Das Frühstück lässt er meistens ausfallen. Nur ab und zu trinkt er einen Kaffee.
Anschließend geht/fährt/fliegt er zur Arbeit: Montag und Freitag ist er bei SpaceX in Los Angeles. An den restlichen Tagen bei Tesla in Palo Alto (bei San Francisco).
Die meiste Zeit verbringt er bei seinen beiden größten Unternehmen Tesla (42 Stunden pro Woche) und SpaceX (40 Stunden pro Woche).
Bei seinen Nebenfirmen Neuralink, OpenAI und The Boring Company sind es zusammen neun Stunden. Dabei nimmt er keine unangemeldeten Anrufe entgegen – um keine kostbare Zeit zu vergeuden. Deswegen fällt angeblich auch die Mittagspause meistens aus. Stattdessen schlingt er ein Sandwich in fünf Minuten während eines Meetings runter. Dafür soll Musk dann allerdings abends beim Business-Dinner reinhauen.
Seine Arbeitswoche im Vergleich zum US-Durchschnitt
- Arbeiten 12,1 Stunden (US-Durchschnitt: 6,3 Stunden)
- Schlafen sechs Stunden (US-Durchschnitt 7,8 Stunden)
- Freizeit 5,9 Stunden (US-Durchschnitt 9,9 Stunden)
Die Wochenenden verlaufen den Angaben zufolge unterschiedlich. Sonnabends arbeitet er häufig von seiner Villa in Bel-Air bei Los Angeles aus für SpaceX oder Tesla. Sonntags widmet er sich seiner Familie. Er geht mit seinen fünf Söhnen und seiner Frau zelten oder sie unternehmen einen kleinen Ausflug mit seinem Privatjet.
Wie viel Zeit tatsächlich für die Familie bleibt ist schwer zu sagen
In der Biografie von Ashley Van verrät Musk: „Ich habe die Kinder etwas mehr als die halbe Woche bei mir und verbringe etwas Zeit mit ihnen. Ich nehme sie auch mit, wenn ich mal die Stadt verlasse, und wir unternehmen jedes Jahr eine Camping-Reise.“ Wenn alles erledigt ist, geht Musk schlafen – normalerweise ist das aber nicht vor ein Uhr nachts der Fall. Bleiben zwei Fragen: Wie lange sitzt er pro Tag auf der Toilette? Und: Geht dieses Geschäft des Computerjunkies papierlos?
Insgesamt arbeitet er in 6 Firmen
Wenn er nicht gerade Schlagzeilen wie die Privatisierung von Tesla, das vergebens produzierte Mini U-Boot zur Rettung in Thailand oder die verkündete Tesla Pleite produziert, so muss er sich in seiner Arbeitswoche um 6 Firmen kümmern.
- Tesla Motors (Gründungsjahr 2004). Mit den Elektroautos, die die sehr ambitionierte Firma herstellt, hat er die alteingesessene Benzinbranche durchaus gewaltig erschreckt. Musk ist der festen Überzeugung, dass das Automobil mit Verbrennungsmotor ein Auslaufmodell ist. Dumm nur, dass keines seiner derzeit drei Modelle (Model S, Model 3 und Model X) Geld verdient. Die Firma hat Milliarden Schulden und braucht ständig frisches Geld. Kürzlich wurde wieder einmal ein neuer Rekordverlust (2. Quartal 2018) allein bei seiner Autofabrik Tesla in Höhe von 719 Millionen Dollar verkündet.
- SpaceX (2002). Mit der Firma will er zeigen, dass man wiederverwendbare Raketen bauen kann. Keine Wegwerfdinger wie sie die US-Raumfahrtbehörde NASA seit Jahrzehnten verwendet (vom Space Shuttle mal abgesehen). Bewiesen hat er, dass solch eine Rakete, nachdem sie gestartet wurde, tatsächlich wieder rückwärts landen kann, um später erneut in den Himmel gejagt zu werden. Musks im Wortsinn hochfliegende Pläne sehen auch vor, ein Raumschiff zu bauen, mit dem ein Team eines Tages zum Mars donnern soll. Der 47-Jährige hat es immerhin geschafft, bei SpaceX die NASA einzubinden und mit ihr einen Vertrag über eine Zusammenarbeit abzuschließen, der etwa 1,4 Milliarden Dollar wert sein soll.
- The Boring Company (2016) und Hyperloop (2013). Beide gehen in den Untergrund, kooperieren eng und wollen nicht nur die Vereinigten Staaten, sondern am liebsten gleich die ganze Welt untertunneln, um in den Röhren Züge/U-Bahnen fahren zu lassen. Natürlich elektrisch angetrieben und mehrere hundert Stundenkilometer schnell. Erste Tunnels gibt es bereits, wenngleich sehr kurze. Tests hat es darin wohl auch gegeben. Die Ergebnisse sind unbekannt. Und wie bei den beiden ersten Firmen aus Musks Weltreich: Auch Boring dürfte noch eine Geldverbrennungsanlage sein.
- The Gigafactory (2014). Die Fabrik ist ein Teil von Tesla. Dort werden Akkus für die Elektroautos hergestellt. Es gibt zwei Probleme: Die Produktion ist aufwändiger als geplant und deshalb kommen zu wenig Akkus von den Herstellungsbändern. Das führt dazu, dass es nicht genügend Akkus für die Ausrüstung der Autos gibt, die dann nicht termingerecht ausgeliefert werden können. Immerhin will Musk dieses Jahr 500 000 Elektroautos bauen, für die alle die elektrischen Kraftspender gebraucht werden. Derzeit sieht es nicht so aus, als ob die Stückzahl erreicht werden könnte.
- „SolarCity“ (2006). Das mit seinen Cousins Peter Rive und Lyndon Rive gegründete Unternehmen konzipiert, finanziert, vertreibt und installiert Solarstromanlagen. Ob das Geschäft mit der kostenlosen Sonne auch die Kasse erwärmt, ist nicht bekannt.
Musk selbst besitzt Milliarden an Privatvermögen
Das Wirtschaftsmagazin Forbes, das jährlich eine Hitliste der reichsten Amerikaner veröffentlicht, stufte ihn jetzt mit knapp 20 Milliarden Dollar Vermögen auf Platz 54 der 100 Reichsten des Landes ein. Wie genau er das riesige Vermögen ansammelte, ist unklar. Jedenfalls kann er es sich angesichts dessen leisten, bei Tesla als Big Boss um zehn Jahre zu verlängern – bei nur ca. 37 000 US-Dollar Jahresgehalt. Und erst, wenn der Laden mal Geld verdienen sollte, bekommt auch er mehr ab.
Gründen, Übernehmen, Verkaufen
Steinreich geworden ist er mit Firmengründungen, -übernahmen und -verkäufen. So hat er es unter anderem mit dem Online-Bezahldienstleister „PayPal“ gemacht, der 2002 an eBay für 1,5 Milliarden Dollar verscherbelt wurde. Musk war zu dem Zeitpunkt mit 11,7 Prozent größter Anteilseigner und kassierte nach damaligem Kurs mehr als 150 Millionen Dollar. Das ist aber nur das prominenteste Beispiel. Schon 1999 verkaufte er das mit seinem Bruder gegründete Internetunternehmen Zip2 für 309 Millionen Dollar an den Computerhersteller Compaq. Der Preis galt damals in der Start-up-Szene als Sensation.