WRC Rallye in Finnland
In einem dramatischen Krimi verwies er seinen Teamkollegen Sébastien Ogier im Wimpernschlag-Finale mit 3,6 Sekunden Vorsprung auf Rang zwei. Hinter dem Franzosen komplettierte Kris Meeke im Citroën das Podium mit 50,6 Sekunden Rückstand auf die Spitze. "Ich habe alles versucht, aber Jari-Matti war dieses Wochenende nicht zu schlagen“, zollte Weltmeister Sébastien Ogier dem SiegerRespekt. Er gewann die Rallye im Vorjahr und weiß „dass es sehr schwer ist, in den dichten finnischen Wäldern bei Tempo 190 die richtige Linie zu finden". Ogier und Latvala lieferten sich bis auf den letzten Kilometer der Rallye einen harten Kampf um den Sieg.
Für die Besatzungen der World Rallye Cars war dieser WM-Lauf im Mutterland des Rallye-Sports eine nervliche Zerreißprobe. Rallye fahren spielt sich stets zum großen Teil im Kopf ab. So fiel die vermeintliche Vorentscheidung auf den ersten zwei Prüfungen am Sonnabend . Latvala ging als Führender auf die Strecke. Ogier musste um jeden Preis attackieren, verlor auf den ersten zwei WP aber erneut Zeit. Der Vorsprung vor Ogier zu diesem Zeitpunkt war mit 31,1 Sekunden komfortabel. Ein Sieg von Latvala schien in dieser Konstellation nur noch Formsache.
Aber es folgte ein Krimi erster Güte. Wie Ogier erwischte der Finne auf WP 20 auf der Piste ein großes Schlagloch. Während Ogiers Polo R WRC unbeschadet weiterfuhr, fiel Latvalas Bremsanlage vorne rechts aus. Eine Reparatur nur mit Bordmitteln, wie im Reglement vorgeschrieben, war nicht möglich. Latvala musste mit nur drei Bremsen weiterfahren – ein echter Tanz auf der Rasierklinge. Der mühsam herausgefahrene Vorsprung schmolz auf den drei noch ausstehenden WP des Tages drastisch auf knappe 3,4 Sekunden. „Ich bin nicht hier, um zu verlieren“, zeigte sich Latvala zuversichtlich mit viel Selbstvertrauen vor den entscheidenden 37 Kilometern am Sonntag. Sein Schlüssel zum Erfolg war „Sisu“. Dieses Wort setzen die Finnen mit Kraft, Ausdauer, Beharrlichkeit, Unnachgiebigkeit und Kampfgeist gleich – „Sisu“ gilt als angeblich nur den Finnen eigene mentale Eigenschaft, die in Latvalas Fall zu einem erneuten skandinavischen Sieg bei der Rallye Finnland führte.
Damit setzt sich eine Tradition fort, denn bis heute ist dieser WM-Lauf von skandinavischen Fahrern beherrscht. Insgesamt wurden 63 Rallyes gefahren. Gerade einmal sechs davon wurden von Nicht-Skandinaviern gewonnen. Bei den Herstellern war Volkswagen erneut das Maß der Dinge. Hyundai hatte zu Beginn wieder ein Auto verloren und mit dem zweiten i-20 WRC keine Chance.
In drei Wochen startet die Deutschlandrallye in Trier. Hier kann Volkswagen bereits die Weltmeisterschaft in der Herstellerwertung verteidigen und damit das erste Saisonziel sichern. In der Fahrer-WM führt nun Sébastien Ogier mit 187 Punkten vor Jari-Matti Latvala (143) und Andreas Mikkelsen (95). Bei den Herstellern liegt VW einsam mit 305 Punkten an der Spitze, gefolgt von Citroën (130) und Ford (106).
Ferner verdichtete der Besuch von Toyota-Chef Akio Toyoda in Finnland die Gerüchte, dass mit Toyota bald ein fünfter Hersteller in die Rallye-WM einsteigen wird. 2016 könnte es soweit sein.