WRC2-Comeback von Solberg und Minor
Finnland 2016, ebenfalls mit Henning Solberg, war der bislang letzte Auftritt von Ilka Minor in der Rallye-Weltmeisterschaft – am vergangenen Wochenende feierte die in Wien lebende Kärntnerin ein furioses Comeback. Und wieder war es der Norweger, der auf ihre mehr als 100 WM-Rallyes zählende Erfahrung setzte.
Die Vorbereitungen waren turbulent
Ilka Minor erzählt: „Eigentlich wollten wir ja mit einem Ford Fiesta R5 starten, doch Henning musste kurzfristig umdisponieren und wurde bei Toksport fündig, wo bereits ein Skoda Fabia R5 für den Briten Chris Ingram auf dem türkischen Einsatzplan stand. Das Team war jedoch schon auf dem Weg gen Süden. Kurzerhand wurde umgedreht und ein zweiter Fabia für uns aufgeladen.“ Der Fahrer des Toksport-Transportfahrzeugs wird also das WM-Comeback des norwegisch-österrechischen Duos nicht so schnell vergessen – und zwar nicht nur wegen des Umdrehens. Aufgrund der Fahrzeugänderung in letzte Minute konnte sich Solberg erst am Montag vor der Rallye mit dem Fabia R5 vertraut machen. Rund 40 Testkilometer mussten genügen.
Auch beim Start lief nicht alles rund
Ilka lacht: „Henning wollte gleich einmal falsch abbiegen, er war an diesem Abend irgendwie kopflos. Das Ganze hat uns aber glücklicherweise nur rund sechs Sekunden gekostet.“ Auf dem Stadt-Parcour mussten die WM-Proagonisten ihre „Gymkhana“-Qualitäten unter Beweis stellen: Insgesamt fünf 360 Grad-„Ringerl“ mussten gezogen werden.
Trotzdem war die Zeit bei der ersten SP war unglaublich
Bei der ersten Sonderprüfung am Freitag mussten 38km am Stück absolviert werden. Solberg fuhr dabei seine Geschwindigkeit von Anfang bis zum Ende durch. Groß war dann die Überraschung, als Minor im Ziel dieser Prüfung erfuhr, dass diese Zeit ein Bestwert in der WRC2/RC2 ist. Satte 28 Sekunden schneller als Jan Kopecky im Werks-Skoda. In den folgenden Prüfungen wollten Solberg/Minor das Tempo etwas erhöhen, was auch die beiden Skoda-Werksfahrer in Erwägung zogen, sodass die beiden Privatiers zwar keine weitere Bestzeit mehr einfahren, aber mit Kopecky und Tidemand mithalten konnten. In Summe schauten aber noch immer 2,9 Sekunden Vorsprung heraus.
Die Letzten werden die Ersten sein
Minor erläuert: „Da wir nicht in der WRC2 eingeschrieben waren, hatten wir eine an sich nachteilige Startposition. Doch an diesem Nachmittag wurde der späte Startslot unser großer Joker. Denn wir haben noch rechtzeitig mitbekommen, dass sich die Spitzenpiloten allesamt Reifenschäden einfuhren. Wir haben daher versucht, es clever anzugehen und so bestand unser Fokus darin, den großen Steinen auszuweichen.“ Dank angepasster Geschwindigkeit wurden an diesem Nachmittag nicht nur drei WRC2/RC2-Bestzeiten eingefahren, sondern zeitmäßig kräftig abgestaubt. Am Ende des Tages lagen Solberg 3:33 Minuten vor Skoda-Ass Kopecky sowie 3:49 Minuten vor Teamkollege Ingram. Am Samstag wurde diese Taktik fortgeführt und der Vorsprung auf über fünf MInuten vergrößert.
Der Sonntag war noch defensiver
Die Steinvermeidungstaktik wurde weiter fortgeführt. Wenn auch noch defensiver als am Samstag. Getreu dem Motto: Verwalten und vermeiden. So wurde der Vorsprung auf endgültige 4:44 Minuten „zusammengestutzt“. Denn auch auf der abschließenden Powerstage ließ man sich zu keinen Mätzchen verleiten – wozu auch, schließlich sind weder Solberg noch Minor in der WRC2 eingetragen. Der hieß also Kopecky. Dass man sich dennoch ins Geschichtebuch der Rallye-WM eintragen konnte, lag am Gesamtstand. Denn auch bei den „Großen“ forderte die „Prügelorgie“ ihre Opfer. Und so landeten Solberg/Minor dort auf Platz sechs. Sie erhalten selbstverständlich die Punkte für die große Spielklasse WRC.